[* 2] ein
Kanton
[* 3] der nördlichen
Schweiz,
[* 4] grenzt nördlich und nordöstlich an das Großherzogtum
Baden,
[* 5] östlich an den Kanton Aargau,
südlich an Solothurn,
[* 6] westlich an die Kantone Solothurn,
Bern
[* 7] und an
Frankreich und hat ein
Areal von 457,5 qkm (8,4 QM.)
mit (1880) 124,372 Einw. deutscher Abstammung und vorwiegend
protestantischer
Konfession (31,397 Katholiken). Das Land bildet eine jurassische
Abdachung, die sich allmählich zur Rheinebene
verflacht, und deren Thalgewässer hauptsächlich durch die
Ergolz und die
Birs zum Hauptstrom geführt werden.
Die höchsten
Punkte messen etwa 1040 m. Der
Landbau ist durch fruchtbaren
Boden und meist mildes
Klima
[* 8] begünstigt, vermag aber
angesichts rauherer Berghöhen nicht, den Getreidebedarf zu decken. Man baut viel
Gemüse, Kirschen (zur Ausfuhr und zur Bereitung
von
Kirschwasser) und ziemlich viel
Wein. Das
Holz
[* 9] reicht für den
Bedarf nicht aus. Die
Viehzucht
[* 10] (zunächst
Rinder)
[* 11] wird auf
dem
Jura alpenwirtschaftlich betrieben; verhältnismäßig stärker ist der Bestand von
Schweinen und
Schafen,
immerhin auch hier ohne ausreichende Nachzucht.
In der StadtBasel arbeiten 1500, auf dem Land gegen 8000 Bandstühle. Der Industriebezirk erstreckt sich fast über
das ganze
Baseler Gebiet wie auch über die Umgegenden. In glatten
Bändern hat Basel die französische
Industrie
überflügelt, in façonnierten, was den
Preis, nicht aber, was
Appretur und
Dessin betrifft. Die Bandfabrik von H. F. Sarasin
ist das größte Etablissement dieser Art in der
Welt. In
Verbindung mit der
Weberei
[* 17] blüht auch die Seidenfärberei.
Ferner
verfertigt man verschiedene seidene und halbseidene Kleiderstoffe, und ansehnliche Florettspinnereien
exportieren bedeutend nach
England und
Frankreich.
In politischer Hinsicht zerfällt Basel seit 1833 in zwei
¶
mehr
selbständige Halbkantone: Baselstadt und Baselland. Baselstadt (Bâle-Ville), 35,8 qkm (0,7
QM.) groß mit 65,101 Einw., bildet gemäß der Verfassung vom einen demokratischen Freistaat und ein Bundesglied
der schweizerischen Eidgenossenschaft. Das Volk übt seine Souveränität durch Abstimmung über Bundes- und Kantonalverfassung,
durch Wahl seiner Stellvertreter in die gesetzgebende Behörde, durch ein bedingtes Gesetzreferendum und
Initiative.
Die Landeskirche ist die evangelisch-reformierte; jeder andre Kult ist gewährleistet. Der GroßeRat ist das Organ der Gesetzgebung,
bestimmt Steuern undAnleihen, übt das Begnadigungsrecht, überwacht die Landesverwaltung etc. Er wird je auf 3 Jahre
gewählt nach einer den bisherigen Anschauungen angepaßten Weise, die nicht einfach nach der Volkszahl
normiert ist. Die vollziehende Gewalt übt ein Regierungsrat von 7 Mitgliedern; diese wählt der GroßeRat auf je 3 Jahre.
Die höchste richterliche Instanz bildet das Appellationsgericht, dessen 9 Mitglieder auf je 9 Jahre ebenfalls vom GroßenRat gewählt werden. Die Staatsrechnung für 1883 ergibt Einnahmen: 4,241,630 Fr., Ausgaben: 4,760,830 Fr.
Die Hauptposten der Einnahmen bilden die Einkommen- und Gewerbsteuer mit 1,013,611 und die Vermögenssteuer mit 467,942 Fr. Die
Hauptposten der Ausgaben bilden Erziehungswesen mit 1,074,438 Fr., Bauwesen mit 1,178,401 Fr., Verzinsung und Amortisation der
Staatsschuld mit 1,252,048 Fr. Der Vermögensstand betrug Ende 1883 an Aktiven 11,020,551 Fr., an Passiven
23,684,852 Fr.
Baselland (Bâle-Campagne), 421,6 qkm (7,7 QM.)
groß mit 59,271 Einw. (141 auf 1 qkm), bildet nach der Verfassung vom eine rein demokratische Republik und ein Glied der
[* 19] schweizerischen Eidgenossenschaft. Sie proklamiert die üblichen Grundrechte. Der Primärunterricht ist obligatorisch. Der
Advokatenstand ist aufgehoben. Kirchen-, Schul- und Armenvermögen des neuen (ehemals bischöflichen) Kantonteils Birseck bleibt
von demjenigen des alten Gebiets getrennt.
Der Landrat kann abberufen werden; auf Verlangen von 1500 Stimmfähigen ist über die Frage abzustimmen.
Der Landrat wählt das Mitglied in den schweizerischen Ständerat sowie verschiedene Behörden und Beamten, beaufsichtigt
die Verwaltung des Staatsvermögens, übt Begnadigungsrecht etc. Ein Todesurteil kann erst vollzogen
werden, wenn wenigstens drei Viertel der Versammlung die Umwandlung der Todesstrafe in 20-24jährige Kettenstrafe versagen.
Der Regierungsrat, die oberste vollziehende Behörde, aus 5 Mitgliedern bestehend, wird frei vom Volk gewählt,
je auf 3 Jahre.
Präsident und Vizepräsident der Regierung werden alljährlich vom Landrat erwählt. Das Obergericht von 7 Mitgliedern, durch
den Landrat je auf 3 Jahre ernannt, bildet die oberste richterliche Behörde. Die Verfassung kann jederzeit
revidiert werden,
sobald 1500 Stimmfähige oder der Landrat es verlangen. Nach der Staatsrechnung für 1883 betragen die Einnahmen
814,183 Fr., die Ausgaben 784,992 Fr. Die Hauptposten der Einnahmen bilden das Salzregal (156,746 Fr.) und die Abgaben (350,500
Fr.). Die Erziehung nimmt nur 36,642 Fr. in Anspruch, da das Schulwesen, nach Primär- und Bezirksschulen
(letztere nach Art von Progymnasien), zunächst Sache der Gemeinden ist, im übrigen aus besondern Fonds bestritten wird. Zu
Ende 1883 belief sich das Staatsvermögen an Aktiven auf 5,475,317 Fr., an Passiven auf 3,293,467 Fr. Daneben bestehen noch Spezialfonds.
