Bauer
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s. Bauer
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Bauerngut,
Bauernstand (S. 505 a)
Bauer
5 Seiten, 7'069 Wörter, 51'646 Zeichen
Bauer,
s. Bauer
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Bauerngut,
Bauernstand (S. 505 a)
Käfig, s. Vogelbauer. ^[= Käfige für Stubenvögel. Erfordernisse sind: einfach langgestreckt-viereckige Form, Gestell ...]
Andreas Friedr., Mechaniker, Mitinhaber der Firma König & Bauer (s. d.).
Ant., Kriminalist, geb. zu Marburg, [* 2] studierte an der Universität daselbst, wo er seit 1793 Vorlesungen hielt und 1797 Professor wurde; 1813 wurde er nach Göttingen [* 3] versetzt, 1819 Senior des Spruchkollegiums. Er starb in Göttingen. Seine «Grundsätze des peinlichen Rechts» (Marb. 1806),
später umgearbeitet als «Lehrbuch des Strafprozesses» (Gött. 1835; 2. Aufl., von Morstadt, ebd. 1848) erschienen, waren das erste selbständige Lehrbuch dieser Wissenschaft. In seinem «Lehrbuch des Naturrechts» (Marb. 1808; 3. Aufl., Gött. 1825) und den «Grundlinien des philos. Kriminalrechts» (Gött. 1825) zeigte er sich als Anhänger der Feuerbachschen Theorie. Eine zum Teil von dieser abweichende, die sog. Warnungstheorie, stellte er zuerst in dem «Lehrbuch des Strafrechts» (Gött. 1827; 2. Aufl. 1833),
sodann in einer besondern Schrift: «Die Warnungstheorie, nebst einer Darstellung und Beurteilung aller Strafrechtstheorien» (ebd. 1830) auf. Ferner erschienen von ihm «Lehrbuch des Napoleonischen Civilrechts» (2. Aufl., Marb. 1812),
«Beiträge zur Charakteristik und Kritik des Code Napoléon» (ebd. 1810),
«Anleitung zur Kriminalpraxis» (Gött. 1837),
«Strafrechtsfälle» (4 Bde., ebd. 1835-39),
«Abhandlungen aus dem Strafrecht und Strafprozesse» (3 Bde., edd. 1840-43) sowie einige Schriften über die Entwürfe des hannov. Strafgesetzbuchs und der Strafprozeßordnung, an deren Abfassung er beteiligt war. Seit Begründung des Deutschen Bundes mit der Ausarbeitung vieler Privatgutachten in sog. illustren Rechtssachen beauftragt, fand er Veranlassung zur Herausgabe der «Beiträge zum deutschen Privatfürstenrecht» (Gött. 1839).
Bruno, Philosoph, Theolog und Historiker, geb. zu Eisenberg im Herzogtum Sachsen-Altenburg, studierte zu Berlin [* 4] und habilitierte sich 1834 als Privatdocent in der theol. Fakultät daselbst, siedelte aber 1839 nach Bonn [* 5] über. Wegen seiner freien Kritik der Evangelien 1842 seiner Stellung enthoben, kehrte er nach Berlin zurück, wo er bis an sein Ende schriftstellerisch thätig war. Er starb in Rixdorf bei Berlin. In seinen ersten Schriften: «Zeitschrift für spekulative Theologie» (Berl. 1836-38) und «Kritik der Geschichte der Offenbarung», Teil 1: «Die Religion des Alten Testaments» (2 Bde., ebd. 1838), zeigte sich Bauer als entschiedener Anhänger der ¶
spekulativ-orthodoxen Richtung oder der sog. Rechten der Hegelschen Schule, später wandte er sich jedoch der negativ-kritischen Richtung der sog. Jung-Hegelianer zu und suchte in der «Kritik der evang. Geschichte des Johannes» (Brem. 1840) und «Kritik der evang. Synoptiker» (2 Bde., Lpz. 1840; 2. Aufl. 1841) den Nachweis zu führen, daß die Evangelien das Produkt freier schriftstellerischer Reflexion [* 7] auf dem Grunde des damaligen Gemeindebewußtseins seien.
