Baß
(ital. Basso, mittellat. Bassus, franz. Basse, von bas, »tief«; im 16. Jahrh. vielfach gräzisiert in Basis, »Grundlage«),
in einer musikal. Harmonie die tiefste oder unterste Stimme, das Fundament, auf dem das ganze harmonische und melodische ¶
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Gebäude ruht, auch die Grundstimme genannt. Nach seiner Natur verträgt, ja fordert der Baß
, von dem Gewebe der
[* 3] übrigen Stimmen,
die gern nahe zusammenhalten, entfernter zu bleiben, um eine Oktave und noch weiter von ihnen abzustehen und mit besonderer
Deutlichkeit in einem langsamern Gang
[* 4] einherzuschreiten. Dabei bewegt er sich gern durch die Grundtöne
der Akkorde quarten- und quintenweise, auch in Oktavenschritten. Allerdings kann der in der kontrapunktischen oder polyphonen
Schreibart seinen Charakter des Ruhenden und Stützenden teilweise verleugnen und an dem bewegten Fluß der Stimmen teilnehmen,
um so mehr, als er eine äußere Stimme ist und in seiner Entfaltung und Bewegung nach der Tiefe, wie der
Sopran nach der Höhe zu, unverdeckt und uneingeschränkt ist.
Indessen ist diese Beweglichkeit des Basses seiner Natur nach immer nur relativ zu nehmen, und es ist darauf zu achten, daß
nicht die Deutlichkeit etwa durch zu schnelle Figuren leide. Je bewegter der Baß
ist, desto mehr verliert
er seinen Charakter als Fundament, und man findet daher in mehrstimmigen Gesangswerken mit Instrumenten vielfach neben dem Singbaß
noch einen selbständigen Instrumentalbaß
, welcher den Charakter der Stützstimme bewahrt, wenn der Singbaß
an der Figuration
teilnimmt.
Die gute Führung des Basses bedingt einen großen Teil der Wirkung eines Musikstücks und ist eins der sichersten Kennzeichen einer tüchtigen Bildung im Satze. Zur Zeit der Blüte [* 5] des imitatorischen Stils, der strengen Polyphonie der Niederländer (14.-16. Jahrh.; vgl. Musik, Geschichte), in der es eine selbständige Instrumentalmusik bis auf einfache Tanzstücke noch nicht gab, existierte auch eine Baßstimme in unserm Sinne noch nicht, wenn auch gewisse unabweisliche Rücksichten sich schon damals geltend machten (Quarten- oder Quintenschritt in Kadenzen). Der Erfinder der Baßstimme im modernen Sinn ist Viadana (s. d.); sein Basso continuo ist eine wirkliche Stützstimme. Man muß wohl unterscheiden Basso continuo oder Generalbaß und Fundamental- oder Grundbaß; der letztere, eine Erfindung Rameaus, ist gar keine reelle Stimme, sondern eine bei der Analyse einer Komposition theoretisch konstruierte, die Folge der Grundtöne der einander folgenden Harmonien.