Batavia
,
[* 3] das Land der Bataver, besonders der Teil zwischen der Waal, Yssel, Zuider- und Nordsee;
später lateinischer Name für Holland und das gesamte Königreich der Niederlande. [* 4]
Batavia
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Batavia,
[* 3] das Land der Bataver, besonders der Teil zwischen der Waal, Yssel, Zuider- und Nordsee;
später lateinischer Name für Holland und das gesamte Königreich der Niederlande. [* 4]
Batavia,
[* 3] die Hauptstadt der gesamten niederländ. Besitzungen in Ostindien, [* 5] Sitz des Generalgouverneurs und das Hauptemporium des niederländisch-asiatischen Handels, liegt am westlichen Ende der Nordküste von Java, unter 6° 8' südl. Br. und 106° 50' östl. L., an der Südseite einer breiten und geräumigen Bai und am Tschiliwung, einem schmalen und seichten, nur für Boote befahrbaren Wasserlauf, der in Verbindung mit benachbarten Gewässern in ein weitläufiges Kanalnetz zerlegt ist, von welchem die Stadt durch- und umzogen wird (s. Plan).
Derselbe wird nur durch fortwährende Ausbaggerung befahrbar erhalten und seine Mündung durch die sich
bildenden Morastbänke immer weiter in die
See hinausgeschoben, so daß sie sich jetzt bereits 4 km unterhalb der Stadt befindet.
Das alte ursprüngliche Batavia
, nach altholländischer Art mit rechtwinkelig sich schneidenden
Straßen gebaut, bildete ein längliches,
von einer
Mauer mit fünf
Thoren und einem Stadtgraben umzogenes
Viereck;
[* 6] hatte eine
Citadelle mit den Regierungsgebäuden
und war bis 1808 das eigentliche
Zentrum der
Bevölkerung;
[* 7] nur die von Eingebornen bewohnten Vorstädte (Kampongs) lagen außerhalb
der Stadtmauern. 1808 ließ der
Generalgouverneur
Daendels die Befestigungswerke der Stadt, die seit der völligen Unterwerfung
der
Insel überflüssig erschienen, abtragen und verlegte, um dem wahrhaft mörderischen
Klima
[* 8] der tief
auf Sumpfboden liegenden Stadt zu entgehen, den Sitz der
Regierung nach der 6 km landeinwärts höher und gesünder
¶
gelegenen Ebene von Weltevreden (»Wohlzufrieden«) wo die Kasernen für das Militär und Gebäude für die Behörden errichtet wurden. Seitdem bauten sich alle Wohlhabendern außerhalb der Stadt nach Weltevreden zu neu und zweckmäßiger an, erst planmäßig in Reihen und längs der Kanäle, später zerstreut, bis eine andre, ebenfalls höher gelegene Fläche, der Koningsplein, mit regelmäßigen Straßen angelegt wurde. Während auf diese Weise hier eine neue Stadt erstand, kam die alte mehr und mehr in Verfall.
Gegenwärtig besteht sie fast nur aus den Kontoren und Speichern der Kaufleute, den Magazinen der Handelsgesellschaft und den Wohnungen von Eingebornen, Chinesen und Mischlingen hauptsächlich portugiesischer Abkunft. Der Sitz des Handels ist sie indessen geblieben und den Tag über, wo Beamte, Marktleute, Käufer und Verkäufer hereinkommen, von regem Geschäftsleben erfüllt. Gegen Abend kehrt man in die Wohnungen in den Vorstädten zurück, und die alte Stadt verödet wieder.
Hervorragende Gebäude derselben sind noch: das Stadthaus, ein riesiger, 1652 aufgeführter Bau, früher Sitz des Tribunals, der Wechselbank etc.;
die Buitenkerk;
die Börse, eine aus drei Säulengängen bestehende Halle; [* 10]
das stattliche, trefflich eingerichtete Armenhaus, das chinesische Hospital u. a. Außerhalb der Ringmauern am Ufer liegen die Gebäude für das Flottenwesen.
Die Häuser in der alten Stadt sind unzweckmäßigerweise meist durch Glasfenster geschlossen, nahe aneinander in die Höhe gebaut und mit kupfernen Dächern versehen.