Nach seiner Amtsentsetzung schrieb er: «Die gute Sache der Freiheit und meine eigene Angelegenheit» (Zür. 1843),
sowie «Das entdeckte Christentum» (ebd. 1843),
welches Werk vor der Ausgabe vernichtet ward. Dann begründete Bauer die «Allgemeine Litteraturzeitung» (Charlottenb. 1843-44) und wandte sich besonders histor. Arbeiten über die Geschichte des 18. und 19. Jahrh. zu; dahin gehören: «Geschichte der Französischen Revolution bis zur Stiftung der Republik» (mit Edgar und E. Jungnitz, 3 Bde., Lpz. 1847),
«Geschichte Deutschlands [* 8] und der Französischen Revolution unter der Herrschaft Napoleons» (2 Bde., Charlottenb. 1846),
«Geschichte der Politik, Kultur und Aufklärung des 18. Jahrh.» (4 Bde., ebd. 1843-45),
«Vollständige Geschichte der Parteikämpfe in Deutschland [* 9] während der J. 1842-46» (3 Bde., ebd. 1847). Auch die Bewegung des J. 1848 besprach er in mehrern kleinen Schriften. Dann wandte sich Bauer wieder seinen kritischen Untersuchungen der Entstehung des Christentums zu in den Schriften: «Kritik der Evangelien» (3 Bde., Berl. 1850-51),
«Die Apostelgeschichte» (ebd. 1850) und «Kritik der Paulinischen Briefe» (2 Abteil., ebd. 1850). Aber noch einmal vollzog sich in B.s Anschauungen eine Wandlung; der bisherige Wortführer des polit. und philos. Radikalismus wurde ein beredter Verteidiger des preuß. Konservativismus. Für denselben war Bauer als gewandter Publizist thätig sowie als Mitarbeiter an Wageners «Staats- und Gesellschaftslexikon». Die Schriften aus B.s letzten Lebensjahren beziehen sich teils auf das Urchristentum, wie «Philo, Strauß, [* 10] Renan und das Urchristentum» (Berl. 1874),
«Christus und die Cäsaren» (ebd. 1877),
teils auf Tagesfragen, wie «Einfluß des engl. Quäkertums auf die deutsche Kultur und das engl.-russ. Projekt einer Weltkirche» (ebd. 1878),
«Zur Orientierung über die Bismarcksche Ära» (Chemn. 1880),
«Disraelis romantischer und Bismarcks socialistischer Imperialismus» (ebd. 1882).
Edgar, Publizist, Bruder des vorigen, geb. zu Charlottenburg, [* 11] studierte zu Berlin Theologie, später die Rechte, und schrieb zuerst zur Verteidigung seines Bruders: «Bruno und seine Gegner» (Berl. 1842). B.s Schrift «Der Streit der Kritik mit Kirche und Staat» ward in Preußen [* 12] konfisziert und trug ihm 4 Jahre Festung [* 13] ein, erschien aber zu Bern [* 14] 1843. Mit Bruno Bauer verfaßte er «Denkwürdigkeiten zur Geschichte der neuern Zeit seit der Französischen Revolution» (12 Hefte, Charlottenb. 1843-44),
allein u. a. «Die Geschichte der konstitutionellen Bewegungen im südl. Deutschland während der J. 1831-34» (3 Bde., ebd. 1845),
«Die Geschichte des Luthertums» im 5. Bande der von ihm unter dem Namen Martin von Geismar herausgegebenen «Bibliothek der deutschen Aufklärer» (Lpz. 1846-47) und «Die Ehe» (ebd. 1848). Infolge der Amnestie vom aus der Haft zu Magdeburg [* 15] entlassen, gab in Altona [* 16] eine polit. Revue, «Die Parteien» (3 Hefte, Hamb. 1849),
heraus, dann mit Th. Olshausen die «Norddeutsche Freie Presse», [* 17] lebte später vorübergehend in London, [* 18] schrieb, nach Altona zurückgekehrt, «Die Rechte des Herzogtums Holstein» (Berl. 1863),
