Titel
Basel
1) Der 11. Kanton
[* 3] der
Schweizer Eidgenossenschaft, an der Nordgrenze derselben, grenzt im N. und
NO. an das Großherzogtum
Baden,
[* 4] im O. an den Kanton Aargau,
im
S. an Solothurn,
[* 5] im
W. an Solothurn,
Bern
[* 6] und an das Elsaß, hat 457,4 qkm und zerfällt (seit 1833) in die
beiden Halbkantone Basel
-Land (Bâle-Campagne) mit 421,6 qkm und Basel
-Stadt (Bâle-Ville) mit
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35,8 qkm. Mit Ausnahme der unmittelbaren Umgebung der Stadt Basel
, die am Anfang
der oberrhein. Tiefebene liegt, besteht der Kanton aus einem von mehrern Querthälern zerteilten Juraplateau, das nach S. und
SO. allmählich zu der Grenzkette des Hauensteins (s. d.;
im Bölchenfluh 1126 in hoch) ansteigt. Das ganze Land gehört dem Gebiete des Rheins an, dem hier die
Ergolz, die Birs und der Birsig aus dem Jura, die Wiese aus dem Schwarzwald zufließen. Der Boden ist im ganzen fruchtbar und
wohl angebaut, das Klima in den obern Juragegenden ziemlich rauh, in den untern Thalstufen dagegen und besonders im Rheinthale
sehr mild, so das; Reben und Obstbäume trefflich gedeihen. Die Bevölkerung ist alamann. Stammes und deutscher
Zunge, nur ein geringer Bruchteil (s. unten) spricht französisch oder italienisch.
a. Basel
-Land hat 421,6 qkm, (1888) 62133 (30441 männl., 31692 weibl.)
E., 147 auf 1 qkm, darunter 48847 Evangelische, 12961 Katholiken, 165 Israeliten und 169 andere; 7174 bewohnte
Häuser und 12226 Haushaltungen. Im Halbkanton sind geboren 48461, in der übrigen Eidgenossenschaft 9948, im Auslande 3724;
Bürger ihrer Zählgemeinde sind 29086, einer andern Gemeinde des Kantons 14972, eines andern Kantons 13223, Ausländer 4842. Der
Muttersprache nach sind 61714 Deutsche,
[* 8] 276 Franzosen und 122 Italiener. Die Zahl der Eheschließungen betrug
(1889) 436, der Sterbefälle 1288, der Geburten (einschließlich Totgeburten) 2046. 1889 wanderten 225 Personen aus.
Der Halbkanton zerfällt in die 4 Bezirke:
Bezirke | Einwohner | Evangelische | Katholiken | Israelit. | Andere |
---|---|---|---|---|---|
Arlesheim | 21928 | 11257 | 10590 | 43 | 38 |
Liestal | 14834 | 13250 | 1378 | 92 | 114 |
Sissach | 15747 | 14958 | 758 | 30 | 1 |
Waldenburg | 9624 | 9382 | 235 | - | 7 |
Kanton | 62133 | 48847 | 12961 | 165 | 160 |
Land - und Forstwirtschaft, Bergbau. [* 9] Von der Fläche sind 405,6 qkm, d. i. 96,20 Proz., produktives Land: 134,1 qkm Waldungen, 7,3 qkm Weinland, 264,2 qkm Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande, 16 qkm, d. i. 3,8 Proz., kommen 1,3 qkm auf Städte, Dörfer und Gebäude, 4,3 qkm auf Schienen- und Straßenwege und 9,6 qkm auf Felsen, Schutthalden u. s. w.
Die Land- und Gartenwirtschaft beschäftigte (1888) 18773 Personen (31,7 Proz. der Bevölkerung) [* 10] in 8858 Betrieben. Angebaut werden Roggen, Weizen, Hafer, [* 11] Einkorn, Emmer, Kartoffeln, Runkeln, weiße und gelbe Rüben, Kabis und verschiedene Kleearten; in neuerer Zeit auch mit befriedigendem Erfolg Tabak [* 12] (Mönchenstein und Allschwyl). Der Futterbau, verbunden mit Viehzucht [* 13] und Milchwirtschaft, ist der Hauptzweig der Landwirtschaft. Der durch die kalten Winter (1879, 1881 und 1890) sehr beeinträchtigte Obstbau wird durch Obstbaukurse mit Obstbaumpflanzungen wieder gehoben; ebenso werden seit 1884 Weinbaukurse abgehalten.
