KarlMaximilian von,
Ingenieur und
Geodät, geb. zu
Arzberg in
Oberfranken,
besuchte seit 1836 die polytechnische
Schule zu
Nürnberg,
[* 2] studierte seit 1838 in
München
[* 3]
Mathematik und
Physik, besuchte 1840-41
den Ingenieurkursus an der polytechnischen
Schule daselbst und absolvierte 1841 die Staatsprüfung. 1844 als
Hilfslehrer an
die
Ingenieurschule in
München berufen, funktionierte er nebenbei als
Ingenieur der obersten Baubehörde
und, nachdem er 1846 zum außerordentlichen
Professor ernannt war, bis 1851 als
Ingenieur bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen. 1851 wurde
er ordentlicher
Professor der
Geodäsie und Ingenieurwissenschaften und
Konservator der technischen Sammlungen an der polytechnischen
Schule, und 1858 trat er als
Regierungs- und Baurat in das Oberbaukollegium. 1846 gab er eine analytische
Bearbeitung der Paulischen
Theorie der Brückengewölbe, welche für die Berechnung der Brückengewölbe lange Zeit maßgebend
war, und 1851 erfand er das
Prismenkreuz,
[* 4] ein neues
Meßinstrument, welches in kurzer Zeit allgemeine Verbreitung fand. Auf
Grund dieser
Erfindung und einer
Arbeit über die
Planimeter
[* 5] von
Ernst, Wetli und
Hansen (1853) wurde Bauernfeind von der
UniversitätErlangen
[* 6] zum
Doktor der
Philosophie ernannt. Seine
»Elemente der Vermessungskunde« (Stuttg. 1856-58, 2 Bde.; 6. Aufl.
1879) waren für das ganze Gebiet, welches hier zum erstenmal eine wissenschaftliche Behandlung und systematische
Ordnung
erfuhr, epochemachend. 1857 unternahm er in den
Bayrischen Alpen barometrische
Höhenmessungen, durch welche
zuerst der Einfluß der
Wärmestrahlung
[* 7] des
Bodens erkannt wurde; 1864 und 1866 veröffentlichte er eine wichtige
Arbeit über
die atmosphärische
Strahlenbrechung.
[* 8] 1867 vertrat er
Bayern
[* 9] auf der allgemeinen
Konferenz der europäischen
Gradmessung
[* 10] in
Berlin
[* 11] und übernahm das Rektorat der damals nach seinem
Plan reorganisierten polytechnischen
Schule, die im folgenden
Jahr in eine technische
Hochschule umgewandelt wurde. 1874 trat er als ausübender
Direktor zurück, nachdem ihm schon im Vorjahr
der persönliche
Adel verliehen und er zum Mitglied des obersten
Schulrats im
Kultusministerium ernannt worden war, wirkte aber
als
Professor und Vorstand der Ingenieurabteilung des
Polytechnikums fort.
Seit
1871 gehört auch als Vizepräsident der permanenten
Kommission der europäischen
Gradmessung an. Er schrieb noch: »Die
bayrischen Staatseisenbahnen in Beziehung auf Geschichte,
Technik und Betrieb« (Nürnb. 1845-47);
»Vorlegeblätter zur
Straßen-
und Eisenbahnkunde«
(Münch. 1856);
»Zur Brückenbaukunde« (das. 1854; 3. Bearbeitung
von Frauenholz und Asimont, 1878, 2 Bde.);
Karl Maximilian von, Geodät und Ingenieur, geb. zu Arzberg in Oberfranken, widmete sich
1836-41 zu Nürnberg und München technischen Studien, war bis 1844 an der Bauleitung für die Fichtelgebirgsbahn beteiligt und
wurde hierauf als Hilfslehrer an die Ingenieurschule zu München berufen. Hier wurde er 1846 außerord., 1851 ord. Professor
der Geodäsie und Ingenieurwissenschaften. Von 1858 bis 1868 war Bauernfeind außerdem als Baurat und Referent
im bayr. Ministerium des Innern thätig, 1868 wurde er zum Direktor der nach seinem Plane aus der Münchener Polytechnischen
Schule umgeschaffenen Technischen Hochschule ernannt, welches Amt er bis 1874 und wieder 1880-83 bekleidete.
Seit 1865 Mitglied der königlich bayr. Akademie der Wissenschaften und der europ. Gradmessung, wurde er 1873 vom
König von Bayern in den persönlichen Adelsstand erhoben. Er trat 1890 in den Ruhestand und starb in München. Zu
B.s geodätischen
Schriften gehört: «Theorie und Gebrauch des Prismenkreuzes» (Münch. 1851). Die Erfindung dieses allgemein
angewendeten Instrumentes beruht auf der Entdeckung des Verfassers, daß durch totale Reflexion dreiseitiger
Glasprismen von bestimmter Gestalt einfallende Lichtstrahlen um konstante Winkel
[* 12] von bestimmter Größe abgelenkt werden. Mit
dieser Entdeckung war auch das zum Messen von Entfernungen dienende Bauernfeindsche Distanzprisma erfunden. Hierauf folgte
B.s Hauptwerk: «Elemente der Vermessungskunde» (2 Bde.,
Stuttg. 1856-58; 7. Aufl. 1890). Durch seine «Beobachtungen und Untersuchungen über die Genauigkeit barometrischer
Höhenmessungen» (Münch. 1862) wirkte Bauernfeind bahnbrechend in der vielumstrittenen Frage über den Wert der Barometermessungen,
indem er zeigte, daß und warum die auf diesem Wege gefundenen Höhen eine tägliche Periode haben, also von den durch Nivellieren
erhaltenen nach bestimmten Regeln abweichen.
Anknüpfend an diese Arbeit liefert die Abhandlung über «Die atmosphärische Strahlenbrechung u. s. w.»
l2 Abschn., Münch. 1864-67) eine Theorie dieser Erscheinung. In den «Ergebnissen aus Beobachtungen der terrestrischen Refraktion»
(3 Hefte, Münch. 1880-88) wird zum erstenmal nachgewiesen, daß die trigonometrisch bestimmten Höhen eine tägliche Periode
haben. AndereSchriften sind: «Beobachtungen und Untersuchungen über die Eigenschaften und praktische Verwertung
der Naudetschen Aneroidbarometer» (Münch. 1874),
«Das Präcisionsnivellement in Bayern rechts des Rheins» (endgültig bearbeitet von Oertel, ebd. 1893). Von
den ingenieurwissenschaftlichen Arbeiten B.s sind anzuführen: «Beitrag zur Theorie der Brückengewölbe» (1846),
«Vorlegeblätter
zur Brückenbaukunde» (3. Aufl., 2 Bde.,
Stuttg. 1876),
«Vorlegeblätter zur Straßen- und Eisenbahnbaukunde» (Münch. 1856),
«Vorlegeblätter zur
Wasserbaukunde mit erläuterndem Text» (ebd. 1866),
«Grundriß der Vorlesungen über Erd- und Straßenbau» (ebd. 1875). Eine 1856 verfaßte,
nicht gedruckte Denkschrift über eiserne Brücken gab Veranlassung zur Ausbildung und Patentierung des Paulischen Brückensystems.