«Die Deutschen und ihre Nachbarn» (Hamb. 1870) und gab mit dem orthodoxen Bischof Koogmann «Kirchliche Blätter» und die «Christlich-polit. Vierteljahrsschrift» heraus, nachdem er sich vom extremsten Radikalismus zum Vertreter der Orthodoxie und des Welfentums umgewandelt hatte. Er veröffentlichte u. a. noch «Die Wahrheit über die Internationale» (Altona 1872),
«Der Freimaurerbund und das Licht» [* 19] (Hannov. 1877),
«Das Kapital und die Kapitalmacht» (Lpz. 1884 u. 1888). Bauer starb zu Hannover. [* 20]
Ferd., Freiherr von, geb. in Lemberg, [* 21] trat 1836 in die k. k. Ingenieurakademie in Wien [* 22] ein, wurde 1841 Lieutenant im Ingenieurkorps, 1848 als Hauptmann zum Truppendienste versetzt, machte 1849 den Feldzug in Ungarn, [* 23] 1859 als Major und 1866 als Brigadier die Kriege in Italien [* 24] mit und erhielt wegen seiner Leistungen in der Schlacht bei Custozza [* 25] das Ritterkreuz des Leopoldordens. 1878-81 war Bauer Militärkommandant in Hermannstadt, [* 26] 1881-88 kommandierender General in Wien und am wurde er zum Reichskriegsminister ernannt. Er war zugleich k. k. Feldzeugmeister und Inhaber des Infanterieregiments Nr. 84 und starb in Wien.
Georg, Mineralog, s. Agricola. ^[= # Georg, eigentlich Mineralog, geb. 24. März 1490 zu Glauchau, 1518-22 Rektor der Schule ...]
Karoline, Schauspielerin, geb. in Heidelberg [* 27] als Tochter eines Rittmeisters, der 1809 bei Aspern [* 28] fiel, trat Dez. 1822 zu Karlsruhe [* 29] als Margareta in Ifflands «Hagestolzen» auf und ging 1824 ans Königstädtische Theater [* 30] in Berlin, trat aber bald zum Hoftheater über. 1829 verließ sie das Theater und lebte bis 1831 in geheimer morganatischer Ehe mit Prinz Leopold von Coburg [* 31] als Gräfin Montgomery in London, Paris [* 32] und auf ihrem Landsitze in England. Als Leopold den belg. Thron [* 33] bestieg, kehrte sie zur Bühne zurück, nahm eine Anstellung in Petersburg [* 34] an, machte 1833-34 eine ruhmvolle Kunstreise durch Deutschland und Österreich [* 35] und trat 1835 beim Dresdener Hoftheater ein. 1844 schied sie von der Bühne und heiratete den poln. Emigranten Graf Ladislaus von Broel-Plater (1806-89). Seitdem lebte sie in der Schweiz [* 36] und starb auf ihrer Villa Broelberg bei Zürich. [* 37] Sie zeichnete sich in schalkhaften, pikanten und koketten Rollen [* 38] des Konversationsstücks und Lustspiels aus; doch auch in der Tragödie leistete sie Treffliches.
Die Gabe lebendiger Auffassung und Darstellung zeigte sich auch in ihren von A. Wellmer herausgegebenen Schriften «Aus meinem Bühnenleben» (Berl. 1872; 2. Aufl., 2 Bde., 1876-77) und «Komödiantenfahrten» (ebd. 1875), die ihre reichen Erlebnisse schildern und wertvolle Beiträge zur deutschen Theatergeschichte des 19. Jahrh. sind. Nach ihrem Tode behauptete Wellmer, der eigentliche Verfasser dieser Bücher zu sein, und veröffentlichte noch u. d. T. «Aus dem Leben einer Verstorbenen. Verschollene Herzensgeschichten» (4 Bde., Berl. 1878-80) angebliche Memoiren und flüchtig geschriebene Briefe der Bauer, die viel Lärm, auch einen erfolglosen Ersatzprozeß Wellmers gegen Graf Broel-Plater veranlaßten.
