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wie diejenige der übrigen Hügelkantone. Die ursprüngliche einheimische Tierwelt ist im Laufe der Zeit durch den Menschen und seine Kultur stark verändert worden. Eine ganze Anzahl besonders höherer Tierformen, die noch in historischer oder doch praehistorischer Zeit mit dem Menschen zusammenlebten, sind entweder gänzlich vernichtet oder aus dem Gebiete vertrieben worden. So das Wisent, der Bär, der Luchs, der Wolf. Als seltener, verirrter Gast zeigt sich hie und da einmal der früher so häufige Edelhirsch (Cervus elaphus); dass dieses stolze Tier früher im Kantone häufig war, zeigen die stattlichen Geweihe, die heute noch als Jagdtrophäen in öffentlichen Gebäuden (Rathaus zu Liestal) aufbewahrt werden.
Die Wildkatze (Felis catus ferus) ist ebenfalls aus unsern
Wäldern verschwunden; das letzte unzweifelhaft ächte Exemplar
wurde vor ungefähr 15 Jahren bei
Reinach erlegt. Von den grösseren Raubtieren hat einzig der Fuchs, (Canis vulpes) seinen
Wohnort mit Erfolg behauptet und scheint sich trotz Gift, Schlingen und
Blei in dem Gebiete eher noch
zu vermehren, nicht zum Schaden des Land
wirtes und Forstmannes, wohl aber zum Leidwesen des Hasenjägers. Unter den 7 Marderarten,
dem Edelmarder (Mustela martes) dem
Stein- oder Hausmarder (Mustela foina), dem Iltis (Mustela putorius) dem grossen und dem
kleinen Wiesel (Mustela herminea und Mustela vulgaris), dem Dachs (Meles taxus) und dem Fischotter (Lutra
vulgaris), sind die beiden Wiesel die häufigsten.
Dachse richten oft in den
Weinbergen und der Fischotter in den Forellenbächen
grossen Schaden an.
Unter den wildlebenden Huftieren sind heute nur noch das Reh (Cervus capreolus) und das Wildschwein zu nennen. Früher überall häufig, dankt ersteres heute seine Existenz im Kantonsgebiete blos einer vernünftigen Ausübung der Jagd in verschiedenen Revieren des Kantons. Das Wildschwein (Sus scrofa) wird noch hie und da im ganzen Kantonsgebiete getroffen, doch wird auch ihm bald die letzte Stunde geschlagen haben. Als ständige Aufenthaltsorte sind zu nennen: die Blauenkette bei Pfeffingen sowie die Ostgrenze des Kantons gegen den Aargau hin.
Die sogenannte «kleine Tierwelt» ist vertreten durch etwa ein Dutzend Fledermausarten, den Igel und zwei Spitzmäuse, von denen die Wasserspitzmaus (Sorex fodiens) in Fischzuchtanstalten oft sehr schädlich wird.
Unter den Nagern sind Hase (Lepus timidus) und Eichhorn (Sciurus vulgaris) überall häufig, die beiden zierlichen Schläfer: Haselmaus und Siebenschläfer (Myoxus avellanarius und Myoxus glis) ihrer verborgenen Lebensweise wegen wenig gekannt, doch nicht selten.
Die Wanderratte (Mus decumanus) hat die Hausratte (Mus rattus) fast vollständig verdrängt. Nur sehr wenige Aufenthaltsorte sind von letzteren noch bekannt. Von den Mäusen richtet die Wühlmaus (Arvicola terrestris) durch Abfressen der Wurzeln junger Bäume oft bedeutenden Schaden an.
Die Vogelwelt ist eine ziemlich reiche zu nennen, dank dem Schutz, den ihr Gesetz und Bevölkerung angedeihen lassen. Dies gilt hauptsächlich von den Singvögeln, von denen einige, wie z. B. die Amsel (Turdus merula) durch langjährigen Schutz sich so vermehrt haben, dass sie dem Gärtner und Obstzüchter zur Plage werden.
Als seltenere Vorkommnisse sind zu nennen, unter den Raubvögeln der Uhu (Bubo maximus) und der Raubfussbussard (Buteo lagopus); unter den Klettervögeln der Schwarzspecht (Picus martius), der nur noch in den ruhigsten Tannenwäldern haust; unter den Sperlingsvögeln die Blaurake (Coracias garrula), der Nusshäher (Nucifraga caryocatactes). Der prächtige Flühvogel (Tichodroma muraria) ist ein Wintergast, der von seinen alpinen Brutplätzen bis in die Gegend von Liestal streicht. Fast alle Finken- und Meisenarten sind vertreten; unter den Schwalben ist die Uferschwalbe (Hirundo riparia), die ihre Nester in selbstgefertigte Löcher von Steilwänden baut, überall häufig.
