alte lausitzsche Familie. In der
Lausitz, wo Schmollen und Luppau zu ihren
Gütern gehörten, erlosch sie 1682 mit
WolfSiegmund von Baudissin (auf Schmollen).
WolfHeinrich von Baudissin, aus dem Hause Luppau (1579-1646), schwed. Feldmarschall,
ging nach Holstein, wo er unter die Ritterschaft aufgenommen ward. Sein Enkel,
WolfHeinrich von Baudissin, geb. gest.
war königlich poln. und kurfürstlich sächs.
General der
Kavallerie sowie
Kabinettsminister und wurde im
kursächs.
Reichsvikariat in den Reichsgrafenstand erhoben. Dessen beide Enkel pflanzten das Geschlecht in Holstein fort. Der eine,
GrafHeinrichFriedrich von Baudissin (geb. gest.
wirkte als dän. Gesandter am preuß.
Hofe, der andere,
KarlLudwig vonBaudissin (geb. gest.
war dän. Generallieutenant, Gouverneur von Kopenhagen
[* 2] und
Ordensmarschall. Sein Sohn
HeinrichAugust (1793-1834) beerbte seinen
Großoheim, den letzten
GrafenZinzendorf in
Österreich,
[* 3] und nahm 1816 dessen
Namen und Wappen
[* 4] an. Dieser Zweig wird jetzt durch
GrafKarlLudwig von Baudissin-Zinzendorf, geb. vertreten.
Des
GrafenKarlLudwigSöhne waren der Schriftsteller
GrafWolf Heinr. von Baudissin (s. d.) und
der
GeneralGrafOtto von Baudissin (s. d.). Die Gemahlin von
HeinrichFriedrich, Gräfin Karoline
Adelheid von Baudissin, geborene Gräfin von
Schimmelmann, geb. zu
Dresden,
[* 5] gest. lernte 1791 Herder, dessen innige Freundin
sie wurde, in Karlsbad kennen. Einer ihrer Enkel,
GrafUlrich von Baudissin, geb. gest. in
Wiesbaden,
[* 6] hat sich als Schriftsteller bekannt gemacht (z. B. durch die
Romane: «Ronneburger
Mysterien», Stuttg. 1869, und «Das
Damenstift», 4 Bde., ebd. 1875: dieLustspiele: «Kleinigkeiten für das
Theater»,
[* 7]
Altona
[* 8] 1863, darin die
originelle Posse: «Ein
Abenteuer auf der Eisenbahn»): ein anderer,
GrafAdalbert vonBaudissin (geb. gest. zu
Wiesbaden),
war 1849 und 1850 Oberlieutenant in der schlesw.-holstein.
Armee und veröffentlichte, außer einer «Geschichte
des schlesw.-holstein.
Krieges» (Hannov. 1862),
Otto Friedr. Magnus,
Graf von, schlesw.-holstein.
General, geb. zu Rantzau, trat frühzeitig in
die
Armee und war bei
Erhebung der Herzogtümer 1848 Major im dän.
Heere, aus dem er in die schlesw.-holstein.
Armee übertrat und die
Führung des 3. Linienbataillons übernahm.
In dem unglücklichen
Gefecht bei
Bau9. April hielt sich Baudissin gegen
große Übermacht stundenlang und ermöglichte dadurch den Rückzug der Hauptarmee. Am nahm er mit seinem
Bataillon teil an der
Schlacht von
Schleswig
[* 10] und 1849 an der
Schlacht von
Kolding, wo er den linken Flügel kommandierte
und schwer verwundet wurde; trotzdem gab er das Kommando nicht ab und trug wesentlich zum Erfolge des
Tages mit bei. 1850 zum
Generalmajor befördert, führte er in der
Schlacht von Idstedt den linken Flügel, wurde jedoch
abermals bei dem
Angriffe auf das
Buchholz sehr schwer verwundet. An den weitern Unternehmungen nahm Baudissin nicht mehr teil, lebte
nach
Auflösung der
Armee 1851 in Zurückgezogenheit meist in
Hamburg
[* 11] und starb in
Teplitz.
«Heinrich VIII.», «Viel Lärmen um Nichts», «Die
Widerspenstige», «Die Irrungen»,
«Maß für
Maß», «Ende gut,
Alles gut», «Antonius und Kleopatra», «Troilus
und Cressida», «Die lustigen Weiber von Windsor»,
«Verlorene Liebesmühe»,
«TitusAndronicus»,
«Othello» und «Lear» wurden von
Baudissin verdeutscht, von
Tieck durchgesehen und mit Anmerkungen begleitet. Auch übertrug Baudissin die vier von
Tieck herausgegebenen
pseudoshakespeareschen
Stücke «Eduard III.»,
«Thomas Cromwell», «Oldcastle» und «Der
Londoner Verschwender» (Stuttg. 1836). In
«Ben Jonson und seine Schule, mit Anmerkungen und einem histor.
Überblick über die Geschichte der engl.
Bühne» (2 Bde., Lpz. 1836)
gab er
Übersetzungen älterer engl.
Dramen. Aus der mittelhochdeutschen Litteratur erneuerte Baudissin
«Iwein mit dem Löwen»
[* 19] von
Hartmann von Aue (Berl. 1845) und den «Wigalois»
Wirnts von Grafenberg (Lpz. 1848). Den Höhepunkt seiner Übersetzerthätigkeit
bezeichnete die Verdeutschung der
Lustspiele Molières (4 Bde., Lpz.
1865-67),
unter denen er die im
Alexandriner geschriebenen, um
sie der deutschen
Bühne zugänglicher zu machen, in fünffüßige
Jamben übertrug; ferner übersetzte er «Zwei dramat.
Dichtungen von Fr. Coppée» (ebd. 1874),
Wolf Wilh., Graf von, prot. Theolog, Neffe des vorigen, geb. zu Sophienhof in
Holstein, studierte in Erlangen,
[* 21] Berlin,
[* 22] Leipzig
[* 23] und Kiel,
[* 24] habilitierte sich 1874 zu Leipzig, wurde 1876 außerord. Professor
in Straßburg,
[* 25] 1880 ord. Professor daselbst und 1881 in Marburg.
[* 26] Er veröffentlichte: «Translationis antiquae arabicae libri
Jobi quae supersunt» (Lpz. 1870),
«Eulogius und Alvar. Ein Abschnitt span. Kirchengeschichte aus der Zeit der Maurenherrschaft»
(ebd. 1873),
«Jahve et Moloch sive de ratione inter deum Israelitarum et Molochum intercedente» (ebd. 1874),
«Studien zur semit.
Religionsgeschichte» (2 Hefte, ebd. 1876-78),
«Die Geschichte des alttestamentlichen Priestertums untersucht» (ebd. 1889).