Hauptort von Baselland ist Liestal. Das Wappen
[* 20] des Kantons Basel (s. Abbildung) ist der sogen. Baslerstab,
ein Bischofstab, mit dem Schifferstachel in Verbindung gebracht, schwarz in weißem Feld.
Die Stadt Basel,
nächst Zürich
[* 21] und Genf
[* 22] die bevölkertste Stadt der Schweiz, liegt 248 m ü. M. zu beiden Seiten des Rheins, der sie in zwei Hälften teilt:
Großbasel, am erhöhten linken Rheinufer längs des schönen Stroms halbmondförmig ausgedehnt und vom
Birsig durchflossen, und Kleinbasel, niedriger und flach auf dem rechten Ufer gelegen. Beide Teile sind durch drei Brücken,
[* 23] jetzt auch durch eine Eisenbahnbrücke, verbunden. Seitdem die alten Schanzen demoliert wurden, ziehen sich Promenaden um die
Stadt herum.
Bemerkenswerte Gebäude sind: das doppeltgetürmte Münster
[* 24] (das Portal s. Tafel »Baukunst
[* 25] IX«,
[* 26] Fig. 8),
das zur bischöflichen Zeit (bis 1528) Domkirche war (1010-19 im byzantinischen Stil erbaut, später, nachdem es 1356 beim
großen Erdbeben
[* 27] zum Teil eingestürzt war, gotisch restauriert), und die neue gotische Elisabethenkirche; der sogen.
Konziliumsaal (am Münster, mit Sammlungen von Kunstwerken der Plastik und Malerei, Geräten etc.); das
Rathaus (1508 erbaut), das Spital (ehemals markgräflicher Hof),
[* 28] die Bibliothek und das Museum mit großer Gemäldegalerie (darin 32 Bilder
von H. Holbein
[* 29] dem jüngern), das Universitätsgebäude (ehemaliges Augustinerkloster), der Fischmarkt- und der Holbeinbrunnen
etc. Verschwunden ist der berühmte Totentanz, eine Reihe von Freskogemälden an einer (gegenwärtig abgetragenen)
Mauer, gefertigt zum Andenken an eine große Pest.
Die Zahl der Einwohner beträgt (1880) 61,399, darunter 18,556 Katholiken und 801 Juden. Basel unterhält eine großartige Industrie
(s. oben) und ist die erste Handelsstadt der Schweiz. Hier, wo der Rhein, das Gebirgsland verlassend, die Ebene betritt, laufen
mehrere Hauptbahnen zusammen, deren Warenverkehr 5 Mill. metr. Ztr.
übersteigt. Mehr als die Hälfte der schweizerischen Ausfuhr passiert ein beträchtlicher Teil kommt hier zur Umladung und
bildet die Quelle
[* 30] eines einträglichen Speditionshandels.
nur an Genf
seinesgleichen. Derselbe spricht sich ebensowohl durch allgemein verbreiteten Wohlstand wie durch große Vermögen
einzelner Privaten aus. Einer der zahlreichen Millionäre, Chr. Merian (gest. 1858), hat der Stadt bei seinem Tod ein Vermögen
von ca. 20 Mill. Fr. vermacht. Basel besitzt eine besondere Missionsanstalt und eine Bibelgesellschaft, welche
Bibeln in allen Schriftsprachen der Welt herausgibt. In echt großstädtischer Weise hat sich das Vereinsleben entwickelt für
Kunst und Wissenschaft, Wohlthätigkeit (besonders ist hier die »Gesellschaft zur Verbreitung des Guten und Gemeinnützigen« zu
erwähnen), Geselligkeit, Gesang, Turnen etc. Die Universität, 1460 von PapstPius II. gegründet, zählt (1884) 71 Dozenten und 304 Studierende.
Die öffentlichen Bibliotheken der Stadt enthalten über 200,000 Bände, wovon 150,000 auf die Universitätsbibliothek und
50,000 auf die Allgemeine Lesegesellschaft kommen. Die Kantonsbibliothek in Liestal zahlt 12,000 Bände. Basel ist Sitz eines
deutschen Konsuls. In der Umgegend Basels ist der Schlachtort St. Jakob an der Birs (mit Denkmal) hervorzuheben
(s. unten, Geschichte).
Aber nach und nach wußte sich die Stadt von der geistlichen Herrschaft zu befreien. 1263 gewährte ihr
BischofHeinrich vonNeuenburg
[* 34] eine Handfeste, wonach Bürgermeister und Rat, statt vom Bischof, durch acht vom abtretenden Rat gesetzte »Kieser«
ernannt wurden. Die stets geldbedürftigen Oberhirten verpfändeten eine ihrer Gerechtsamen um die andre an die Stadt, Zölle,
Gerichte, Münzrecht etc., so daß Basel schon im 14. Jahrh.
als eine »Freistadt« galt. Dafür drohte ihm von andrer Seite Gefahr.
Die Einwohnerschaft zerfiel in den Adel, der aus den ritterbürtigen Dienstmannen des Bischofs bestand, die alteinheimischen
freien Bürger und die ursprünglich hörigen Handwerker. Gegen erstern, der das Regimentan sich gerissen, verbanden sich Bischof,
Bürger und Handwerker und setzten 1337 die Ratsfähigkeit der Zünfte durch. Die über die Beschränkung
ihrer Rechte erbitterten Ritter traten meist in österreichischen Lehnsdienst und eröffneten 1374 mit HilfeÖsterreichs einen
75jährigen Kampf gegen die städtische Freiheit. 1375 zwang Leopold den Bischof, ihm Kleinbasel zu verpfänden, 1376 wurde er
von Karl IV. mit der Reichsvogtei über Basel selbst belehnt, und als in einem Auflauf eine Anzahl Ritter von
den Bürgern erschlagen wurden (böse Fastnacht 1376), mußte sich die Stadt ihm förmlich unterwerfen, um die über sie verhängte
Acht los zu werden. Nach der Schlacht von Sempach aber hörte dies Verhältnis auf; der Rat brachte die durch
den TodLeopolds erledigte Reichsvogtei an sich und kaufte von
seinen Erben Kleinbasel, welches mit völlig gleichen
Rechten nunmehr Basel einverleibt wurde.
In der Folge verließen fast alle Adligen die Stadt und führten mit ihr den »St.