Jetzt zerfällt die Stadt in sieben Bezirke, von denen der erste die alte Stadt und die daranstoßenden Vorstädte umfaßt.
Zu diesen gehört die arabische Vorstadt an der Rua Malaka, in welcher holländische Häuser mit leichten inländischen Wohnungen
von Bambus abwechseln; hier leben Araber und Mauren zurückgezogen und treiben hauptsächlich Handel mit Gold,
[* 11] Silber, Diamanten,
Perlen etc. Südwestlich stößt an die alte Stadt der zweite Bezirk, Kampongchina, ein meist aus schlechten, kleinen, eng
aneinander gebauten Häusern der Chinesen bestehender, trotz seiner ungesunden Lage sehr volkreicher Stadtteil, dessen Lebhaftigkeit
einen auffallenden Gegensatz zu der ihn umgebenden Öde bildet, und dessen arbeitsame Bewohnerschaft für Batavia
von großer Wichtigkeit
ist.
Hier gibt es Handwerker und Läden aller Art, dazwischen Garküchen, Apotheken; kurz, alle Bedürfnisse für Chinesen, Javaner und Europäer sind hier aufgestapelt. Von den übrigen, allein von den Europäern bewohnten Bezirken heißt der dritte Molenvliet. Der eigentliche Stadtteil dieses Namens, der sich am gleichnamigen Kanal [* 12] hinzieht, überrascht durch seine Schönheit; die Häuser liegen voneinander getrennt und luftig, wie es das Klima erfordert, zwischen Fruchtbäumen aller Art; sie sind groß, aber nur ein, höchstens zweistöckig, haben platte Dächer und schöne Veranden.
Südlich davon liegt die Vorstadt Rijswijk, nur von Europäern bewohnt, mit nicht minder zierlichen Gebäuden (darunter die dem geselligen Verkehr gewidmete »Harmonie« und das Museum der Gesellschaft für Künste und Wissenschaften), und auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals von Rijswijk das von Kaufleuten und Eingebornen bewohnte Nordwijk. Längs des Wegs von Rijswijk erreicht man dann den Koningsplein, einen schönen, großen Rasenplatz für Manöver, der beinahe eine Stunde Umfang hat und fast ringsum von weißen Gebäuden (darunter die Wilhelmskirche und das neue Palais des Generalgouverneurs) umgeben ist.
Der vierte Bezirk, der Oosterdistrikt, umfaßt zunächst die östliche Vorstadt der alten Stadt und den Stadtteil Dschakatra, in denen fast nur Eingeborne und Chinesen leben; auch das darauf folgende Gunungsahari hat noch wenige Europäer zu Bewohnern. An letztern Stadtteil stößt die Vorstadt Weltevreden mit einem großen, viereckigen, von Gebäuden eingeschlossenen Platz, der nach dem daraufstehenden Löwen [* 13] von Waterloo [* 14] auch »Waterlooplein« genannt wird. Weltevreden enthält das Regierungsgebäude mit den Sitzungssälen des Rats von Indien und den Büreaus der meisten Zivil- und Militärbehörden, das Arsenal, die Artillerieschule, das trefflich eingerichtete Hospital für christliche Einwohner (für nichtchristliche sind das »Stads Verband« [* 15] und das chinesische Krankenhaus [* 16] bestimmt), die Kasernen, das Gefängnis für Europäer, das Theater [* 17] etc. Daran grenzt die 1837 gebaute Citadelle Fredrik Hendrik. In der Nähe liegen noch die großenteils von Eingebornen und Chinesen bewohnten Stadtteile Kamponglama u. Kampongbaru; in dem letztern wird ein großer Markt abgehalten auf einer weiten, mit Zelten von Bambus, Buden und Bänken bedeckten Ebene, wo Erzeugnisse
[* 3]
^[Abb.: Situationsplan von Batavia.]
¶
des Landbaues und der Industrie ausgestellt werden. Von den übrigen drei Bezirken liegt der Südwestdistrikt, der größte, der aber nur vier Vorstädte der Eingebornen enthält, südwestlich von Molenvliet, der am wenigsten und bloß von Malaien und Javanern bewohnte Westdistrikt im W. von Kampongchina; der letzte, Kampongbali, unter dessen Bewohnern nur wenige Europäer sind, ist der südlichste.