Der Obstbau liefert Kirschen und Kirschwasser zur Ausfuhr; Wein wird namentlich im untern Rhein-, im untern Birsthal und bei Maisprach gebaut. Die Gemeinde Liestal (46 ha Weinberge) baute (1885) 1799 hl roten und weißen Wein. Der Viehstand betrug (1886) bei 6258 Viehbesitzern 2027 Pferde, [* 14] 1823 Kälber, 1297 Jungvieh, 322 Stiere, 1188 Ochsen, 11163 Kühe, 4679 Schweine, [* 15] 2200 Schafe, [* 16] 5187 Ziegen; die Zahl der Bienenzüchter etwa 400 mit 4628 Bienenstöcken. Bedeutend ist der Salinenbetrieb in der Schweizerhalle (1834-37 gegründet), wo (1889-90) 13125 t, Koch-, Tafel- und Viehsalz sowie 1174 t Dünge- und Gewerbesalz gewonnen wurden.
Industrie, Gewerbe, Handel. Die Industrie ist vertreten (1890) durch 56 (4 ohne Motoren) Fabriken mit 3342 Arbeitern und 3285 Pferdestärken und erstreckt sich auf Fabrikation von Seiden- (15 Fabriken, 2385 Arbeiter, 1461 Pferdestärken), Baumwoll und Thonwaren, [* 17] Chemikalien, Kartonnagen, Tuch und Uhren; [* 18] es bestehen 2 Eisengießereien, 2 Kunstmühlen, 3 Bierbrauereien, 4 Ziegeleien und 2 Buchdruckereien. Ende 1891 gab es 8 Aktiengesellschaften mit einem Aktienkapital von 4,2 Mill. Frs., darunter 5 Banken (5630000 Frs.), 1 Brauerei (50000 Frs.), 1 Gasanstalt (40000 Frs.), 3 Konsumvereine und 319 ins Handelsregister eingetragene Firmen.
Verkehrswege. An Straßen besitzt der Halbkanton 3360,8 km, an Eisenbahnen (1891) die Linien Muttenz-Läufelfingen und Pratteln-Schweizerhall
(Centralbahn, 31 km), Dornach-Mönchenstein (Bernische Jurabahn), Augst-Pratteln (Bötzbergbahn), die Schmalspurbahnen
Liestal-Waldenburg und Binningcn-Ettingen (Teil der Birsigthalbabn Basel
-Flühen) sowie die elektrische Eisenbahn Sissach-Gelterkinden,
zusammen 61,5 km.
Bildungswesen. In Basel
-Land, das bei den Rekrutenprüfungen von 1890 unter den schweiz.
Kantonen den 16. Rang einnahm, bestehen neben den obligatorischen und unentgeltlichen Primärschulen vier
Sekundär- oder Bezirksschulen. Die naturgeschichtlichen Sammlungen des Kantons im Regierungsgebäude zu Liestal sind sehenswert.
Es besteht ein landwirtschaftlicher, ein Armenerziehungs- und ein Lehrerverein.
Verfassung und Verwaltung. Der Kanton zerfällt in 4 Bezirke (s. oben) mit je einem Statthalteramt, zusammen mit 74 Gemeinden, 36 Civilstandskreisen und 26 Nationalratswahlkreisen (3 Mandate) und gehört zum 2. eidgenössischen Assisenbezirk, in militär. Beziehung zum 5. Divisionskreis. Nach der rein demokratischen Verfassung vom ist der «Landrat» (je ein Mitglied auf 800 E.), vom Volke in 39 Wahlkreisen auf 3 Jahre gewählt, gesetzgebende Behörde. Der Landrat wählt jährlich seinen Präsidenten; die Mitglieder beziehen Tagegelder.
Die von ihm erlassenen Gesetze und Verträge unterliegen der Volksabstimmung (Referendum, in jedem Frühjahr und Herbst). Auch in der Gesetzgebung hat das Volk die Initiative, über die Abberufung des Landrats muß auf Verlangen von 1500 Stimmen abgestimmt werden. Der Landrat wählt das Mitglied in den Ständerat sowie verschiedene Behörden und Beamte, beaufsichtigt die Verwaltung der Finanzen und übt das Begnadigungsrecht. Der Regierungsrat, mit 5 unmittelbar vom Volk auf 3 Jahre erwählten Mitgliedern, ist oberste vollziehende Behörde.
