Baumgarten
(Arboretum), s. Dendrologie.
Baumgarten
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Baumgarten
(Arboretum), s. Dendrologie.
Baumgarten,
1) Konrad, nach der schweizer. Sage ein Landmann zu Altzellen im Kanton [* 2] Unterwalden, welcher 1306 den österreichischen Amtmann Wolfenschieß auf Roßberg erschlug, weil dieser seine Frau zu entehren versucht hatte. Das Gedächtnis der That erhält eine Kapelle bei Altzellen.
2) Siegmund Jakob, einflußreicher Theolog des vorigen Jahrhunderts, geb. zu Wolmirstedt, studierte seit 1724 in Halle, [* 3] ward 1734 ordentlicher Professor daselbst. Er starb 1757. Als Schüler und Anhänger Wolfs wandte er dessen demonstrative Methode mit Vorsicht auf die Dogmatik (»Evangelische Glaubenslehre«, Halle 1759-1760, 3 Bde.) an. Um die deutsche Litteratur verdient machte er sich durch seine Übersetzung der von englischen Gelehrten bearbeiteten »Allgemeinen Weltgeschichte« (Halle 1744-59, 18 Bde.; fortgesetzt von Semler). Er schrieb noch: »Auszug der Kirchengeschichte« (Halle 1743-63, 3 Bde.);
»Geschichte der Religionsparteien« (das. 1755);
»Nachrichten von merkwürdigen Büchern« (das. 1752-57, 12 Bde.).
Seine Biographie schrieb Semler (Halle 1758).
3)
Alexander
Gottlieb, philosoph. Schriftsteller,
Bruder des vorigen, geb. zu
Berlin,
[* 4] studierte in
Halle
Theologie und
Philosophie und wurde 1740
Professor der
Philosophie zu
Frankfurt
[* 5] a. O., wo er starb. Baumgarten
ist
einer der tüchtigsten
Schüler
Wolfs, ein scharfsinniger und klarer
Denker, welcher den Wolfianismus auf den Kulminationspunkt
seiner innern
Ausbildung führte und nach außen die schon hier und da bedrohten
Grenzen
[* 6] tapfer verteidigte. Am bekanntesten
ist jedoch Baumgarten
durch die Begründung der
Ästhetik als einer selbständigen philosophischen
Disziplin, die
in der
Einteilung der philosophischen
Wissenschaften dicht neben der
Logik zu stehen kommen sollte, geworden (s.
Ästhetik).
Seine
Idee einer
Wissenschaft des
Schönen stellte er zuerst in der
Schrift
»De nonnullis ad poema pertinentibus«
(Halle 1735)
auf. Aus seinen
Diktaten entstanden
Meiers »Anfangsgründe aller schönen
Wissenschaften«
(Halle 1748-50, 3 Bde.),
worauf
Baumgarten
selbst seine »Aesthetica« (Frankf. 1750-1758, 2 Bde.; 2. Aufl.
1759) erscheinen ließ, an deren Vollendung ihn jedoch der
Tod verhinderte. Unter seinen
Schriften über andre Teile der
Philosophie
sind noch hervorzuheben: »Metaphysica«
(Halle 1739, 7. Aufl. 1779; hrsg. von
Eberhard, 1783);
»Philosophia generalis« (hrsg. von Förster, das. 1770);
»Ethica philosophica« (das. 1740);
»Annotationes in logicam« (das. 1761);
»Jus naturae« (das. 1765).
Vgl. F. G.
Meier, Baumgartens
Leben und
Schriften
(Halle 1763);
Joh.
Schmidt,
Leibniz und Baumgarten
(das. 1874)
4)
Michael, protest. Theolog, geb. zu Haseldorf
in der holsteinischen Elbmarsch, studierte seit 1832 aus der
Universität zu
Kiel,
[* 7] habilitierte sich 1839 als
Privatdozent daselbst, wurde 1846
Pastor zu
Schleswig,
[* 8] 1850 ordentlicher
Professor der
Theologie in
Rostock.
[* 9] Streng bibelgläubig,
aber feind allem hierarchischen
Wesen, geriet Baumgarten
bald mit dem
Oberkirchenrat in Zwiespalt.