Von öffentlichen Anstalten sind die Bataviasche
Gesellschaft für Künste und Wissenschaft (1778 gegründet), die Gesellschaft für
indische Länder-, Sprach- und Völkerkunde, die Königliche
[* 19] Naturhistorische Vereinigung, die Handelsgesellschaft, die Gesellschaft für
Landbau und Industrie und zahlreiche Versicherungsanstalten zu erwähnen. An Lehrinstituten bestehen das Gymnasium Wilhelm
III., die Parapattan-Waisenstiftung, 5 Gouvernementsschulen und 1 medizinische Bildungsanstalt für Eingeborne (mit dem Militärhospital
in Verbindung).
Die Einwohnerzahl der Stadt belief sich auf 196,989 (darunter 5981 Europäer, 65,799 Chinesen und 1179 Araber und
sonstige Asiaten). Die mittlere Jahrestemperatur in Batavia
beträgt 26° C. Die Tiefe der Bai, an welcher
die Stadt liegt, beträgt nur 3-7 Faden,
[* 20] der Stadt zunächst sogar nur 2-4 Faden; seewärts nimmt sie allmählich zu bis zu 16 Faden
und mehr. Da die Tiefe der Bai infolge der Anschwemmungen des Tschiliwung noch fortwährend abnimmt und nur Schiffe
[* 21] von geringem
Tiefgang auf der innern Reede ankern können, sah sich die Regierung genötigt, östlich von der Mündung
des Flusses bei Tandschong Priok einen großen Hafen anzulegen.
Derselbe wird durch eine Eisenbahn, eine breite Fahrstraße und einen Kanal mit der Stadt in Verbindung gesetzt. Die Hafenbauten werden jetzt eifrig betrieben und sollen bis 1887 beendigt sein. Gegen das offene Meer ist die Bai durch Inseln und Bänke geschützt und daher ein sicherer Ankerplatz, der an 1200 Schiffe fassen kann. Die Inseln sind zum Teil bewohnt und wurden früher von der Indischen Kompanie zu Niederlagen, Werften etc. benutzt. Die wichtigste ist Onrust (Pulo Kapal), früher das allgemeine Arsenal der Kompanie, bis die Engländer (1800) die Werke und Gebäude darauf zerstörten, die später jedoch wiederhergestellt sind.
Die Industrie Batavias
beschränkt sich auf Kalkbrennerei, Ziegelfabrikation, Töpferei, Gerberei und Destillation
[* 22] von Arrak.
Dagegen ist die Stadt in merkantiler Hinsicht noch immer sehr wichtig. Sie ist noch heute nicht nur der Hauptgeschäftsplatz
der Insel Java, sondern das Zentrum der Handelsunternehmungen für das gesamte holländische Ostindien. Fünfmal monatlich gehen
Dampfer nach Samarang und Surabaja und nach den dazwischenliegenden Plätzen, dreimal nach Singapur,
[* 23] zweimal nach Padang (Sumatra),
einmal nach Billiton und Pontianak (Borneo), einmal nach Bandschermassing (Borneo), einmal nach Makassar, Timor, Amboina, Ternate
etc. und einmal nach Brisbane (Queensland).
Der berühmteste Exportartikel ist der Kaffee, welcher hauptsächlich hier nach den niederländischen Märkten (s. Amsterdam) [* 24] verschifft wird; die Ernte, [* 25] je nach den Jahrgängen sehr wechselnd, beträgt ca. 1 Mill. Ztr. Der Export von Reis beträgt ungefähr ebensoviel, die Zuckerproduktion 1½ Mill. Pikuls (à 62½ kg). Auch Indigo [* 26] und Häute bilden starke Posten sowie Arrak, der weltberühmt ist und aus Rohzucker, Palmwein und Reis durch die Chinesen in großen Brennereien bereitet wird, Palm- und Kajeputöl, Tabak, [* 27] Zinn (von Bangka), Pfeffer (von Sumatra, Borneo etc.), ferner Teakholz, Büffelhörner (nach Europa) [* 28] und Büffelhäute (nach China), [* 29] Thee und Chinarinde (beide erst seit neuerer Zeit auf Java heimisch), Kampfer, Kassia, Sandel- und Sapanholz, Rohr, Schildkrot, Tamarinden etc. Die Einfuhr besteht in europäischen Manufakten, Eisen, [* 30] Luxusartikeln aller Art, Wein, Butter, Konserven etc. und Eis [* 31] (aus Nordamerika). [* 32]
Die Zölle, bis 1866 sehr hoch, sind seither beträchtlich reduziert worden, hauptsächlich in Rücksicht auf
die Differentialzölle. Die Gesamteinfuhr nach Batavia
schlägt man auf 18-20 Mill., die Gesamtausfuhr auf 15-17 Mill.