Präsident und Vicepräsident der Regierung werden alljährlich vom Landrat erwählt. Oberste richterliche Behörde ist das
Obergericht von 7 Mitgliedern, durch den Landrat auf 3 Jahre gewählt; ferner bestehen 17 Friedensrichterkreise
und 5 Bezirksgerichte, ein korrektionelles und ein Kriminalgericht. Beide Halbkantone sind paritätisch. Für die reform.
Kirche besteht in beiden Halbkantonen je eine Synode; die Römisch-Katholischen stehen unter dem Bischof von Basel
, dessen
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Sitz Solothurn
ist, die Christkatholiken unter dem schweiz. Nationalbischof in Bern.
Die Einnahmen betrugen
(1880) 782355 Frs., die Ausgaben 803652 Frs., das Vermögen 1925121 Frs. Als Wappen
[* 20] führen Stadt und Land den sog. Baselstab
die Stadt schwarz, die Landschaft rot, im weißen Felde.
[* 19] ^[Abb.]
basel Basel-Stadt hat 35,8 qkm, (1888) 74245 (33655 männl., 40590 weibl.) E., 2062 auf 1 qkm, darunter 50305 Evangelische, 22426 Katholiken, 1078 Israeliten und 442 andere; 5524 bewohnte Häuser und 15883 Haushaltungen. Im Halbkanton sind geboren 29132, in der übrigen Eidgenossenschaft 22940, im Auslande 22173 Bürger ihrer Zählgemeinde sind 20971, einer andern Gemeinde des Kantons 724, eines andern Kantons 26953, Ausländer 25597. Der Muttersprache nach sind 71548 Deutsche, 2045 Franzosen und 374 Italiener. Die Zahl der Eheschließungen betrug (1889) 681, der Sterbefälle 1533, der Geburten (einschließlich Totgeburten) 2240. 1889 wanderten 380 Personen aus.
Land- und Forstwirtschaft. Von der Fläche sind 30,4 qkm, d. i. 84,92 Proz., produktives Land, 3,9 qkm Waldungen und 25,8 qkm Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande, 5,9 qkm, d. i. 15,08 Proz., kommen 1,9 auf Städte, Dörfer und Gebäude, 2,1 auf Schienen- und Straßenwege und 1,2 auf Flüsse [* 21] und Bäche. Die Land- und Gartenwirtschaft in den 3 Gemeinden Riehen, Bettingen und Kleinhüningen beschäftigte (1888) 2768 Personen (4,25 Proz. der Bevölkerung) in 1401 Betrieben. Angebaut werden außer Getreide [* 22] Dinkel, Kartoffeln, Rüben, Mais, Lewat, Mohn, Gemüse und verschiedene Futterpflanzen. 1881 wurden 16512 Obstbäume gezählt mit 63000 Frs. Ertrag. Die Weinberge lieferten 10380 hl Wein à 45 Frs. Der Viehstand betrug (1886) 61 Kälber, 174 Jungvieh, 150 Ochsen, 1826 Kühe, 342 Pferde, 592 Schweine, 141 Schafe und 373 Ziegen; außerdem waren 509 Bienenstöcke vorhanden.
Industrie, Gewerbe, Handel. Die Industrie ist vertreten (1890) durch 140 Fabriken mit 10488 Arbeitern und 3463 Pferdestärken, darunter 15 mit 1247 Arbeitern ohne Motoren und erstreckt sich auf Seidenspinnerei, Zwirnerei und Weberei [* 23] (32 Fabriken, 6223 Arbeiter, 1106 Pferdestärken), Seidenfärberei und Appretur (14 Fabriken, 1121 Arbeiter, 491 Pferdestärken), 13 Bierbrauereien mit 211 Arbeitern und 158 Pferdestärken, Eisengießereien sowie Fabrikation von Maschinen, Farben und andern chem. Produkten, Papier, Tabak und Cigarren. 1890 bestanden 70 Aktiengesellschaften mit einem Aktienkapital von 380 Mill. Frs., 16 Banken in der Stadt Basel (s. d.), 5 Genossenschaften und 1092 ins Handelsregister eingetragene Firmen.
Verkehrswege. An Straßen besitzt der Halbkanton 162 km; an Eisenbahnen (1891) 6,6 km der Central-, 3,7 km der Baseler Verbindungsbahn, 634 in der Bernischen Jurabahnen, 5,6 km der Bad. [* 24] Staats-, 4,3 km der Wiesenthalbahn (Basel-Stetten) und 1 km der Birsigthalbahn, zusammen 21,8 km.