JakoberKrieg«, bis die »Breisacherrichtung« 1449 diesen Kämpfen ein definitives Ende setzte. 1474 schloß Basel mit Österreich
und den elsässischen Städten den »niedern Verein« gegen Karl den Kühnen und nahm an den Kriegen der Eidgenossen
gegen ihn Anteil. Im Schwabenkrieg verhielt es sich neutral; nachdem in Basel Friede zwischen dem Kaiser und den Eid
genossen geschlossen worden war, wurde der Stadt eine ehrenvolle Aufnahme in den EwigenBund der
letztern zu teil. Schon hatte sie durch Verpfändung von seiten des Bischofs und AdelsWaldenburg,
[* 36] Honberg und Liestal (1400),
Farnsburg (1461), Zunzgen (1464), Sissach (1465), Bökten und Itingen (1467) und Münchenstein (1479) erworben.
Wie in andern SchweizerStädten, hatte die mittelalterliche Zunftverfassung ein oligarchisches Familienregiment
zur Folge, da die Bürgerschaft von jeher auf die Wahlen keinen Einfluß ausübte und sowohl die Vorstände der 15 Zünfte der
»großen« und der drei Gesellschaften der »kleinen« Stadt, welche mit dem KleinenRat zusammen den 280 Mitglieder zählenden
GroßenRat bildeten, als auch der aus 64 Mitgliedern bestehende KleineRat, dem auch die Wahl der vier Standeshäupter,
der zwei Bürgermeister und zwei Oberstzunftmeister zustand, sich selbst ergänzten. 1691 rief die schlechte Verwaltung dieses
Familienregiments einen Aufstand hervor, der jedoch mit dem Sieg derOligarchie endete und die Führer der
Bürgerschaft, den Arzt Fatio u. a., aufs Schafott brachte. Am wurde der Separatfriede zwischen der französischen
Republik und Preußen
[* 40] in Basel geschlossen (s. Baseler Friede). Am Umsturz der alten
¶
Dagegen wurde 23. März ein Gesetz, betreffend obligatorische staatliche
Krankenversicherung, mit 4067 gegen 2189 Stimmen in der Referendumsabstimmung verworfen.
die Stadt, Hauptort des Kantons Basel-Stadt, liegt im äussersten NW. der Schweiz.
Nach geodätischer Bestimmung durch Geometer Stohler, Vorstand des Vermessungsbureaus, hat der niedrigere, südl. oder Martinsturm
des Münsters eine geographische Breite von 47° 33' 27,3803“ und eine geographische Länge von 0°
0,09' 12,4597“ östlich der Sternwarte Bern
= 5° 15' 23,3“ östlich von Paris = 7° 35' 38,3“ östlich von Greenwich. Das
Bernoullianum (Centrum des Meridianinstrumentes) besitzt nach Professor Riggenbachs Ermittlung eine nördliche Breite von
47° 33' 42,8165“ und eine Länge von 0° 8' 31,1860“ östlich der Sternwarte von Bern
= 5° 14' 42,0“
östlich von Paris = 7° 34' 47,0“ östlich von Greenwich; die auf astronomischem Wege bestimmte Polhöhe beträgt 47°
33' 35,89“. Der kleine Unterschied gegenüber der auf geodätischem Wege gefundenen Breite ist wohl durch die Lotabweichung
gegen den Schwarzwald zu erklären.
Was der Stadt einen besonderen Reiz verleiht und was für sie bestimmend wirkte, ist die Lage am grünen
Rhein und zwar an der Stelle, wo der majestätisch daherflutende Strom sich von mehr als 200 m auf 172 m verengt und zugleich
den grossen Bogen beschreibt. Hier, insbesondere auf dem hohen, linken Ufer, waren die Niederlassungen
geschützt vor den Ueberflutungen des Flusses und den Ueberfällen der Feinde. Früh schon wiesen ferner das Rheinthal den
Verkehr von N. u. O., die burgundische Pforte von W. u. die Jurathäler von S. nach dieser Stelle.
Die Brücke endlich, die wegen der Verengung des Bettes u. der Solidität seines Untergrundes hier verhältnismässig
leicht zu erbauen war, verband die auf den beiden Seiten gelegenen, unabhängig von einander entstandenen Gründungen, nämlich
Grossbasel auf dem hohen, linken Ufer und Kleinbasel auf dem niedrigen, rechten Ufer, zu einem grösseren Ganzen und gab
der Stadt einen Anstoss zu neuer Entwicklung. Diese wahrscheinlich im Jahre 1225 erbaute, sogenannte
Alte Rheinbrücke benützt die im linken Steilufer durch den hier mündenden Birsig verursachte Vertiefung und gewinnt so in
horizontaler Richtung das gegenüberliegende Ufer.
Der hölzerne Oberbau dieses ehrwürdigen Bauwerkes ruht auf sechs hölzernen Jochen und auf sechs steinernen Pfeilern, von
denen jedoch einer auf dem festen Lande
¶
mehr
steht, so dass die Länge der Brücke die Strombreite übertrifft. Der in der Mitte des Stromes stehende Pfeiler, das «Käppelijoch»,
trägt eine kleine Kapelle mit dem Standbilde des Bischofs Heinrich von Thun,
des Erbauers der Brücke. Bald wird dieses Wahrzeichen
einer vergangenen Zeit, das dem gesteigerten Verkehr kaum mehr genügen kann, einer modernen Kunstbaute
weichen. Die zweite, die Wettsteinbrücke, wurde im Jahr 1879 vollendet. Was an dieser besonders auffällt, ist der Umstand,
dass sie von Grossbasel in einem gleichmässigen Gefälle von 2,67% gegen Kleinbasel abfällt.
Der Gedanke einer Brücke mit geneigter Fahrbahn rührt von keinem Geringeren her als von dem nachmaligen
General Dufour, der 1843 als Experte in der Brückenfrage berufen wurde. In vier Bogen, die von zwei Land- und zwei Strompfeilern
getragen werden, übersetzt diese Brücke in bedeutender Höhe den Strom. (Die obere Rheinbrücke am Harzgraben. Publiziert
vom Baudepartement. Basel
1879). Die untere oder Johanniterbrücke, im Juli 1882 dem Verkehr übergeben, ist
die längste von allen.
Sie ruht auf fünf Bogen und vier Strompfeilern samt den beidseitigen Widerlagern. (Die untereRheinbrücke, genannt Johanniterbrücke.