Gulden an, von welchen Summen ungefähr die Hälfte allein auf den Verkehr mit Holland zu rechnen ist. In hat die Hauptbank der
Insel, die Bank von Java, ihren Sitz, die, 1827 mit einem Kapital von 2 Mill. Gulden errichtet, in einem ungemein
blühenden Zustand sich befindet. Ebenso ist Batavia
Sitz eines deutschen Konsuls. Eine Eisenbahn verbindet Batavia
mit dem 62 km südlicher
gelegenen Buitenzorg (s. d.). - Batavia
wurde 1619 von den Holländern auf den Trümmern des ältern, vom Statthalter Coen eroberten
javanischen Dschakatra gegründet; 1811 nahmen die Engländer die Stadt ohne Widerstand ein, gaben sie
aber 1816 nach hergestelltem Frieden den Holländern zurück.
Die Umgegend von Batavia
bildet die Residentschaft Batavia
(s. Karte »Hinterindien«)
[* 33] mit einem Areal von 6974 qkm (126,8 QM.) und (1883)
919,376 Einw. (darunter 7957 Europäer und 72,035 Chinesen). Sie gehört zu den niedrigsten Landschaften
der Insel, ist morastig und ungesund, ohne Waldungen, aber gut angebaut, reich an Obstbäumen und für die Kultur des Reises
u. der Kokospalme besonders geeignet. Die Bevölkerung spricht malaiisch und die Sundasprache.
[* 3] Stadt im nordamerikan. Staat New York, Grafschaft Genesee, 55 km östlich von Buffalo, mit großartiger Blindenanstalt und (1880) 4845 Einw.
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Batavia
Batavia.
Batavia.
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
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51.788 | Arabien | Van den Berg | Le Hadhramout | (Batavia1886) |
2.445 | Batavia | Staat New York | Grafschaft Genesee, 55 km östlich von Buffalo, mit großartiger Blindenanstalt und | (1880) |
18.361 | Geographische Litteratur 1885-90 | M. Verbeek | "Krakatau" | (Batavia1884) |
18.365 | Geographische Litteratur 1885-90 | A. Haga | "Nederlandsch Nieuw Guinea" | (Batavia1884) |
3.226 | Bórneo | Bataviaerscheinenden | "Regeerings-Almanak". | |
65.508 | Sumatra | Yzerman | Bemmelen, Koorders und Bakhuis, Dwars door S. | (Haarlem und Batavia1896) |
65.508 | Sumatra | Verbeck | Topographische en geologische beschrijving van en gedeelte van Sumatras westkust | (Batavia1886) |
54.226 | Chinesische Sprache, Schrift | Medhursts | "Chinese and English dictionary" | (2 Bde., Batavia1843) |
19.294 | Ethnographische Litteratur 1886-91 | "Oost-Indisch Ambtenaar. Mahomedaansch-godsdeenstige broederschappen" | (Batavia1890) | |
65.604 | Tandjung Priuk | Priuk | Hafen von Batavia | (s. d.) |
60.271 | Kawi | Demselben verdankt man einen Abdruck des | "Arjuna-Wiwâha" | mit balinesischer Interlinearversion (Batavia 1850) |
59.244 | Hoëvell | "Tijdschrift van Nederlandsch Indië" und besorgte die Herausgabe und Übersetzung malaiischer Werke, unter andern des Gedichts "Bidasari" | (Batavia und Groningen 1843) | |
21.421 | Pfeffer | Singapore und Penang | 1879 zu 60-65, 1882 zu 102½ bis 105 M. ohne Zoll für 100 kg ab Hamburg und Bremen; b) Malabar, 62-64 und 100 bis 102 M.; c) Aleppi und Batavia, zu 77 bis 79 und 118 Mk.; d) in Asien und Australien, dessen Blätter gekaut werden; |
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