Bastĭa,
ehemalige Hauptstadt der
Insel
Corsica,
[* 2] amphitheatralisch am
Meer auf der Ostküste gelegen,
mit
Wällen und
Mauern umgeben und von einer starken
Citadelle überragt. Bastia
, so genannt nach einer von den Genuesen hier zuerst
angelegten
Befestigung, verdankt seine Bedeutung seiner günstigen
Lage an dem
Italien
[* 3] nächsten
Punkte der
Insel, vermöge deren
es am frühsten mit
Italien in Beziehungen trat. Der
Hafen war zwar nicht einer der besten, aber einer
der besuchtesten und ist neuerdings durch Errichtung eines
Molo so erweitert worden, daß er auch größere
Schiffe
[* 4] aufnehmen
kann (1882 sind in diesen 824
Schiffe mit 200,574
Ton. eingelaufen).
Die Stadt trägt ganz genuesischen Charakter und hat außer dem schönen, 1 km langen Boulevard enge und krumme Straßen. Sie wird in die Ober- und Unterstadt eingeteilt, hat 1 Kathedrale (jedoch keinen Bischof mehr), 8 andre Kirchen und Kapellen. Unter den Gebäuden sind bemerkenswert: die Kirchen Ste.-Marie, St.-Jean, St.-Roche und La Conception, alle im italienischen Stil ausgeführt und überreich dekoriert;
das neue Stadthaus, der Justizpalast und das Theater, [* 5] das Zivil- und das Militärhospital.
Auf der
Place St.-Nicolas, welche das
Meer beherrscht, steht das marmorne Standbild
Napoleons I. Die Stadt zählt (1881) 19,696 Einw., welche Antimonbergbau,
Schiffbau und
Eisengießerei,
[* 6]
Gerberei, Teigwarenfabrikation,
Korallenfischerei und
Handel mit diesen
Produkten sowie mit
Wein,
Südfrüchten und
Öl betreiben. Bastia
ist Hauptort eines
Arrondissements und Kriegsplatz zweiter
Klasse, Sitz
eines Appellhofs, eines Handelstribunals und mehrerer
Konsulate, hat ein
Lyceum, eine hydrographische
Schule, eine öffentliche
Bibliothek von 25,000
Bänden, ein Naturalienkabinett und eine wissenschaftliche
Gesellschaft (die einzige auf
Corsica). Bastia
wurde 1383 durch
den Genuesen Leonel Lomellino gegründet und war fast 400 Jahre hindurch der Sitz der genuesischen
Gouverneure.
Als
Corsica unter französischer Herrschaft 1791 in zwei
Departements geteilt wurde, blieb Bastia
der Hauptort des einen; allein
bei der Wiedervereinigung beider Teile (1811) wurde
Ajaccio zur Landeshauptstadt erhoben.