Baumöl,
s. Olivenöl.
738 Wörter, 5'056 Zeichen
Technologie, Gewerbe und Industrie — Waarenkunde — Fette, Harze etc
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
s. Olivenöl.
(Olivenöl, lat. oleum olivarum, franz. huile d'olive, engl. Oliveoil, ital, olia di olive, holländ. Boomolie); dasselbe wird aus den Früchten des Ölbaumes, Olea europaea, gewonnen, der seine Heimat wahrscheinlich in Syrien hat und seit langer Zeit in Italien, Istrien, Dalmatien, Griechenland, Palästina, Spanien, Portugal und Südfrankreich kultiviert wird; aber auch nach der Krim und nach Peru und Mexiko ist der Ölbaum verpflanzt worden. Man hat nicht weniger als 43 verschiedene Spielarten vom Ölbaum. Von diesen soll das beste Öl Olea europaea var. pignola liefern, welche in der Provence und der Gegend von Genua gezogen wird, während die Früchte von Olea europaea var. hispanica, häufig in Spanien, die größte Ölmenge geben sollen. Behufs Gewinnung eines guten Speiseöls läßt man die Früchte völlig reif werden, welche dann eine dunkelviolette bis fast schwarze Farbe haben; die Ernte erfolgt dann im Dezember; aus unreifen Oliven bereitetes Öl hat eine grünliche Farbe. Die Früchte werden durch Schütteln oder Abschlagen mittelst Stangen geerntet, für Gewinnung feinen Speiseöles werden sie mit den Händen gepflückt. Man entfernt dann die Kerne und preßt das Fruchtfleisch, welches der Träger des Öles ist, sofort bei gewöhnlicher Temperatur aus; das so gewonnene Öl heißt Jungfernöl (Huile vierge); durch hierauf folgendes Pressen in der Wärme wird noch eine neue Menge, jedoch weniger gutes Öl gewonnen. Die größte Ausbeute erhält man jedoch, wenn die Früchte zu Haufen aufgeschüttet einer kurzen Selbstgärung unterworfen werden, worauf man sie stark preßt; hierbei gewinnt man auch das in den Kernen enthaltene Öl mit. Die Preßrückstände geben, mit heißem Wasser übergossen, noch eine neue Menge Öl. Aber noch immer sind die Gewebe der Oliven noch nicht völlig erschöpft, denn nach monatelangem Aufbewahren der Rückstände in tiefen, mit Wasser halb gefüllten Zisternen scheidet sich an der Oberfläche der Flüssigkeit noch eine gewisse Menge Öl ab, welches Höllenöl (huile d'enfer) genannt wird und nur als Fabriköl verwendet werden kann. Das als Speiseöl oder Tafelöl dienende Olivenöl wird im Kleinhandel gewöhnlich als Provenceröl (Oleum Olivarum provinciale) bezeichnet, alles andere als Baumöl. Das feinste Provenceröl ist das von Aix, dann folgen die Öle von Genua, Nizza, vom Gardasee, Lecce, Bari und anderen Orten. Alles nicht als Speiseöl zur Verwendung kommende Olivenöl wird vorzugsweise zur Fabrikation von Baumölseife (Marseiller Seife), sowie zum Einfetten der Wolle und als Maschinenöl verwendet. In der Türkischrotfärberei benutzt man mit Vorliebe ein dunkeles, übelriechendes, sauer reagierendes B., welches man Tournantöl nennt und welches aus angefaulten, beschädigten oder überreifen Früchten und zu stark vergorenen Preßrückständen gewonnen wird. Mit Ausnahme des schwachgepreßten Jungfernöles sind alle anderen Sorten von B. anfangs trübe und klären sich erst nach längerer Lagerung. In Italien hat man hierzu große mit Steinplatten oder Cement ausgekleidete Cisternen. Gutes Provenceröl ist hellgelb, vollkommen klar und
durchsichtig, ohne Bodensatz, fast geruchlos, von mildem, reinen und angenehmen Geschmack; es hat bei 12° C. 0,9192 spez. Gewicht, bei 25° 0,9109. Manche Sorten erstarren theilweise schon bei 4-12° C., indem sich weiße körnige Massen abscheiden, andere Sorten erst einige Grade über oder unter Null; bei noch weiterer Abkühlung erstarrt die ganze Masse des Öles. Das B. ist sehr häufig Verfälschungen mit anderen wohlfeileren fetten Ölen unterworfen, die Nachweisung solcher Zusätze ist oft sehr schwierig. Haupthandelsplätze für B. sind: Triest, Marseille, Toulon, Nizza, Montpellier, Livorno, Genua Gioja-Tauro, Gallipoli, Bari, Malaga, Valenca, u. s. w. Man erhält das B. gewöhnlich in Fässern von 500 k und darüber; feinstes Tafelöl wird auch in Flaschen versendet. Das für technische Zwecke bestimmte B. wird, um es von der Steuer zu befreien, durch Zusatz von etwas Rosmarinöl oder Terpentinöl denaturiert. Vergl. Zolltarif im Anh. Nr. 26. a. Die Ausfuhr von B. aus Italien belief sich im Jahre 1877 auf 44757 Quintal im Werte von 6265980 Lire. In Italien bedeckt die Olivenkultur eine Oberfläche von 200311 Hektaren, welche im Durchschnitte 3385590 Hektoliter Öl geben, d. h. 376 für jede Hektare. - Die Produktion von Olivenöl in Spanien beläuft sich auf nur 1135750 Hektoliter, die von Frankreich auf 250000, von Algier 150000 und von Österreich 254000 Hektoliter. Die Zahlen der griechischen und türkischen Produktion sind nicht bekannt. Die Ausfuhr von Corfu belief sich im Jahre 1877 auf 148833 Barili (à 66 k). In das deutsche Zollgebiet wurden 1878 eingeführt 1912200 k Baumöl in Fässern und 6782150 k. denaturiertes. - Einfuhrzoll: S. Tarif im Anh. Nr. 26 a 2 und 26 a 1; denaturiertes Nr. 26 a 3 (zollfrei).
Im Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz, 1890
Das allerreinste Oel ans Oelbäumen, 2 Mos. 27, 20. gestoßen oder gepreßt, 3 Mos. 24, 2.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
s. Olivenöl.