Publiziert vom Baudepartement. Basel
1882). Oberhalb der Stadt führt noch die Brücke der Verbindungsbahn, die mit einem Fussgängersteig
versehen ist, über den Strom. Es dienen somit dem Verkehr zwischen beiden Stadtteilen im ganzen vier
Brücken, und ebenso viele Fähren tragen dazwischen in schnellen Schiffen die Personen von Ufer zu Ufer.
breitet sich in einer Ebene aus, die zwischen 262 und 251 m Höhe ein geringes Gefälle gegen den Rhein zu und stromabwärts
aufweist. Die bauliche Entwicklung fand hier keine orographischen Hindernisse. So erklärt es sich, dass die Strassen nicht
nur in den neuen Quartieren, sondern auch im alten Stadtkern meistens sich, nahezu rechtwinklig kreuzen;
die Hauptverkehrsrichtungen angebend, laufen sie entweder gegen den Rhein und seine Brücken oder parallel mit dem Strom.
Eine Strasse der letzteren Richtung führt nordwärts nach dem Vororte Kleinhüningen, das sich zu beiden Seiten der Wiesenmündung
und bis an die Landesgrenze ausdehnt. Der alte Stadtteil Kleinbasels wird von dem breiten Strassenzuge
eingeschlossen, der bei der Wettsteinbrücke beginnt und sich über die Wettsteinstrasse, den Claragraben, die Klingenthalstrasse,
die Klybeckstrasse und den Klingenthalgraben wieder an den Rhein zieht. Dieses Viereck scheint vom 13.-19. Jahrhundert im
allgemeinen dieselbe Ummauerung gehabt zu haben; einzig an den Schmalseiten sind Aenderungen zu konstatieren,
indem im 13. Jahrhundert die Theodorskirche als ausserhalb den Mauern liegend bezeichnet wird, desgleichen das Klingenthalkloster
(jetzt Kaserne).
Also ist anzunehmen, dass der Befestigungszug damals weiter innen lag und erst im 14. Jahrhundert ausserhalb der genannten
Gebäude angelegt wurde. (Wackernagel. Beiträge zur geschichtlichen Topographie von Kleinbasel. Historisches Festbuch zurBasler Vereinigungsfeier 1892.) Bis zum 19. Jahrhundert reichte die Stadt nur längs der Hauptstrassen
etwas über die Mauern hinaus; die Hauptentwicklung erfolgte,
wie bei Grossbasel, im eben abgeschlossenen Jahrhundert, wie
dies der historische Plan von Basel
beweist. Derselbe zeigt die Ausdehnung der Stadt nach dem Plane von Matthäus Merian 1615 (die
Legende gibt irrtümlicher Weise 1625 an), nach demjenigen von Christian von Mechel 1784 und nach den
Plänen des Baudepartements von 1868 und 1900.
Mitten durch Kleinbasel geht ein Gewerbekanal, der schon im 13. Jahrhundert existierte und seit der Zeit seines Bestehens
Eigentum einer Genossenschaft ist. Sein Wasser entnimmt er der Wiese, innerhalb der Stadt verzweigt er
sich und mündet unterhalb der Alten Rheinbrücke in zwei Armen. Ihm verdankt Kleinbasel insbesondere seinen gewerblichen
und industriellen Charakter. In alter Zeit trieb er Mahlmühlen, Schleifen, Walken, Stampfen, während jetzt Kunstmühlen, Seidenfärbereien,
Schappespinnereien, Fabriken zur Herstellung elektrischer Apparate und zur Erzeugung von Eis seine Kraft
ausnützen. (Grüninger. Der Klein-Basler Teich. Histor. Festbuch zur Basler Vereinigungsfeier.Basel
1892.) In architektonischer
Beziehung steht Kleinbasel dem grossen Stadtteil weit nach.
Von dem linken, hohen Rheinufer, z. B. von der Pfalz oder vom Rheinsprung aus gesehen, zeigt es ein verhältnismässig flaches
Dächerprofil, aus welchem neben einigen Dutzenden von Fabrikkaminen einzig die altersgraue Theodorskirche,
die Clarakirche mit ihrem kleinen Dachreiter, der schlanke Helm der Matthäuskirche und die neue Josephskirche emporragen.
Der Rhein, der im Vordergrund dahinzieht und die dunkeln Schwarzwaldberge, die sich im Hintergrunde erheben, umrahmen aber das
Ganze so anmutig, dass ein Bild entsteht, das einen immer wieder entzückt.
Grossbasel
hat nicht nur eine grössere Ausdehnung, sondern auch eine mannigfaltigere Gestalt als der kleinere Stadtteil. Die Terrasse,
auf welcher es gelegen ist, wird durch das ursprünglich ca. 20-25 m tiefe Thälchen des Birsigbaches in ein Nordwestplateau
und in ein Südostplateau zerschnitten. Beide erheben sich bis zu 286 m, während das Birsigthälchen
jetzt vor der alten Rheinbrücke bei 255 m den tiefsten Punkt erreicht. Birsig und Rhein treffen sich in einem spitzen Winkel,
in dessen Raum sich eine hügelartige Fortsetzung des Südostplateaus vorschiebt.
Diese Stelle bot den ersten Ansiedlern den sichersten Schutz gegen Ueberschwemmungen und feindlichen Ueberfall; hier, «auf Burg»,
liegt denn auch um den Münsterplatz herum der älteste Teil der Stadt. Steile Gässchen und Treppenstiege führen von da
in die Einsenkung hinab und auf der anderen Seite auf das Nordwestplateau hinauf. Der Birsig ist an verschiedenen Orten überwölbt
und sein Thal aufgefüllt worden, so bei der Schifflände, beim Fischmarkt, beim Marktplatz und beim
Barfüsserplatz. In neuester Zeit sind hier ganze Quartiere niedergerissen worden, um die Plätze zu vergrössern und die
Strassen zu verbreitern und so dem Verkehr, der gerade hier am stärksten ist, mehr Raum zu schaffen und auch um die
sanitären Verhältnisse zu bessern.
Die innere Stadt reicht bis zu den breiten Strassen, die sich von der Wettsteinbrücke bis zum Totentanz
hinziehen, und die in ihren Namen - St. Albangraben, St. Leonhardsgraben, Petersgraben - noch an die Stadtgräben der ersten
Befestigung (11. Jahrhundert) erinnern, deren Stelle sie einnehmen. Hieran schliessen sich die Vorstädte, nämlich die St.
Alban-, Aeschen-, Elisabethen-, Steinen-, Spalenvorstadt, die Neue Vorstadt (Hebelstrasse) und die St.
