Basken
,
bei den Spaniern Bascongados, in ihrer eigenen Sprache [* 2] Euscaludanac, Volksstamm, der um den Winkel [* 3] des Golfs von Biscaya zu beiden Seiten des Westflügels der Pyrenäen, in der südwestlichsten Ecke Frankreichs und einem Teile des nördl. Spaniens wohnt und den letzten Rest des einst über die ganze Pyrenäische Halbinsel und das südl. Gallien, in vorhistor. Zeit wahrscheinlich noch viel weiter nach Norden [* 4] verbreiteten Volks der Iberer (s. d.) bildet. Die Aquitanier Cäsars und der röm. Kaiserzeit im südwestl.
Gallien zwischen Garonne und Pyrenäen, von denen zum
Teil die französischen Basken
abstammen, waren nur ein
mit einem besondern
Namen belegter Zweig der Iberer, der seinerseits in zahlreichere kleinere Völkerschaften zerfiel. Der
jetzt dem ganzen
Volke zukommende
Name bezeichnete ursprünglich einen besondern
Stamm, die Basconen, die zur Römerzeit Navarra
bewohnten. Als sie später ihre Herrschaft auch über die verwandten
Stämme in
Alava,
Guipuzcoa und
Biscaya
ausdehnten, wurde ihr
Name zugleich auf diese übertragen, und als noch später, im 6. Jahrh., die Basconen
auch die Herrschaft über einen
Teil von
Aquitanien erlangten, machte sich der
Name in der Form Gascanier auch nördlich der
Pyrenäen heimisch.
Als
Spanien
[* 5] von den
Arabern unterworfen wurde, hielten sich die Basken
unabhängig; auch unter den Karolingern
hatten sie ihre eigenen
Herzöge. Nur Navarra war von den Mauren bis 806 teilweise besetzt; nach der Eroberung durch
Ludwig
den Frommen wurde es zum Königreich unter den Familien
Bigorre und (seit 1494) d'Albret. Ferdinand der
Katholische eroberte den südlich von den Pyrenäen gelegenen
Teil (Obernavarra), und Niedernavarra kam durch Vermählung der
Erbin
Jeanne d'Albret mit
Anton, dem
Vater
Heinrichs IV., an das Haus
Bourbon. Die bask. Landschaften Labourd und
Soule schlossen
sich an Guyenne an, kamen mit diesem an England und wurden erst 1453 dauernd mit
Frankreich vereinigt.
Die eigentlichen bask.
Provinzen
Guipuzcoa,
Alava,
Biscaya vereinigten sich schon 1202 mit
Castilien durch
Vertrag mit
Alfons VIII.,
wodurch sie sich ihre
Rechte (Fueros) wahrten.
Das französische Baskenland
(Pays Basque) erstreckt sich gegenwärtig nur noch über einen
Teil des franz. Depart.
Basses-Pyrénées
und begreift etwa 6000 qkm mit 145000 E., von denen nach Reclus etwa 116000 Basken
sind, welche
sich in die drei alten Landschaften Labourd oder das Labourdan (bask. Lapurta, bei den
Römern Lapurdum),
Soule (bask. Zuberna)
und Niedernavarra (Cize, Ostabarès und Mixe) verteilen. Die bedeutendsten
Städte sind
Bayonne, das jedoch fast ganz französiert
ist, und St.
Jean-de-Luz, gegenwärtig der Hauptort des franz. Basken
landes. Der frühere Mittelpunkt
der bask.
Bevölkerung
[* 6] war Ustaritz
(d. i. Gerichtseiche), wo die
Ältesten in ihrem Bilcar
(d. i.
Rat der Alten) unter einer
(in der
Französischen Revolution zerstörten)
Eiche zusammentraten und über die Angelegenheiten des
Volks beratschlagten,
bis ihnen 1789 ihre alten Privilegien genommen wurden.
Das spanische Baskenland
begreift einesteils das Königreich
(Provinz) Navarra, welches auf 10506 qkm (1887) 304122 E. zählt,
die allerdings nur zum geringern
Teil Basken
sind, andernteils
¶
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die drei sog. Baskischen Provinzen oder Bascongados (Biscaya, Guipuzcoa und Alava), welche zusammen auf 7095 qkm (1887) 510419
E. zählen. Die Gesamtsumme der Basken
beträgt etwa 440000; sie wandern stark aus, namentlich nach Argentinien und Uruguay.
[* 8] Die
spanischen Basken
haben mehr noch als die französischen ihre Nationalität bewahrt. Ihre alten bürgerlichen
und polit. Gesetze, Rechte und Freiheiten wußten die Basken
Jahrhunderte hindurch gegen den königl. Absolutismus
zu behaupten, und ebenso hartnäckig widersetzten sie sich später dem modernen Konstitutionalismus.
Nach dem Tode Ferdinands VII. (1833) schlossen sie sich Don Carlos an, weil sie in diesem den Beschützer ihrer alten Volksfreiheiten erblickten, und Navarra und die drei bask. Provinzen bildeten den eigentlichen Herd des karlistischen Aufstandes (s. Spanien). Erst mit dem Vertrage zu Vergara (1839) erfolgte ihre Unterwerfung unter die konstitutionelle Regierung, und im Juli 1876, nach Unterdrückung der karlistischen Bewegung 1872-76, wurden die letzten der in den bask. Provinzen noch geltenden Sonderrechte aufgehoben.
Vgl. W. von Humboldt, Prüfung der Untersuchungen über die Urbewohner Hispaniens (Berl. 1821);
Mazure, Histoire du Béarn et du Pays Basque (Pau [* 9] 1839);
Iztueta, Guipuzcoaco Provinciaren condaira edo historia (San Sebast. 1847);
Michel, Le [* 10] Pays Basque (Par. 1857);
Garat, Origine des Basques de France et d'Espagne (ebd. 1869);
Bladé, Études sur l'origine des Basques (Tulouse 1869);
Cénac Moncaut, Histoire des peoples et des États Pyrénéens (3. Aufl., 4 Bde., Par. 1874);
Binson, Le Folklore du pays basque (ebd. 1883);
Andree im «Globus», Bd. 36 (Braunschw. 1879);
Le Belasco y de la Cuesta, Los Euskaros en Alava, Guipuzcoa y Viscaya (Barcel. 1880);
J. Binson, Les Basques et le pays basque (Par. 1882);
«Basques» in dem «Dictionnaire géograph. et administer. de la France» (ebd. 1890).