Basilĭdes,
berühmter Gnostiker zu Alexandria, aus Syrien gebürtig, Schüler des Menander, Zeitgenosse des Kaisers Hadrian, Hauptvertreter der ägyptischen (alexandrinischen) Gnosis und daher der Häresiarch genannt, lehrte um 130 n. Chr. zu Alexandria. Sein System, von dem wir zwei Darstellungen, eine von Irenäus und eine von Hippolytus, besitzen, und das als eine Weiterbildung der Lehre [* 2] seines ältern Zeitgenossen, Saturnin, sich durch seinen sittlichen Ernst vor vielen verwandten Theorien auszeichnet, ist emanatistisch mit verborgener dualistischer Grundlage.
Nach Irenäus emanierten zuerst aus dem ungewordenen Vater (nach der Zahl der Planeten [* 3] oder Wochentage) 7 göttliche Kräfte, 4 intellektuelle: der Geist (Nus), der ihn offenbarende Logos, die Denkkraft und Weisheit, dann die Macht, die sittliche Vollkommenheit und der innere Friede;
sie machen die selige Achtzahl (Ogdoas) oder das erste Geisterreich aus.
Von diesem sind in allmählich abnehmender Klarheit 364 andre Geisterreiche, jedes zu 7 Äonen, hervorgegangen. Die gesamten 365 Geisterreiche werden zusammengefaßt in dem Geheimwort Abraxas oder ¶
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Abrasax. Die sieben Äonen des untersten Himmelskreises sind die Weltschöpfer; die ursprüngliche Mischung des Göttlichen mit materiellen Elementen und dadurch auch das Böse war eine Folge dieser Schöpfung, die Scheidung dieser Elemente die Aufgabe der Erlösung. Darum sandte der ungewordene Vater seinen Erstgebornen, den Nus, der sich mit Jesus, dem vollkommensten Menschen, vereinigte, sich aber nicht selbst kreuzigen ließ, sondern den Kyrenäer Simon substituierte und ins Pleroma zurückkehrte.
Man muß daher nicht an den Gekreuzigten, vielmehr an den ewigen Geist glauben, der nur anscheinend den Kreuzestod gestorben
ist. Die zahlreichen Anhänger des Basilides
, die Basilidianer, bildeten bis tief ins 4. Jahrh.
hinein eine Art Geheimorden; sie modifizierten sein Religionssystem unter dem Einfluß stoischer Philosophie sehr wesentlich
und erregten durch ihre Lehre, daß die Geschichte Jesu nur Schein und die Anbetung der Heidengötter gleichgültig sei, vielfach
Anstoß.
Vgl. Uhlhorn, Das Basilidianische System (Götting. 1855);
Jacobi, Basilidis sententiae (Berl. 1852);
Monographien von Baur, Gundert, Hilgenfeld.