¶
mehr
Johannvorstadt, die einst von den Mauern, Türmen, Schanzen und Gräben der zweiten Befestigungslinie (13. resp. 14. Jahrhundert)
umschlossen waren, jetzt aber malerisch von schönen Anlagen umkränzt sind. Die Aussenquartiere, die erst in neuester Zeit
hieran angebaut wurden, beginnen mit schönen, von Gärten umgebenen Privathäusern - so insbesondere am St. Alban-
und Aeschengraben, auch am Steinen- und Schützengraben -, während die dichter gedrängten Miethäuser weiter draussen stehen.
In den Vorstädten und den Aussenquartieren sind die Strassen breit und zweckmässig angeordnet. Im allgemeinen kann man hier
Züge unterscheiden, die konzentrisch um die innere Stadt herumführen, und solche, die strahlenförmig ihrem Mittelpunkte
zustreben. (Siehe den historischen Plan der Stadt Basel.) Auch Grossbasel hat seine Gewerbekanäle, die
jedoch im Gegensatz zu denjenigen Kleinbasels zur Allmend gehören. Schon im 11. Jahrhundert bestund der St. Albanteich, der
sein Wasser der Birs entnimmt und ursprünglich die Mühlen des Bischofs trieb, jetzt eine Sägerei, eine Schreinerei, eine mechanische
Werkstätte, ein Pumpwerk, eine Papierfabrik u. s. w. mit Kraft versieht. Im Jahr 1316 wurde das Wasser des Birsigs bei Binningen
in einen Kanal gefasst und als Rümelinsbach in die Stadt geleitet. An ihm haben sich zwei Mühlen, eine Schleiferei, eine
Schreinerei, eine Drechslerei, und eine mechanische Werkstätte angesiedelt.
Architekturund Physiognomie der Stadt.
Mit Bauwerken verschiedener Art ist insbesondere Grossbasel reich geschmückt. Vor allem sei das Münster erwähnt, das in
erhöhter Lage sich am schönsten Punkte der Stadt erhebt. In seiner jetzigen Gestalt ist es das Werk mehrerer Jahrhunderte
und verbindet aufs beste den romanischen mit dem gotischen Baustil. Der nördliche oder St. Georgsturm
ist 66,5 m, der südliche oder St. Martinsturm 64,7 m hoch. (Baugeschichte des BaslerMünsters. Herausgegeben vom Basler
Münsterbauverein. Basel
1895.) An zweiter Stelle muss die St. Elisabethenkirche erwähnt werden, ein dreischiffiger Hallenbau
in spätgotischem Stil mit reich gezierter Fassade und 70,5 m hohem durchbrochenem Turm.
Diese schöne Kirche wurde in den Jahren 1856-65 erbaut und zwar auf Kosten von Christoph Merian, der auch der Urheber der
grossen nach ihm benannten Stiftung ist. Im gotischen Stile sind ferner erbaut die 1269 vollendete Predigerkirche, der christ-katholischen
Gemeinde dienend, die aus dem 14. Jahrhundert stammende Barfüsserkirche, jetzt
Historisches Museum,
die St. Leonhardskirche, im 15. Jahrhundert an Stelle eines älteren Gotteshauses gebaut, und die 1896 eingeweihte Matthäuskirche
in Kleinbasel, deren schlanker Turm die Höhe von 73 m erreicht.
Romanische Formen haben die Marienkirche (römisch-katholisch), 1885 geweiht, die Pauluskirche und die Josephskirche (römisch-katholisch),
welch' letztere beide im Bau begriffen sind. Einfach gehalten sind die Kirchen zu St. Martin, St. Alban,
St. Peter, St. Theodor, St. Clara (römisch-katholisch) und St. Jakob, ferner die nicht mehr benützte Kirche im Klingenthal,
die Waisenhauskirche, die Kirche von Kleinhüningen und diejenige der französischen Gemeinde. Die Stadt Basel hat also im
ganzen 19 Kirchen, von denen noch 17 religiösen Zwecken dienen, nämlich 13 den Reformierten, drei den
Römisch-Katholiken und eine den Christ-Katholiken; hiezu kommen noch ein Dutzend Kapellen und Bethäuser und die im orientalischen
Stil erbaute Synagoge.
Von den Staatsgebäuden sind namhaft zu machen das Rathaus, welches gerade jetzt erweitert und umgebaut wird (Albert
Burckhardt und Rudolf Wackernagel, Das Rathaus zuBasel.
Mitteilungen der historischen und antiquarischen Gesellschaft. N. F. 3),
das 1898 errichtete Archivgebäude im Rathausgarten, das grosse Postgebäude, das Gebäude der Universitätsbibliothek, das
Museum und das Theater. Den öffentlichen Schulen dienen 25 Schulhäuser, zu denen eben vier neue hinzukommen. (Schimpf. Dieseit 1870 neu erbauten Schulhäuser Basels. 1887.) In der grossen Kaserne werden hauptsächlich Sanitätskurse
abgehalten.
Viele Zünfte besitzen prächtige Gesellschaftshäuser; auch weisen zahlreiche Privatbauten kunsthistorischen Wert auf. (BaslerBauten des 18. Jahrhunderts. Herausgeg. vom Ingenieur- und Architektenverein. Basel
1897.) Unter den Denkmälern ist das von Schlöth
geschaffene St. Jakobsdenkmal, welches an die Heldenschlacht von 1444 erinnert, das ergreifendste. Das
Strassburgerdenkmal, ein Werk des Pariser Bildhauers Bartholdy, gestiftet von BaronGruyer, verherrlicht die Abholung der Kinder
und Frauen Strassburgs während der Belagerung im deutsch-französischen Krieg durch die Abgesandten von Basel
und Zürich.
(Denkschriftzur Feier der Enthüllung des Strassburger-Denkmals inBasel.
Herausgeg. vom Regierungsrat. Basel
1895.) An berühmte
Männer der Vergangenheit erinnern die Statue des Munatius Plancus, des Gründers von Augusta Rauracorum, im Hofe des Rathauses,
das
¶
(Kt. Basel Stadt).
Hauptsächliche Gebäude. Seit 1901 haben die Strassen der Stadt Basel manche Umbildung
erfahren; viele neue Bauten sind entstanden, ohne dass jedoch die allgemeine Physiognomie der Stadt dabei viel gewonnen hätte.
