spekulativ-orthodoxen
Richtung oder der sog.
Rechten der Hegelschen Schule, später wandte er sich jedoch der negativ-kritischen
Richtung der sog.
Jung-Hegelianer zu und suchte in der «Kritik der evang.
Geschichte des
Johannes»
(Brem. 1840) und «Kritik der evang. Synoptiker»
(2 Bde., Lpz. 1840; 2. Aufl.
1841) den Nachweis zu führen, daß die
Evangelien das Produkt freier schriftstellerischer
Reflexion
[* 3] auf dem
Grunde des damaligen Gemeindebewußtseins seien.
Nach seiner Amtsentsetzung schrieb er: «Die gute Sache der
Freiheit und meine eigene Angelegenheit» (Zür. 1843),
welches Werk
vor derAusgabe vernichtet ward. Dann begründete Bauer die
«Allgemeine Litteraturzeitung»
(Charlottenb. 1843-44) und wandte sich besonders histor.
Arbeiten über die Geschichte des 18. und 19. Jahrh.
zu; dahin gehören: «Geschichte der
Französischen Revolution bis zur
Stiftung der Republik» (mit Edgar und E. Jungnitz, 3 Bde.,
Lpz. 1847),
«Geschichte
Deutschlands
[* 4] und der
Französischen Revolution unter der Herrschaft Napoleons» (2 Bde.,
Charlottenb. 1846),
«Geschichte der Politik, Kultur und
Aufklärung des 18. Jahrh.» (4 Bde.,
ebd. 1843-45),
«Vollständige Geschichte der Parteikämpfe in
Deutschland
[* 5] während der J. 1842-46» (3 Bde., ebd.
1847). Auch die
Bewegung des J. 1848 besprach er in mehrern kleinen
Schriften. Dann wandte sich Bauer wieder seinen kritischen
Untersuchungen der Entstehung des
Christentums zu in den
Schriften: «Kritik der
Evangelien» (3 Bde., Berl.
1850-51),
«Die
Apostelgeschichte» (ebd. 1850) und «Kritik der Paulinischen
Briefe» (2 Abteil., ebd. 1850). Aber noch einmal
vollzog sich in B.s
Anschauungen eine Wandlung; der bisherige Wortführer des polit. und philos. Radikalismus wurde ein beredter
Verteidiger des preuß. Konservativismus. Für denselben war Bauer als
gewandter Publizist thätig sowie als Mitarbeiter an Wageners
«Staats- und Gesellschaftslexikon». Die
Schriften aus B.s letzten
Lebensjahren beziehen sich teils auf das Urchristentum, wie
«Philo,
Strauß,
[* 6] Renan und das Urchristentum» (Berl. 1874),
Edgar, Publizist,
Bruder des vorigen, geb. zu Charlottenburg,
[* 7] studierte zu
Berlin
[* 8]
Theologie, später
die
Rechte, und schrieb zuerst zur Verteidigung seines
Bruders: «Bruno und seine Gegner» (Berl. 1842). B.s
Schrift «Der Streit der Kritik mit
Kirche und
Staat» ward in
Preußen
[* 9] konfisziert und trug ihm 4 Jahre Festung
[* 10] ein, erschien
aber zu Bern
[* 11] 1843. Mit
Bruno Bauer verfaßte er
«Denkwürdigkeiten zur Geschichte der neuern Zeit seit der
Französischen
Revolution» (12 Hefte, Charlottenb. 1843-44),
allein u. a. «Die Geschichte der konstitutionellen
Bewegungen im südl.
Deutschland während der J. 1831-34» (3 Bde., ebd.
1845),
«Die Geschichte des Luthertums» im 5.
Bande der von ihm unter dem
Namen Martin von Geismar herausgegebenen
«Bibliothek
der deutschen Aufklärer» (Lpz. 1846-47) und «Die
Ehe» (ebd. 1848). Infolge der
Amnestie vom aus der Haft zu
Magdeburg
[* 12] entlassen, gab in
Altona
[* 13] eine polit.
