Basundi
,
Negerstamm in Afrika, [* 2] s. Kongostaat. [* 3]
Basundi
6 Wörter, 46 Zeichen
Basundi,
Negerstamm in Afrika, [* 2] s. Kongostaat. [* 3]
[* 3] (officiell: État Indépendant du Congo), die unter Souveränität Leopolds II., Königs der Belgier, stehende neutrale Kolonie in Afrika. (S. Karte: Äquatorialafrika, [* 5] Bd. 1, S. 190.) Grenzen [* 6] und Oberflächengestaltung. Die Grenze verläuft nördlich der Kongomündung zuerst nördlich, dann nordöstlich längs des Tschiloango, der den Kongostaat vom portug. Kabinda trennt, dann in Windungen östlich bis an den Kongo bei Manjanga, von hier diesen Strom und den Mobangi entlang bis zum 4.° nördl. Br., dann gerade östlich bis zum 30.° östl. L., wendet sich nach S., am Westufer des Tanganika und Moërosees entlang, bis sie unter dem 13.° südl. Breite [* 7] den südlichst gelegenen Punkt auf dem Loangwa-Kafue-Plateau (wo früher das nicht vorhandene Lokingagebirge angegeben wurde) erreicht; von hier verfolgt sie bis zum Dilolosee die Wasserscheide zwischen Luapula, Lualaba und den Zuflüssen des Sambesi, biegt dann nach N. um, längs des Kassai. bis 7.° südl. Br., von hier westlich zum Kuilu, diesen aufwärts bis zum 8.°, dann nach W. bis zum Kuango, längs dieses Flusses nach N. bis zum 5.°48', von wo aus sie direkt westlich bis zum Kongo und an dessen linkem Ufer hinab bis zum Meere verläuft.
Der Kongostaat umfaßt den größten Teil des Kongostromgebietes, nämlich 2252780 qkm mit (schätzungsweise) 19 Mill. E. Von dieser ungeheuren Ländermasse blieben bisher noch unerforscht und noch nicht der europ. Machtsphäre unterworfen die Gebiete östlich vom mittlern Kongo zwischen dem Aruwimi und dem 4.° südl. Br. Das westafrik. Randgebirge, das von Gabun aus südsüdöstlich gegen und jenseit des Kongostaat verläuft und im K. eine etwas über 100 km breite flache Küstenzone frei läßt, erhebt sich als breite Mauer im W. des ebenen innersten Beckens, welches im N., O. und S. von allmählich ansteigenden Erhebungen abermals umschlossen wird. Granit und Gneis geben dem durchschnittlich 700 m hohen Randgebirge die gipfellosen flach gewölbten Formen und dessen Thälern einen schluchtartigen Charakter, den Niederungen aber durch die Produkte ihrer Verwitterung eine ungemein starke, poröse Lateritbedeckung. Die Hochfläche im Innern dagegen wird teils von außerordentlich fruchtbarem Boden bedeckt, teils von größern Sumpfstrecken erfüllt.
Klima, [* 8] Pflanzen und Tierwelt. Das Klima der Küste und des untern Flußthals ist von dem der innern Hochfläche verschieden. Am untern Kongo dauert die Regenzeit von Mitte Februar bis Anfang Mai und mit Unterbrechungen von Oktober bis Ende Dezember. Wolkenlos ist der Himmel [* 9] von Mai bis September. In den heißesten Monaten, Januar und April, steigt die Temperatur bis auf 33° C., im kühlsten Monat (Juli) sinkt sie oft bis auf 12° C. Der heftige Temperaturwechsel und die drückende Feuchtigkeit während der Regenzeit machen das Klima sehr ungesund.
Nach dem Innern nimmt die Regenmenge und in einzelnen Gegenden auch die Wärme [* 10] zu. Am mittlern Kongo dauert die kleine und große Regenzeit von August bis Ende Mai;
das Maximum der Temperatur von 30° C. sinkt bis zum Minimum von 22° C. herab. In Katanga setzt die Regenzeit im September ein und hört Ende April auf;
die Hitze steigert sich bis zu 37° C., Abkühlung bis zu 23° C. tritt häufig, ja in einzelnen Fällen bis zu 5° C. ein. – Die Küsten- und Bergregion ist wenig fruchtbar: die lange anhaltende Dürre und der sperrige Laterit machen üppiges Wachstum unmöglich;
kahl flacht sich das Gebirge zu baumlosen Savannen ab, und die Rinnsale der Flüsse [* 11] begleiten Baobab, Palmen, [* 12] wilder Kaffee und Orangen.