Am meisten Erneuerung hat sich an der Hauptader des Verkehrs, an der Freienstrasse, geltend gemacht: Bis dahin eng und mit
Häusern eingefasst, die ohne viel Rücksicht auf die gerade Linie hingestellt waren, ist diese Hauptstrasse
an manchen Stellen verbreitert und korrigiert worden;
zahlreiche moderne Gebäude haben deren Aussehen verändert: oben an
der Strasse der schöne Bau der schweizerischen Kreditanstalt, weiter unten der der eidgenössischen Bank, gegenüber der
Bank Speyr u. Cie., dem schönsten neuern Gebäude an dieser Strasse;
gegenüber der Post erhebt sich
ein neues Haus in gotischem Stil mit prächtigen Läden und luxuriösen Wohnungen;
endlich, an der Einmündung der Freienstrasse
auf den Marktplatz ist die Bank von Basel
zur Nationalbank geworden, ohne jedoch ihr Aussehen zu verändern.
Die Eisengasse, welche
die natürliche Fortsetzung der Freienstrasse jenseits des Marktplatzes bildet, ist bei ihrer Einmündung
auf den Platz ebenfalls erweitert worden, um den Zugang zur neuen Brücke zu erleichtern. Diese letztere, ein schöner Bau
aus Gotthardgranit, hat die alte Holzbrücke aus dem 13. Jahrhundert ersetzt, die bis dahin der Stadt ihr charakteristisches
Aussehen verlieh. Die Kapelle, welche die alte Brücke schmückte, hat man auf der Mitte der neuen wieder
angebracht, wie auch die Statue des Bischofs Heinrich von Thun, des Erbauers der alt-ehrwürdigen Holzbrücke.
Die malerischen Häuser, die den Fischmarkt umrahmten, haben neuen Gebäuden, wie der Börse, Platz gemacht; ebenso hat neben
dem Gasthof zu den Drei Königen die Kantonalbank einen modernen Palast errichtet. Einige neue Gebäude
haben alte am Marktplatz ersetzt, doch ohne dass der allgemeine Eindruck darunter gelitten hat. Die Renovation des Rathauses,
die sich hauptsächlich auf die Angliederung des linken Flügels und auf den hohen Turm bezog, der das Gebäude auf der Seite
der Freienstrasse abschliesst, wurde im Jahre 1901 beendigt.
Das Innere ist, in Nachahmung gotischer Kunst, mit Gemälden und Holzschnitzereien verziert, die sehr gut mit den alten Teilen
dieses interessanten Gebäudes harmonieren. Erwähnen wir noch in der Mitte der Stadt, am Kohlenberg, nahe beim Bahnhof,
ein neues Mädchenschulhaus in massiver Konstruktion, dessen Bild den grössten Teil der Stadt überblickt.
Nicht weit von da ist an der Stelle des alten, 1905 durch eine Feuersbrunst zerstörten Theaters ein neues errichtet worden;
es wurde auf die Theater-Saison 1909-10 eröffnet.
Eine der wichtigsten Bauten dieser letztem Jahre war die Erstellung des neuen Bundesbahnhofes und die
Umgestaltung der dahin führenden Zufahrtsstrassen. Dieses grosse und geräumige Gebäude, aus Stein, Eisen und Glas, mit einer
grossen Halle und 5 mit Glasdächern überdeckten Perrons, erhebt sich an der Stelle des alten Bahnhofs und wurde 1907 dem
Verkehr übergeben. Gegenüber dem linken Flügel steht das neue Postgebäude. Ein anderer neuer Bahnhof,
der badische Bahnhof in Klein Basel,
ist gegenwärtig im Bau; er soll das alte, zu enge gewordene Gebäude ersetzen.
In den äussern Quartieren endlich sind zu erwähnen: in Klein Basel
die römisch-katholische St. Josephskirche, in italienischem
Rokokostil, und auf der Schützenmatte die Pauluskirche. Diese letztere, in romanischem Stil, ist von
einem massiven Turm gekrönt, der eines der schönsten Geläute der Stadt enthält. Das schwierige Problem, die Anordnung
der altchristlichen Basilika mit den Erfordernissen des protestantischen Gottesdienstes, das einen grossen Raum für die
Gläubigen verlangt, in Einklang zu bringen, ist hier aufs glücklichste gelöst worden: Turm und Seitenschiffe bilden Teile
des Hauptschiffes.
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1) Der 11. Kanton der Schweizer Eidgenossenschaft, an der Nordgrenze derselben, grenzt im N. und NO. an das Großherzogtum
Baden, im O. an den Kanton Aargau,
im S. an Solothurn,
im W. an Solothurn,
Bern
und an das Elsaß, hat 457,4 qkm und zerfällt (seit 1833) in die
beiden Halbkantone Basel-Land (Bâle-Campagne) mit 421,6 qkm und Basel-Stadt (Bâle-Ville) mit
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35,8 qkm. Mit Ausnahme der unmittelbaren Umgebung der Stadt Basel, die am Anfang
der oberrhein. Tiefebene liegt, besteht der Kanton aus einem von mehrern Querthälern zerteilten Juraplateau, das nach S. und
SO. allmählich zu der Grenzkette des Hauensteins (s. d.;
im Bölchenfluh 1126 in hoch) ansteigt. Das ganze Land gehört dem Gebiete des Rheins an, dem hier die
Ergolz, die Birs und der Birsig aus dem Jura, die Wiese aus dem Schwarzwald zufließen. Der Boden ist im ganzen fruchtbar und
wohl angebaut, das Klima in den obern Juragegenden ziemlich rauh, in den untern Thalstufen dagegen und besonders im Rheinthale
sehr mild, so das; Reben und Obstbäume trefflich gedeihen. Die Bevölkerung ist alamann. Stammes und deutscher
Zunge, nur ein geringer Bruchteil (s. unten) spricht französisch oder italienisch.
a. Basel-Land hat 421,6 qkm, (1888) 62133 (30441 männl., 31692 weibl.)
E., 147 auf 1 qkm, darunter 48847 Evangelische, 12961 Katholiken, 165 Israeliten und 169 andere; 7174 bewohnte
Häuser und 12226 Haushaltungen. Im Halbkanton sind geboren 48461, in der übrigen Eidgenossenschaft 9948, im Auslande 3724;
Bürger ihrer Zählgemeinde sind 29086, einer andern Gemeinde des Kantons 14972, eines andern Kantons 13223, Ausländer 4842. Der
Muttersprache nach sind 61714 Deutsche, 276 Franzosen und 122 Italiener. Die Zahl der Eheschließungen betrug
(1889) 436, der Sterbefälle 1288, der Geburten (einschließlich Totgeburten) 2046. 1889 wanderten 225 Personen aus.