Revue, «Die
Parteien» (3 Hefte, Hamb. 1849),
heraus, dann mit
Th. Olshausen die «Norddeutsche
FreiePresse»,
[* 14] lebte später vorübergehend
in
London,
[* 15] schrieb, nach
Altona zurückgekehrt, «DieRechte des Herzogtums Holstein» (Berl. 1863),
«Die
Deutschen und ihre Nachbarn» (Hamb. 1870) und gab mit dem orthodoxen
Bischof Koogmann «Kirchliche
Blätter» und die «Christlich-polit.
Vierteljahrsschrift» heraus, nachdem er sich vom extremsten Radikalismus zum
Vertreter der
Orthodoxie und des Welfentums umgewandelt
hatte. Er veröffentlichte u. a. noch «Die Wahrheit
über dieInternationale»
(Altona 1872),
«Der Freimaurerbund und das Licht»
[* 16] (Hannov.
1877),
«Das
Kapital und die Kapitalmacht» (Lpz. 1884
u. 1888). Bauer starb zu Hannover.
[* 17]
Ferd.,Freiherr von, geb. in Lemberg,
[* 18] trat 1836 in die
k. k. Ingenieurakademie in
Wien
[* 19] ein, wurde 1841
Lieutenant
im Ingenieurkorps, 1848 als Hauptmann zum Truppendienste versetzt, machte 1849 den Feldzug in
Ungarn,
[* 20] 1859 als
Major und 1866 als
Brigadier die
Kriege in
Italien
[* 21] mit und erhielt wegen seiner Leistungen in der
Schlacht bei Custozza
[* 22] das Ritterkreuz
des Leopoldordens. 1878-81 war Bauer Militärkommandant in Hermannstadt,
[* 23] 1881-88 kommandierender
General in
Wien und am wurde
er zum Reichskriegsminister ernannt. Er war zugleich
k. k. Feldzeugmeister und Inhaber des Infanterieregiments Nr. 84 und
starb in
Wien.
Karoline, Schauspielerin, geb. in
Heidelberg
[* 24] als Tochter eines Rittmeisters, der 1809 bei
Aspern
[* 25] fiel,
trat Dez. 1822 zu
Karlsruhe
[* 26] als Margareta in Ifflands «Hagestolzen»
auf und ging 1824 ans Königstädtische
Theater
[* 27] in
Berlin, trat aber bald zum Hoftheater über. 1829 verließ sie das
Theater und lebte bis 1831 in geheimer morganatischer
Ehe mit Prinz
Leopold von Coburg
[* 28] als Gräfin Montgomery in
London,
Paris
[* 29] und auf ihrem Landsitze in England.
Als
Leopold den belg.
Thron
[* 30] bestieg, kehrte sie zur
Bühne zurück, nahm eine Anstellung in
Petersburg
[* 31] an, machte 1833-34 eine
ruhmvolle Kunstreise durch
Deutschland und
Österreich
[* 32] und trat 1835 beim
Dresdener Hoftheater ein. 1844 schied sie von der
Bühne und heiratete den poln.
EmigrantenGraf Ladislaus von Broel-Plater (1806-89). Seitdem lebte sie in der
Schweiz
[* 33] und starb auf ihrer Villa Broelberg bei Zürich.
[* 34] Sie zeichnete sich in schalkhaften, pikanten und koketten
Rollen
[* 35] des
Konversationsstücks und
Lustspiels aus; doch auch in der
Tragödie leistete sie Treffliches.
Die Gabe lebendiger
Auffassung und
Darstellung zeigte sich auch in ihren von A. Wellmer herausgegebenen
Schriften «Aus meinem Bühnenleben» (Berl.