In abgelegenen ruhigen Waldbeständen nisten noch heute Auerhahn (Tetrao urogallus) und Haselhuhn (Tetrao bonasia); Rebhuhn (Starna cinerea) und Wachtel (Coturnix dactylisonans) finden sich mehr in den untern, mehr Getreidefelder bietenden Kantonsteil.
Stelz- und Schwimmvögel sind mangels sumpfiger Gegenden selten und meist Wintergäste. Sie werden immer seltener durch die kunstgerechte Verbauung der Bach- und Flussufer. Nicht selten ist der Fischreiher (Ardea cinerea), der die Forellenbäche heimsucht, und selbstverständlich der Storch (Ciconia alba); die Wildente (Anas boschas) ist im Gebiete Brutvogel (Augst).
Von Reptilien beherbergt das Kantonsgebiet 2 Eidechsenarten (Lacerta agilis und muralis), die Blindschleiche (Anguis fragilis) und 3 Schlangen, worunter die an wärmern Kalkgehängen häufige giftige Juraviper (Vipera aspis). Die Kreuzotter (Pelias berus) fehlt. Vergiftungen durch Schlangenbiss gehören dessenungeachtet zu den grossen Seltenheiten.
Unter den 10 Amphibienarten ist die sonst nicht häufige Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) weit verbreitet und die eigentümlichste; ihr glockenheller Ruf belebt in anmutiger Weise die lauen Frühlings- und Sommerabende.
Sieht man vom Rheine ab, so werden die Gewässer des Kantons nur von wenigen Fischarten bewohnt. In allen Quellbächen findet sich die Forelle (Trutta fario) und zwar je nach dem Untergrunde in vielen Farbvarietäten; ihr Fortbestand wird durch die gesetzlich geregelte künstliche Fischzucht gesichert; auch ihr thut die Verbauung ihrer natürlichen Unterschlupfplätze, der Bach- und Flussufer, vielfach Eintrag. An Edelfischen kommt in den grösseren Bächen ausser der Forelle hie und da noch die Aesche (Thymallus vulgaris) vor.
Der Lachs (Salmo salar) der früher im Herbste ziemlich weit in die Birs und die Ergolz aufstieg, wird heute durch Sohlenverbauungen und Wuhrbauten an seinem Aufsteigen gehindert. An übrigen Fischen beherbergen die beiden obgenannten Gewässer hauptsächlich die Nase (Chondrostoma nasus), die Barbe (Barbus fluviatilis), seltener den Alet (Squalius cephalus), den Riemlig (Squalius Agassizii), die Groppe (Cottus gobio) und die Ellritze (Phoxinus laeris).
Die Nase steigt im April bei günstigem Wasserstande zu Tausenden in die Birs und Ergolz und wird massenweise gefangen und trotz der unsäglichen Anzahl von Muskelgräten gerne gegessen. Der Nasenfang war vorzeiten oft ein so reichlicher, dass die Fische den Schweinen gefüttert oder sogar als Düngmittel benützt werden. (Birsfelden und Augst.)
Von der niedern wirbellosen Tierwelt sind wie überall die Insekten am reichlichsten vertreten. Von Schädlingen in Wald und Feld sind zu nennen: der Maikäfer (Melolontha vulgaris), für welchen der östliche und der westliche Kantonstheil verschiedene Flugjahre haben;
der Borkenkäfer (Bostrychus curvidens), der besonders in den letzten Jahren den Rottannenbeständen übel mitgespielt hat, der Frostspanner (Cheimatobia brumata) und die Gespinnstmotte (Hyponomeuta malinella), zwei bedenkliche Obstbaumverderber.
Die Reblaus (Phylloxera vastatrix) ist in dem Kantonsgebiete noch nie aufgetreten. ¶
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Der Flusskrebs (Astacus fluviatilis) lebt in allen Bächen, ist aber durch Seuchen schon mehrfach dezimiert worden.
Des raschen Laufes der Gewässer wegen ist die Zahl der Süsswassermollusken eine geringe, reich an Arten hingegen sind die
kalkliebenden Land
schnecken, von denen die grösste, Helix pomatia, im Herbste gesammelt und zu guten Preisen
als Fastenspeise über die Kantons- und Land
esgrenze hinaus versandt wird.
Haustiere.