Land - und Forstwirtschaft, Bergbau.
[* 47] Von der Fläche sind 405,6 qkm, d. i. 96,20 Proz., produktives Land: 134,1 qkm Waldungen,
7,3 qkm Weinland, 264,2 qkm Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande, 16 qkm, d. i. 3,8
Proz., kommen 1,3 qkm auf Städte, Dörfer und Gebäude, 4,3 qkm auf Schienen- und Straßenwege und 9,6 qkm auf Felsen, Schutthalden
u. s. w.
Die Land- und Gartenwirtschaft beschäftigte (1888) 18773 Personen (31,7 Proz. der Bevölkerung)
[* 48] in 8858 Betrieben. Angebaut
werden Roggen, Weizen, Hafer,
[* 49] Einkorn, Emmer, Kartoffeln, Runkeln, weiße und gelbe Rüben, Kabis und
verschiedene Kleearten; in neuerer Zeit auch mit befriedigendem Erfolg Tabak (Mönchenstein und Allschwyl). Der Futterbau,
verbunden mit Viehzucht und Milchwirtschaft, ist der Hauptzweig der Landwirtschaft. Der durch die kalten Winter (1879, 1881 und
1890) sehr beeinträchtigte Obstbau wird durch Obstbaukurse mit Obstbaumpflanzungen wieder gehoben; ebenso werden seit 1884 Weinbaukurse
abgehalten.
Der Obstbau liefert Kirschen und Kirschwasser zur Ausfuhr;Wein wird namentlich im untern Rhein-, im untern Birsthal und bei
Maisprach gebaut. Die Gemeinde Liestal (46 ha Weinberge) baute (1885) 1799 hl roten und weißen Wein. Der Viehstand betrug (1886)
bei 6258 Viehbesitzern 2027 Pferde,
[* 50] 1823 Kälber, 1297 Jungvieh, 322 Stiere, 1188 Ochsen, 11163 Kühe,
4679 Schweine,
[* 51] 2200 Schafe,
[* 52] 5187 Ziegen;
die Zahl der Bienenzüchter etwa 400 mit 4628 Bienenstöcken. Bedeutend ist der Salinenbetrieb in der Schweizerhalle (1834-37
gegründet), wo (1889-90) 13125 t,Koch-, Tafel- und Viehsalz sowie 1174 t Dünge- und Gewerbesalz gewonnen wurden.
Verkehrswege. An Straßen besitzt der Halbkanton 3360,8 km, an Eisenbahnen (1891) die Linien Muttenz-Läufelfingen und Pratteln-Schweizerhall
(Centralbahn, 31 km), Dornach-Mönchenstein (Bernische Jurabahn), Augst-Pratteln (Bötzbergbahn), die Schmalspurbahnen
Liestal-Waldenburg und Binningcn-Ettingen (Teil der Birsigthalbabn Basel-Flühen) sowie die elektrische EisenbahnSissach-Gelterkinden,
zusammen 61,5 km.
Bildungswesen. In Basel-Land, das bei den Rekrutenprüfungen von 1890 unter den schweiz.
Kantonen den 16. Rang einnahm, bestehen neben den obligatorischen und unentgeltlichen Primärschulen vier
Sekundär- oder Bezirksschulen. Die naturgeschichtlichen Sammlungen des Kantons im Regierungsgebäude zu Liestal sind sehenswert.
Es besteht ein landwirtschaftlicher, ein Armenerziehungs- und ein Lehrerverein.
Verfassung und Verwaltung. Der Kanton zerfällt in 4 Bezirke (s. oben) mit je einem Statthalteramt, zusammen mit 74 Gemeinden, 36 Civilstandskreisen
und 26 Nationalratswahlkreisen (3 Mandate) und gehört zum 2. eidgenössischen Assisenbezirk, in militär.
Beziehung zum 5. Divisionskreis. Nach der rein demokratischen Verfassung vom ist der «Landrat» (je ein Mitglied auf 800 E.),
vom Volke in 39 Wahlkreisen auf 3 Jahre gewählt, gesetzgebende Behörde. Der Landrat wählt jährlich seinen Präsidenten;
die Mitglieder beziehen Tagegelder.
Präsident und Vicepräsident der Regierung werden alljährlich vom Landrat erwählt. Oberste richterliche Behörde ist das
Obergericht von 7 Mitgliedern, durch den Landrat auf 3 Jahre gewählt; ferner bestehen 17 Friedensrichterkreise
und 5 Bezirksgerichte, ein korrektionelles und ein Kriminalgericht. Beide Halbkantone sind paritätisch. Für die reform.
Kirche besteht in beiden Halbkantonen je eine Synode; die Römisch-Katholischen stehen unter dem Bischof von Basel, dessen
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Sitz Solothurn
ist, die Christkatholiken unter dem schweiz. Nationalbischof in Bern.
Die Einnahmen betrugen
(1880) 782355 Frs., die Ausgaben 803652 Frs., das Vermögen 1925121 Frs. Als Wappen führen Stadt und Land den sog. Baselstab
die Stadt schwarz, die Landschaft rot, im weißen Felde.
basel Basel-Stadt hat 35,8 qkm, (1888) 74245 (33655 männl., 40590 weibl.)
E., 2062 auf 1 qkm, darunter 50305 Evangelische, 22426 Katholiken, 1078 Israeliten und 442 andere; 5524 bewohnte Häuser und 15883 Haushaltungen.
Im Halbkanton sind geboren 29132, in der übrigen Eidgenossenschaft 22940, im Auslande 22173 Bürger ihrer Zählgemeinde sind
20971, einer andern Gemeinde des Kantons 724, eines andern Kantons 26953, Ausländer 25597. Der Muttersprache
nach sind 71548 Deutsche, 2045 Franzosen und 374 Italiener. Die Zahl der Eheschließungen betrug (1889) 681, der Sterbefälle
1533, der Geburten (einschließlich Totgeburten) 2240. 1889 wanderten 380 Personen aus.