Zwischen dem Kongobogen und Sankuru dagegen breitet sich ein ungeheures von Savannenstrichen durchzogenes Waldmeer, das sich nach Osten bis zum Albert- und Tanganikasee erstreckt, aus, hier trifft man auf Kautschukbäume in üppigster Fülle, in den bebauten Feldern auf Maniok, Hirse, [* 13] Bananen, Ananas, Zuckerrohr und Tabak. [* 14] In dem Lande zwischen dem Kassai, Sankuru und obern Lomami gedeihen die Feldfrüchte in Menge, auch die Kautschukliane in den Wäldern; weniger allgemein fruchtbar, doch reich an Kupfererzen sind die Savannengegenden von Katanga. – Auch die Tierwelt hat sich mehr in das fruchtbare Innere zurückgezogen, so Büffel- und Antilopenherden; mehr und mehr verringert sich aber überall die Anzahl der Elefanten. Die Flußpferde sind es allein, denen man in Massen begegnet. Haustiere sind Ziegen und Hühner. [* 15] Eingeführte
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶
548 Pferde, [* 17] Esel und Ochsen gehen in der Trockenzeit zu Grunde. Die Bevölkerung ist ein buntes Gemisch von Stämmen der Banturasse. Besonders zu nennen sind von W. nach O. geordnet: am untern Kongostaat die Kabinda (s. d.);
zwischen Boma und Manjanga die stolzen, den Weißen oft feindlich gesinnten Basundi, die neben Fischfang, Weberei [* 18] und Töpferei auch Handelsgeschäfte nach dem obern Kongostaat betreiben;
die Bateke (s. Französisch-Kongo, Bd. 7, S. 209a) am Stanley Pool;
die Ubangi zwischen Alima und Mobangi und die kriegerischen, über 130000 Köpfe zählenden Bangala zwischen dem Äquator und dem 2.° nördl. Br.;
die Basoko am Aruwimi, vortreffliche Waffenschmiede, welche sich Kanus für 50 Ruderer bauen und in Jambumba mit 8000 E. ein Centrum besitzen;
innerhalb des Kongobogens, etwa zwischen 2° nördl. Br. und 1° südl. Br., der weitverbreitete Stamm der Balolo;
an der Mündung des Kassai die fleißigen und intelligenten Wabuma, welche als Händler und Schiffer nach dem Stanley Pool ziehen;
südöstlich stromaufwärts die wilden, menschenfressenden Bakutu, Bassongo Mino und Bakuba, unter denen zerstreut die Batua (s. d.), eine Zwergrasse, wohnen;
am mittlern Lulua und Sankuru begegnet man den höher civilisierten Stämmen der Baschilange (s. d.) und Baluba (s. d.);
vom mittlern Lomami bis zum Tanganikasee leben die kriegsgeübten Völker der Wakusu und Manjema;
friedlich im allgemeinen verhalten sich die ackerbautreibenden Warua in Kassongo.
Die Ansiedelungen der (1892) 950 Europäer (darunter 445 Belgier) bestehen aus Handelsniederlassungen und Stationen. Die bedeutendsten Handelsplätze befinden sich am untern Kongo in Banana, Boma, Matadi (s. d.) und Ponta da Lenha. Vivi, früher als Hauptstation von Stanley gegründet, ist jetzt verlassen. Größere Stationen, teils zu Verwaltungs- oder Handelszwecken, sind errichtet: im Thal [* 19] der Livingstonefälle Manjanga;
Leopoldville (s. d.) am südl. Ufer des Stanley Pool;
am mittlern und obern Kongo: Kwamouth, Äquatorstation, Bolobo, Basoko, Stanleyfälle, Njangwe;
Jambuja am Aruwimi;
am Sankuru Lusambo;
in Katanga Lufui, am Tanganikasee Myala und Albertville (Lutuka).
Verwaltung. Der Kongostaat wird unter der Souveränität des Königs der Belgier von einer Centralregierung in Brüssel [* 20] und dem Generalgouverneur in Boma regiert und ist in 13 Verwaltungsdistrikte eingeteilt. Dem Gouverneur zur Verfügung steht eine Truppe (8 Compagnien) von 3520 Haussa- und Bangalanegern unter 80 europ. Offizieren und eine Flottille von 7 Dampfern auf dem untern und 12 auf dem obern Kongo. Im Budget für 1893 stehen als Einnahmen 2000000 Frs. aus Steuern und Zöllen und fast 3 Mill. Frs. als Zuschuß von Belgien; [* 21] der Hauptposten unter den Ausgaben beträgt etwas über 2 Mill. Frs. für die Kolonialtruppe.
Das Wappen zeigt einen silbernen Querbalken in Blau, oben rechts ein goldener Stern, in der Mitte ein Herzschild mit einem goldenen Löwen [* 22] in Schwarz. Die Flagge ist blau mit fünfzackigem goldenen Stern in der Mitte (s. Tafel: Flaggen [* 23] der Seestaaten beim Artikel Flaggen, Bd. 6, S. 862).
