Eduard von, Bühnendichter und Schriftsteller, geb. zu
Wien,
[* 2] gelangte nach einer in Dürftigkeit
verlebten
Jugend zum
Studium der
Rechte (in
Wien) und erhielt dann eine
Stelle bei der niederösterreichischen
Regierung, später bei der Hofkammer, zuletzt (1843) bei der Lotteriedirektion. Die
»Pia desideria eines österreichischen
Schriftstellers«, die er 1842 veröffentlicht hatte, waren wohl der
Grund, daß er in einer untergeordneten
Stellung verblieb.
Nachdem er in
London
[* 3] und
Paris
[* 4] freiere Staatszustände kennen gelernt, entschloß er sich, den österreichischen
Staatsdienst zu verlassen, ließ sich aber durch die
Versicherung, daß
Reformen im Werk seien, doch festhalten.
In den Märztagen 1848 suchte
er im
Verein mit
Auersperg durch seine
Popularität und durch seinen Einfluß bei dem
Erzherzog-Palatin die
Bewegung in ruhigere
Bahnen zu lenken. Die
Tag undNacht andauernden Anstrengungen jener verhängnisvollen Zeit hatten aber eine
Gehirnentzündung zur
Folge, so daß er unter anderm die
Wahl in das deutsche Reichsparlament ablehnen mußte.
Seitdem lebte er in stiller Zurückgezogenheit in
Wien. Bauernfeld ist der fruchtbarste dramatische Dichter österreichisch-deutscher
Zunge. Was er sonst geschrieben hat
(Lyrisches: »Gedichte«, 2. Aufl., Leipz.
1856; Humoristisches: »Ein
Buch von einer Wienerin in lustig gemütlichen Reimlein« von Rusticocampus,
Wien 1856;
»Wiener Einfälle und
Ausfälle«, das. 1852, etc.),
kommt kaum in Betracht neben der dramatischen Thätigkeit, obschon
vielleicht gerade diese es verschuldet, daß der lyrischen Begabung des Dichters (z. B. in
dem an gedankenvollen
Anschauungen reichen
»PoetischenTagebuch«) zu wenig gedacht wird. Besonders sind
es seine dem modernen
Leben entnommenen, durch belebten
Dialog und heitere
Laune ausgezeichneten
Lustspiele, welchen er seinen
wohlverdienten
Ruhm verdankt. Als die bekanntesten und wirkungsvollsten nennen wir: »Leichtsinn aus
Liebe« (1831),
Seine »Gesammelten
Schriften« erschienen zu
Wien 1871-1873 in 12
Bänden, deren letzter auch BauernfeldsMemoiren unter
dem
Titel: »Aus
Alt- und Neu-Wien« enthält.
Später sind noch hinzugekommen die
Lustspiele: »Die Verlassenen«
(1878) und »Mädchenrache« (1881),
der
Roman »Die Freigelassenen. Bildungsgeschichte aus
Österreich«
[* 5] (Berl.
1875, 2 Bde.) und die satirische
Dichtung »Aus der Mappe des alten Fabulisten«
(Wien 1879).
Eduard von, Lustspieldichter, geb. zu Wien, studierte daselbst die Rechte,
wurde 1826 Konzeptspraktikant bei der niederösterr. Regierung, erhielt 1830 eine Stelle bei der Hofkammer und 1843 bei der
Lotteriedirektion; später wurde er Leiter des Lottogefälls. Eine Reise durch Süddeutschland nach Paris und London (1845)
verleidete ihm die vormärzlichen Verhältnisse Österreichs, die er schon vorher in seinen als Petition
gegen die Censur eingereichten «Pia desideria eines österr. Schriftstellers» (1842) kritisiert hatte; 1848 verließ er den
Staatsdienst, um sich ganz der Litteratur zu widmen. Er wurde später geadelt und lebte bis zu seinem Tode, zurückgezogen
in seiner Vaterstadt. Nach einigen mißglückten dramat. Versuchen schlugen «Leichtsinn
aus Liebe» (1831) und besonders «Das Liebesprotokoll»
(1831) durch. Von seinen Lustspielen haben dann namentlich «Die Bekenntnisse» (1834),
«Bürgerlich und romantisch» (1835) und
die Allegorie der Staatszustände «Großjährig» (1846) dauernden Bühnenerfolg
gehabt. Nächstdem sind hervorzuheben: «Das Tagebuch» (1836),
das histor. Lustspiel in Versen «Landfrieden» (1870),
«Die Verlassenen» (1878) und «Mädchenrache,
oder die Studenten von Salamanca» (1881). Im Lustspiel, zumal im Salonstück, liegt B.s Stärke,
[* 7] während allerlei phantastische
Dichtungen und ernste Dramen «Ein deutscher Krieger» (1844),
«Alkibiades» (1889)
abfielen. B.s Salonstücke sind wahrhafte gesellschaftliche Gemälde, die das moderne Leben selbst, nicht bloß das beschränkte
bürgerlicher Familienkreise, und die geistige Bewegung der Zeit widerspiegeln. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet, die
Situationen geschickt und theatralisch wirksam durchgeführt. B.s Lieblingshelden sind geistreiche,
blasierte Junggesellen, die nach bewegter Jugend spät in den Hafen einer glücklichen Ehe einlaufen.
Die Gesprächsführung ist äußerst gewandt und Muster des Konversationstons, geistvoll, elegant und von ungezwungenem Witz,
der auch in B.s Epigrammen «Zahme Xenien» Ausdruck fand. Auf Reichtum der Erfindung und kunstvollen Aufbau legt
Bauernfeld wenig Gewicht. Er verfaßte auch einige Libretti, so zu FranzSchubertsOper «Der Graf von Gleichen», ferner «Gedichte» (Lpz.
1852: 2. Aufl. 1856),
unter denen aber nur die satirischen Beachtung verdienen, und ein «PoetischesTagebuch» von 1820 bis 1886 (Berl.
1887). B.s dramat. Arbeiten sind in seinen «Gesammelten Schriften» (12 Bde., Wien 1871-73) vereinigt; der 12. Band
[* 8] bietet auch die Memoiren «Aus Alt- und Neu-Wien». Den «Dramat. Nachlaß» gab von Saar heraus (Stuttg.
1893). B.s echt wienerisches Wesen zeitigte «Wiener Einfälle und Ausfälle» (1852) und «Ein Buch von uns Wienern in lustig-gemütlichen
Reimlein von Rusticocampius» (1858). Der polit.-doktrinäre Roman «Die Freigelassenen. Bildungsgeschichte
aus Österreich» (2 Bde., Berl.
1875) besteht im wesentlichen aus Aphorismen; Früchte seines Alters waren das satir. Gedicht «Aus der Mappe des alten Fabulisten»
(Wien 1879) und sein «Novellenkranz» (ebd. 1884). -