Als er auf einer Pfarrkonferenz zu
Parchim gegen Einführung zeremonial-gesetzlicher
Grundsätze in die Sonntagsfeier eiferte und arglos eine
Prüfungsfrage stellte, ob sich eine
Revolution aus der
Heiligen Schrift rechtfertigen lasse, ward er aus der theologischen
Prüfungskommission entlassen und unter Nichtachtung des für solche
Fälle vorgeschriebenen
Verfahrens seiner Professur
enthoben. Die in Bezug hierauf von ihm herausgegebenen
Schriften: »Eine kirchliche
Krisis in
Mecklenburg«
[* 10] (Braunschw. 1858),
»Der kirchliche Notstand in Mecklenburg« (Leipz. 1861),
»An die
Freunde aus dem Gefängnis« (Berl. 1862)
etc. zogen ihm wegen
Preßvergehen zweimalige
Verurteilung zu
Haft und
Geldbuße zu. In
Rostock lebend, wirkt Baumgarten
unermüdlich
durch
Schriften und öffentliche
Vorträge für eine Neugestaltung der deutschen evangelischen
Kirche und
war bis 1877 im
Protestantenverein Hauptvertreter der bibelgläubigen
Richtung.
Vgl. seine Schriften: »Der Protestantenverein, ein Panier im Deutschen Reich« (Berl. 1871);
»Eine Krisis innerhalb des Deutschen Protestantenvereins« (Rostock 1876).
Von Baumgartens
größern Werken sind zu nennen: »Theologischer
Kommentar zum Alten
Testament«
(Kiel 1843-44, Bd. 1);
»Apostelgeschichte, oder Entwickelungsgang der Kirche ¶
von Jerusalem [* 12] bis Rom« [* 13] (2. Aufl., Braunschw. 1859, 2 Bde.);
»Die Nachtgesichte Sacharias« (neue Ausg., das. 1858);
»Die Geschichte Jesu« (das. 1859);
»Schleiermacher als Theolog« (Berl. 1862);
»Zwölf kirchengeschichtliche Vorträge zur Beleuchtung [* 14] der kirchlichen Gegenwart« (Brem. 1869);
»Kirchliche Zeitfragen in Vorträgen« (Rostock 1873);
»Lutherus redivivus, oder die kirchliche Reaktion« (Frankf. 1878);
»Doktor Martin Luther. Volksbuch« (Rostock 1883)
5) Hermann, deutscher Geschichtschreiber, geb. in dem braunschweigischen Dorf Lesse, studierte seit 1842 zu Jena, [* 15] Halle, Leipzig, [* 16] Bonn [* 17] und Göttingen [* 18] Geschichte und Philologie, ward 1848 Lehrer am Gymnasium zu Braunschweig, [* 19] 1850 Redakteur der »Reichszeitung« daselbst, ging 1852 nach Heidelberg, [* 20] wo er in naher Verbindung mit Gervinus und Häusser seine historischen Studien fortsetzte, dann nach München, [* 21] wo er mit v. Sybel, Bluntschli und Brater verbunden und an der Gründung der »Süddeutschen Zeitung« beteiligt war, und beschäftigte sich dann in Berlin mit archivarischen Arbeiten. 1861 wurde er als Professor der Geschichte und Litteratur an das Polytechnikum nach Karlsruhe, [* 22] Ostern 1872 aber in gleicher Eigenschaft an die neueröffnete Universität Straßburg [* 23] berufen. Er schrieb: »Gervinus und seine politischen Überzeugungen« (Leipz. 1853);
»Zur Verständigung zwischen Süd und Nord« (Nördling. 1859);
»Partei oder Vaterland?« (Frankf. 1866);
»Der deutsche Liberalismus. Eine Selbstkritik« (Berl. 1867);
»Wie wir wieder ein Volk geworden sind« (Leipz. 1870);
»Geschichte Spaniens zur Zeit der französischen Revolution« (Berl. 1861);
»Die religiöse Entwickelung Spaniens« (Straßb. 1875);
»Über Sleidans Leben und Briefwechsel« (das. 1878);
»Vor der Bartholomäusnacht« (das. 1882);
»Treitschkes deutsche Geschichte« (das. 1883).
Seine Hauptwerke sind die »Geschichte Spaniens vom Ausbruch der französischen Revolution bis auf unsre Tage« (Leipz. 1865-71, 3 Bde.) und »Geschichte Karls V.« (Stuttg. 1885, Bd. 1).