Im Bildungswesen nimmt Basel-Stadt unter allen Kantonen den ersten Rang ein; die Erziehungs- und Bildungsanstalten befinden sich zum weitaus größten Teile in der Stadt Basel.
Verfassung und Verwaltung. Die Verfassung, revidiert ist rein demokratisch. Der Große Rat, 130 vom Volk in 11 Wahlkreisen auf 3 Jahre gewählte Mitglieder, ist gesetzgebende Behörde und versammelt sich jährlich sechsmal auf Verlangen von 30 seiner Mitglieder oder des Regierungsrats; er setzt Steuern und Anleihen fest, übt das Begnadigungsrecht und überwacht die Verwaltung. Vollziehende Behörde ist der Regierungsrat mit 7 vom Volke auf 3 Jahre gewählten Mitgliedern. Gesetze und Beschlüsse der Behörden unterliegen dem fakultativen Referendum (s. d.), für das wie für die Initiative zu Gesetzen u. s. w. das Begehren von 1000 stimmfähigen Bürgern erforderlich ist. Neben den Einzelrichtern der Landgemeinden für Bagatellsachen besteht ein Civil- und ein Strafgericht als erste, und ein Appellationsgericht von 9 auf 3 Jahre vom Volke gewählten Mitgliedern als zweite Instanz (s. unten Geschichte).
2) Hauptstadt des Halbkantons Basel-Stadt, die zweitgrößte und wohlhabendste Stadt der Schweiz, [* 25] liegt in 265 m Höhe zu beiden Seiten des Rheins, der sich hiernach N. wendet, um bald darauf die Schweiz zu verlassen, in einer schönen, weiten, nach zwei Seiten durch Anhöhen eingeschlossenen Ebene und besteht aus Groß-Basel auf dem erhöhten linken und Klein-Basel auf dem rechten Rheinufer; beide Stadtteile sind durch drei Brücken [* 26] verbunden, von denen die obere, Wettsteinbrücke, eine monumentale Eisenbrücke mit zwei mächtigen Steinpfeilern, 63 m weiten Bogen [* 27] und je 2 Basilisken an den Enden, 1879 vollendet wurde, die mittlere hölzerne Alte Brücke [* 28] (150 m lang, 15 m breit), zum Teil auf Steinpfeilern ruhend, mit einer Kapelle aus dem 16. Jahrh, und einer Barometersäule mit Wetterfahne, seit 1226 besteht, während die schöne untere eiserne Johanniterbrücke mit 5 Bogen seit 1883 benutzt wird. Unweit oberhalb der Stadt befindet sich die Brücke der Verbindungsbahn zwischen Central- und Badischem Bahnhof sowie unterhalb der Stadt, aber bereits in Deutschland, [* 29] die Schiffbrücke von Hüningen (s. d.) und eine Eisenbahnbrücke.
Bevölkerung. Die Stadt hat (1888) 70305 E., darunter 47254 Evangelische, 21576 Katholiken, 1040 Israeliten und 435 andere.
Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Die Mauern und Gräben, die früher beide Stadtteile umgaben, sind in Promenaden umgewandelt, die als grüner Gürtel [* 30] die innere Stadt von der äußern scheiden. Jene ist altertümlich gebaut, mit engen krummen Gassen, und trägt die Eigenart der alten deutschen Reichsstädte; diese ist neuer angelegt mit regelmäßigen Stadtvierteln und reichen geschmackvollen Villen, umgeben von Gärten und Parkanlagen, von denen der Park der langen Erlen und die Anlagen des St. Jakobsdenkmals zu nennen sind. Aus dem Mittelalter stammen die sehenswerten Brunnen, [* 31] der Fischmarktsbrunnen vom J. 1467 (1859 erneuert), der Spalenbrunnen mit dem Dudelsackpfeifer, angeblich nach Holbeins Zeichnung, und der Rebhausbrunnen an der Riesenthorstraße, dessen Brunnenstöcke in getreuer Nachbildung ersetzt sind.
Kirchen. Unter ihnen steht das Münster [* 32] obenan, ein gewaltiger, in den ältesten Teilen romanischer, in den neuern got. Bau aus weißem und rotem Sandstein, mit zwei schönen Türmen (der nördl. Georgsturm, 64 m) mit durchbrochenen Helmen, bis 1529 die Domkirche des Bistums Basel. Die Kirche wurde 1010-19 angeblich von Kaiser Heinrich II. an der ¶