Land- und Forstwirtschaft. Von der Fläche sind 30,4 qkm, d. i. 84,92 Proz., produktives Land, 3,9 qkm
Waldungen und 25,8 qkm Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande, 5,9 qkm, d. i. 15,08 Proz., kommen
1,9 auf Städte, Dörfer und Gebäude, 2,1 auf Schienen- und Straßenwege und 1,2 auf Flüsse
[* 56] und Bäche. Die Land- und Gartenwirtschaft
in den 3 Gemeinden Riehen, Bettingen und Kleinhüningen beschäftigte (1888) 2768 Personen (4,25 Proz.
der Bevölkerung) in 1401 Betrieben. Angebaut werden außer Getreide
[* 57] Dinkel, Kartoffeln, Rüben, Mais, Lewat, Mohn, Gemüse
und verschiedene Futterpflanzen. 1881 wurden 16512 Obstbäume gezählt mit 63000 Frs. Ertrag. Die Weinberge lieferten 10380 hl
Wein à 45 Frs. Der Viehstand betrug (1886) 61 Kälber, 174 Jungvieh, 150 Ochsen, 1826 Kühe, 342 Pferde, 592 Schweine, 141 Schafe
und 373 Ziegen; außerdem waren 509 Bienenstöcke vorhanden.
Industrie, Gewerbe, Handel. Die Industrie ist vertreten (1890) durch 140 Fabriken mit 10488 Arbeitern und 3463 Pferdestärken,
darunter 15 mit 1247 Arbeitern ohne Motoren und erstreckt sich auf Seidenspinnerei, Zwirnerei und Weberei
(32 Fabriken, 6223 Arbeiter, 1106 Pferdestärken), Seidenfärberei und Appretur (14 Fabriken, 1121 Arbeiter, 491 Pferdestärken), 13 Bierbrauereien
mit 211 Arbeitern und 158 Pferdestärken, Eisengießereien sowie Fabrikation von Maschinen, Farben und andern chem. Produkten,
Papier, Tabak und Cigarren. 1890 bestanden 70 Aktiengesellschaften mit einem Aktienkapital von 380 Mill.
Frs., 16 Banken in der Stadt Basel (s. d.), 5 Genossenschaften und 1092 ins Handelsregister
eingetragene Firmen.
Verkehrswege. An Straßen besitzt der Halbkanton 162 km; an Eisenbahnen (1891) 6,6 km der Central-, 3,7 km der Baseler Verbindungsbahn, 634 in der
Bernischen Jurabahnen, 5,6 km der Bad.
[* 58] Staats-, 4,3 km der Wiesenthalbahn (Basel-Stetten) und 1 km der Birsigthalbahn,
zusammen 21,8 km.
Im Bildungswesen nimmt Basel-Stadt unter allen Kantonen den ersten Rang ein; die Erziehungs- und Bildungsanstalten befinden
sich zum weitaus größten Teile in der Stadt Basel.
Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung, revidiert ist rein demokratisch. Der GroßeRat, 130 vom
Volk in 11 Wahlkreisen auf 3
Jahre gewählte Mitglieder, ist gesetzgebende Behörde und versammelt sich jährlich sechsmal
auf Verlangen von 30 seiner Mitglieder oder des Regierungsrats; er setzt Steuern undAnleihen fest, übt das Begnadigungsrecht
und überwacht die Verwaltung. Vollziehende Behörde ist der Regierungsrat mit 7 vom Volke auf 3 Jahre gewählten
Mitgliedern. Gesetze und Beschlüsse der Behörden unterliegen dem fakultativen Referendum (s. d.), für das wie für die Initiative
zu Gesetzen u. s. w. das Begehren von 1000 stimmfähigen Bürgern erforderlich ist. Neben den Einzelrichtern der Landgemeinden
für Bagatellsachen besteht ein Civil- und ein Strafgericht als erste, und ein Appellationsgericht von 9 auf 3 Jahre
vom Volke gewählten Mitgliedern als zweite Instanz (s. unten Geschichte).
2) Hauptstadt des Halbkantons Basel-Stadt, die zweitgrößte und wohlhabendste Stadt der Schweiz, liegt in 265 m Höhe zu
beiden Seiten des Rheins, der sich hiernach N. wendet, um bald darauf die Schweiz zu verlassen, in einer
schönen, weiten, nach zwei Seiten durch Anhöhen eingeschlossenen Ebene und besteht aus Groß-Basel auf dem erhöhten linken
und Klein-Basel auf dem rechten Rheinufer; beide Stadtteile sind durch drei Brücken verbunden, von denen die obere, Wettsteinbrücke,
eine monumentale Eisenbrücke mit zwei mächtigen Steinpfeilern, 63 m weiten Bogen
[* 59] und je 2 Basilisken
an den Enden, 1879 vollendet wurde, die mittlere hölzerne AlteBrücke
[* 60] (150 m lang, 15 m breit), zum Teil auf Steinpfeilern
ruhend, mit einer Kapelle aus dem 16. Jahrh, und einer Barometersäule mit Wetterfahne, seit 1226 besteht, während die schöne
untere eiserne Johanniterbrücke mit 5 Bogen seit 1883 benutzt wird. Unweit oberhalb der Stadt befindet
sich die Brücke der Verbindungsbahn zwischen Central- und Badischem Bahnhof sowie unterhalb der Stadt, aber bereits in Deutschland,
die Schiffbrücke von Hüningen (s. d.) und eine Eisenbahnbrücke.
Bevölkerung. Die Stadt hat (1888) 70305 E., darunter 47254 Evangelische, 21576 Katholiken, 1040 Israeliten und 435 andere.
Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Die Mauern und Gräben, die früher beide Stadtteile umgaben, sind
in Promenaden umgewandelt, die als grüner Gürtel
[* 61] die innere Stadt von der äußern scheiden. Jene ist altertümlich gebaut,
mit engen krummen Gassen, und trägt die Eigenart der alten deutschen Reichsstädte; diese ist neuer angelegt mit regelmäßigen
Stadtvierteln und reichen geschmackvollen Villen, umgeben von Gärten und Parkanlagen, von denen der
Park der langen Erlen und die Anlagen des St. Jakobsdenkmals zu nennen sind. Aus dem Mittelalter stammen die sehenswerten Brunnen,
[* 62] der Fischmarktsbrunnen vom J. 1467 (1859 erneuert), der Spalenbrunnen mit dem Dudelsackpfeifer, angeblich nach Holbeins Zeichnung,
und der Rebhausbrunnen an der Riesenthorstraße, dessen Brunnenstöcke in getreuer Nachbildung ersetzt
sind.
Kirchen. Unter ihnen steht das Münster obenan, ein gewaltiger, in den ältesten Teilen romanischer, in den neuern got. Bau aus
weißem und rotem Sandstein, mit zwei schönen Türmen (der nördl. Georgsturm, 64 m) mit durchbrochenen Helmen, bis 1529 die
Domkirche des Bistums Basel. Die Kirche wurde 1010-19 angeblich von KaiserHeinrich II. an der
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