1872; 2. Aufl., 2 Bde., 1876-77) und
«Komödiantenfahrten» (ebd. 1875), die ihre reichen Erlebnisse schildern
und wertvolle Beiträge zur deutschen Theatergeschichte des 19. Jahrh. sind. Nach ihrem
Tode behauptete Wellmer, der eigentliche
Verfasser dieser
Bücher zu sein, und veröffentlichte noch u. d. T. «Aus
dem Leben einer Verstorbenen. Verschollene Herzensgeschichten» (4 Bde.,
Berl. 1878-80) angebliche Memoiren und flüchtig geschriebene
Briefe der Bauer, die viel Lärm, auch einen erfolglosen Ersatzprozeß
Wellmers gegen
Graf Broel-Plater veranlaßten.
Klara, Romanschriftstellerin unter dem
PseudonymKarlDetlef, geb. zu
Swinemünde, ging 1860 als
Klavierlehrerin nach
Petersburg, wo sie auch in
Bismarcks, des damaligen preuß. Gesandten, Haus verkehrte, lebte einige Jahre
¶
mehr
im innern Rußland, kehrte 1866 nach Deutschland zurück und ließ sich in Dresden
[* 37] nieder, wo sie in G. Kühnes Kreis
[* 38] Anregungen
zur litterar. Thätigkeit empfing. Ihre ersten Novellen: «Unlösliche Bande» (Stuttg. 1869; 3. Aufl. 1877) und «Bis
in die Steppe» (ebd. 1869; 2. Aufl. 1871) behandeln Eigentümlichkeiten des russ.
Lebens. 1872 bereiste sie Italien;
Wilh., Ingenieur, geb. zu Dillingen, erlernte das
Drechslerhandwerk, trat zu München
[* 41] in den Militärdienst und wurde nach einiger Zeit wegen seiner technischen Begabung als
Unteroffizier zur Artillerie versetzt. Der DänischeKrieg von 1848 führte Bauer mit dem bayr. Armeekorps nach Schleswig-Holstein,
[* 42] wo ihn die Schutzlosigkeit der Küsten auf die Idee brachte, die feindlichen Schiffe
[* 43] durch Brander zu vernichten.
Er konstruierte einen «Brandtaucher», welcher indes aus Mangel an Mitteln nur ungenügend ausgeführt werden konnte und bei
dem ersten Versuche im Kieler Hafen verunglückte.
Trotzdem setzte er, von der Möglichkeit der unterseeischen Schiffahrt und dem hohen Werte der Erfindung überzeugt, fortan
all sein Streben an die Ausführung derselben. Nachdem er in seiner bayr.
Heimat Modelle zu Taucherschiffen hergestellt, wandte er sich 1852 nach Österreich, dann nach Frankreich, später nach England,
vermochte jedoch nirgends die Mittel zur Ausführung seiner Entwürfe zu erlangen. Bessern Erfolg hatten seine Bemühungen in
Rußland, wo er 1855 den Schutz des Großfürsten-AdmiralKonstantin gewann, der ihn auf Kosten des Staates
einen Brandtaucher genau nach seinen Plänen bauen ließ, welcher sich auch bei öfter wiederholten Versuchen im allgemeinen
bewährte. 1858 kehrte Bauer nach München zurück, nachdem er inzwischen die Erfindung der unterseeischen «Kamele»
[* 44] und der «Taucherkammer» gemacht hatte.
Der Untergang des bayr. Postdampfers Ludwig (März 1861) im Bodensee gab ihm Gelegenheit, mit seinen «Kamelen»
die ersten praktischen Versuche anzustellen, indem er die Hebung dieses Schiffs unternahm, die jedoch erst nach Überwindung
mannigfacher Hindernisse im Juli 1863 gelang. Er ging hierauf nach Bremen,
[* 45] um von dort aus für seine Erfindung zu
wirken. Doch wurden seine Absichten durch den Ausbruch des Deutsch-DänischenKrieges abermals vereitelt. Dagegen führten ihn
die kriegerischen Ereignisse auf das Projekt der Herstellung von «Küstenbrandern»,
für dessen Ausführung 1864 zu Leipzig
[* 46] ein Verein (Wilhelm-Bauer-Verein) sich bildete. Später lebte Bauer zu München von einer
Pension, die ihm König Ludwig II. bewilligt hatte, und starb daselbst