Klara, Romanschriftstellerin unter dem Pseudonym Karl Detlef, geb. zu Swinemünde, ging 1860 als Klavierlehrerin nach Petersburg, wo sie auch in Bismarcks, des damaligen preuß. Gesandten, Haus verkehrte, lebte einige Jahre ¶
im innern Rußland, kehrte 1866 nach Deutschland zurück und ließ sich in Dresden [* 40] nieder, wo sie in G. Kühnes Kreis [* 41] Anregungen zur litterar. Thätigkeit empfing. Ihre ersten Novellen: «Unlösliche Bande» (Stuttg. 1869; 3. Aufl. 1877) und «Bis in die Steppe» (ebd. 1869; 2. Aufl. 1871) behandeln Eigentümlichkeiten des russ. Lebens. 1872 bereiste sie Italien;
Von ihren spätern Romanen sind hervorzuheben: «Nora» (2 Bde., 1871; 3. Aufl. 1876),
«Schuld und Sühne» (2 Bde., 1871; 2. Aufl. 1874),
«Auf Capri» [* 43] (2 Bde., 2. Aufl. 1877),
«Mußte es sein?» (2 Bde., 1873; 2. Aufl. 1875),
«Zwischen Vater und Sohn» (1873; 3. Aufl. 1878),
«Novellen» (2 Bde., Braunschw. 1874),
«Ein Dokument» (4 Bde., 1876; 2. Aufl. 1878),
«Benedikta» l3 Bde., Berl. 1876); aus dem Nachlasse wurde herausgegeben: «Die geheimnisvolle Sängerin» (2. Aufl., Stuttg. 1878) und «Russ. Idyllen. Nachgelassene Novellen» (Bresl. 1878).
Wilh., Ingenieur, geb. zu Dillingen, erlernte das Drechslerhandwerk, trat zu München [* 44] in den Militärdienst und wurde nach einiger Zeit wegen seiner technischen Begabung als Unteroffizier zur Artillerie versetzt. Der Dänische Krieg von 1848 führte Bauer mit dem bayr. Armeekorps nach Schleswig-Holstein, [* 45] wo ihn die Schutzlosigkeit der Küsten auf die Idee brachte, die feindlichen Schiffe [* 46] durch Brander zu vernichten. Er konstruierte einen «Brandtaucher», welcher indes aus Mangel an Mitteln nur ungenügend ausgeführt werden konnte und bei dem ersten Versuche im Kieler Hafen verunglückte.
Trotzdem setzte er, von der Möglichkeit der unterseeischen Schiffahrt und dem hohen Werte der Erfindung überzeugt, fortan all sein Streben an die Ausführung derselben. Nachdem er in seiner bayr. Heimat Modelle zu Taucherschiffen hergestellt, wandte er sich 1852 nach Österreich, dann nach Frankreich, später nach England, vermochte jedoch nirgends die Mittel zur Ausführung seiner Entwürfe zu erlangen. Bessern Erfolg hatten seine Bemühungen in Rußland, wo er 1855 den Schutz des Großfürsten-Admiral Konstantin gewann, der ihn auf Kosten des Staates einen Brandtaucher genau nach seinen Plänen bauen ließ, welcher sich auch bei öfter wiederholten Versuchen im allgemeinen bewährte. 1858 kehrte Bauer nach München zurück, nachdem er inzwischen die Erfindung der unterseeischen «Kamele» [* 47] und der «Taucherkammer» gemacht hatte.
Der Untergang des bayr. Postdampfers Ludwig (März 1861) im Bodensee gab ihm Gelegenheit, mit seinen «Kamelen» die ersten praktischen Versuche anzustellen, indem er die Hebung dieses Schiffs unternahm, die jedoch erst nach Überwindung mannigfacher Hindernisse im Juli 1863 gelang. Er ging hierauf nach Bremen, [* 48] um von dort aus für seine Erfindung zu wirken. Doch wurden seine Absichten durch den Ausbruch des Deutsch-Dänischen Krieges abermals vereitelt. Dagegen führten ihn die kriegerischen Ereignisse auf das Projekt der Herstellung von «Küstenbrandern», für dessen Ausführung 1864 zu Leipzig [* 49] ein Verein (Wilhelm-Bauer-Verein) sich bildete. Später lebte Bauer zu München von einer Pension, die ihm König Ludwig II. bewilligt hatte, und starb daselbst