Handel. Die Ausfuhr betrug (1892) 5,4 Mill. Frs. Die wichtigsten Waren sind: Elfenbein (3,7 Mill. Frs.), Kautschuk (0,6), Palmöl (0,4), Palmkerne (0,8);
5 Dampferlinien vermitteln den Verkehr nach Lissabon, [* 24] Liverpool, [* 25] Hull, [* 26] Rotterdam [* 27] und Hamburg. [* 28] 1892 liefen in Boma und Banana 244 Schiffe [* 29] ein.
Der Landtransport vom untern Kongostaat nach dem Stanley Pool wird durch die Trägerlöhne sehr verteuert: deshalb regte Stanley schon 1884 den Bau einer Kongobahn (s. d.) an. Nach Vollendung der Bahn wird man die Strecke Matadi-Leopoldville in zwei Tagen zurücklegen, wozu man jetzt 18 Tagemärsche braucht.
Geschichte. Der Kongostaat ist von der «Internationalen Afrikanischen Gesellschaft» gegründet worden, welche unter dem Protektorat Leopolds II. von Belgien von Stanley geleitet wurde. Dieselbe erwarb 1881–84 teilweise durch Abschluß von Verträgen mit den Häuptlingen ein ungeheures Gebiet und stellte sich zur Aufgabe, das Kongogebiet dem freien Handelsverkehr aller Nationen zu erschließen; in der Lösung dieser Aufgabe wurde sie durch die Beschlüsse der Afrikanischen oder Kongokonferenz (s. d.) unterstützt.
Schwierigkeiten machte die Regelung der Besitzverhältnisse an der Kongomündung. wurde die dortige Grenze gegen das portug. Gebiet festgestellt. König Leopold II. von Belgien nahm 1885 mit Zustimmung der belg. Kammern den Titel Souverän des Kongostaat an. 1890 wurde ein Übereinkommen getroffen, demzufolge Belgien dem Kongostaat ein unverzinsliches Darlehen von 25 Mill. Frs. bis 1900 bewilligte und dafür sich das Recht vorbehielt, nach Ablauf [* 30] jener Periode den Kongostaat zu annektieren, falls nicht dieser es vorzöge, das Darlehen in weitern 10 Jahren zurückzuzahlen.
Gemäß einem Vertrag von 1891 mit Portugal [* 31] wurden die Grenzen des Kongostaat nach S. durch Einverleibung von Muata Jamvos Reich (Lunda) am Kuango und Kassai beträchtlich erweitert. Die Expeditionen von Stairs, Delcommune und Bia 1891/92 unterwarfen Katanga der Herrschaft des Kongostaat. Mit demselben Gedanken der Gebietsvergrößerung unternahm van Kerkhove 1890 einen mit starker Truppenmacht ausgerüsteten Zug vom Stanley Pool nach NO. und drang durch die Niamniam- und Monbuttuländer bis nach Wadelai am Nil vor (1892). Er selbst wurde auf dem Rückmarsch getötet.
Kerkhove hatte im Norden [* 32] des Aruwimi die Bandenführer und Sendlinge der am mittlern Kongo ansässigen Araber bekämpft und diese im Elfenbeinhandel und Sklavenraub schwer geschädigt. Die Kunde davon rief eine Empörung gegen alle Weißen am Kongo und Tanganikasee hervor, welcher im Mai 1892 Hodister mit seinen Gefährten zum Opfer fiel. Der Kongostaat entsandte eine durch die Negerstämme vom Sankuru und Lomami verstärkte Truppenmacht unter Kapitän Dhanis gegen die Araber. Dhanis schlug sie im Nov. 1892 südöstlich von Ngongo Luita, eroberte Febr. 1893
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶
549 Njangwe und im April darauf Kassongo. Am mittlern Kongo, bei den Stanleyfällen und Kirundu, kämpften siegreich im Mai 1893 Kapitän Ponthier und die Lieutenants Chaltin und Tobbak. Kapitän Jacques, in Albertville durch Rumaliza von Ujiji aus hart bedrängt, trieb im Sept. 1892, unterstützt von Delcommune und Joubert, die Angreifer erfolgreich zurück. Ein neuer Angriff Rumalizas wurde im Sept. 1893 von Dhanis und Ponthier zurückgeschlagen, wobei letzterer das Leben einbüßte.
Litteratur. Wauters, Les Belges au Congo (Brüss. 1884);
Stanley, Der Kongo und die Gründung des Kongostaat (2. Aufl., Lpz. 1887);
Chavanne, Reisen und Forschungen im K. (Jena [* 34] 1887);
Pechuël-Lösche, Kongoland (ebd. 1887);
Cam. Coquilhat, Sur le Haut [* 35] Congo (Par. 1888);
Ed. Dupont, Lettres sur le Congo (Par. 1889);
Wißmann, Wolf, von François und Mueller, Im Innern Afrikas (3. Aufl., Lpz. 1891);
Wißmann, Unter deutscher Flagge quer durch Afrika (7. Aufl., Berl. 1890);
Giraud, Les lacs de l’Afrique équatoriale (Par. 1889);