Das Rind nimmt unter den Haustieren die erste Stelle ein. Es gehört zum allergrössten Teil der mittelschweren bis schweren Fleckviehrasse an und wird im gebirgigen Kantonsteil vielfach auf den Weiden gesömmert. Die Ziege wird häufig von dem Minderbemittelten gehalten und bewährt sich ihm als vortrefflicher Milcherzeuger; die Schafzucht ist von geringem Belang. Früher hielten die Gemeinden des Leimenthales Schafheerden, die auf den Brachäckern ihre Nahrung fanden. Die gewöhnlichen Zugpferde gehören meist dem Freibergerschlage an. Das Schwein, von dem die gekreuzten englischen Racen bevorzugt werden, wird als Fleischerzeuger fast in jeder Hauswirtschaft gehalten.
Unter dem Hausgeflügel nimmt das Haushuhn die erste Stelle ein. Enten und Gänse werden nur selten und zwar im untern Kantonsteile gehalten; in neuester Zeit wird der Geflügelzucht im Kanton durch den ornithologischen Verein viel Aufmerksamkeit gewidmet. Die Bienenzucht ist vielerorts bedeutend.
Der Viehstand betrug: | 1876 | 1886 | 1896 | Wert pro 1896 (Fr.) |
---|---|---|---|---|
Pferde | 2085 | 2027 | 2323 | 1865000 |
Rinder | 14739 | 17669 | 19912 | 7386260 |
Schweine | 3906 | 4679 | 6679 | 484910 |
Schafe | 2806 | 2200 | 1423 | 35700 |
Ziegen | 4817 | 5187 | 5774 | 152480 |
Bienenstöcke | 5152 | 4628 | 5949 | 107080 |
: | 10031430 |
Gesamtwert des Viehstandes (ohne Bienenstöcke) pro 1896 9925150 Fr. und pro Einwohner 154 Fr. Es kamen im Jahre 1896 auf 1000 Ew.:
Bezirk: | Arlesheim | Liestal | Sissach | Waldenburg | Kanton |
---|---|---|---|---|---|
Rinder | 187 | 265 | 428 | 474 | 308 |
Pferde | 41 | 34 | 31 | 35 | 36 |
Schweine | 113 | 75 | 113 | 108 | 103 |
Schafe | 28 | 11 | 15 | 37 | 22 |
Ziegen | 46 | 77 | 144 | 174 | 89 |
Bienenstöcke | 51 | 87 | 135 | 128 | 92 |
Zur Hebung der Viehzucht wird von Privaten und vom Kanton viel geleistet. Der Kanton besitzt fünf Viehzuchtgenossenschaften,
die im Jahre 1898 total 4238 Fr. an Prämien bezogen haben. Zur Förderung der Kleinviehzucht bestehen zwei Ziegenzuchtgenossenschaften.
Die Gesamtleistungen zur Förderung der Viehzucht und Land
wirtschaft betrugen 1899 vom Kanton 30320 Fr.,
vom Bund 22553 Fr., zusammen 52873 Fr. (1898 total 48840 Fr., 1897 42951 Fr.).
Jagd und Fischerei sind Gerechtsame der Gemeinden. Diese verleihen das Recht zur Ausübung der Jagd und des Fischfangs auf ihrem Gebiet durch Verpachtung oder durch Ausstellen von Patenten. Die Verpachtung erfolgt in der Regel auf die Dauer von 6 Jahren; von der Befugnis, Patente auszustellen, machen nur 2-3 Gemeinden Gebrauch. Die Einnahmen fallen ganz den Gemeinden zu. Sie betrugen:
Jagd (Fr.) | Fischweide (Fr.) | |
---|---|---|
1890 | 6007 | 3818 |
1895 | 9937 | 7080 |
1899 | 10946 | 6645 |
Gemeindejagdreviere bestehen 73, dazu kommt ein Privatjagdrevier. Die Zahl der Fischereipachten beträgt 80.
Anfang 1899 waren 10 Forellenbrutanstalten mit zusammen 301000 Eiern in Betrieb, aus welchen 273550 junge Fischchen erbrütet wurden. Die Gesamtzahl der im Jahre 1899 in den Fischenzen des Kantons ausgesetzten Jungbrut betrug 256050. Neben Forellen wurden gezüchtet: Lachse (17500), Lachsbastarde (191200), Aeschen (303500). (Ueber Jagd wild u. Fische vergl. Abschnitt Fauna.)
Klima.
Im allgemeinen ist das Klima des Kantons Baselland mild. Von allen Teilen des Kantons haben die am Rhein gelegenen Gegenden von 260-280 m Höhe klimatisch die grössten Vorteile. Wegen der geringen Seehöhe und der vor rauhen Winden geschützten Lage ist die mittlere Jahrestemperatur ziemlich gross, grösser als in den höher und südlicher gelegenen Gegenden. Denn während in diesen noch der Winter sitzt, beginnt es am Rhein drunten schon zu grünen.
Aber auch das übrige Baselbiet, die Gegend nw. vom Jura, gehört zu den klimatisch günstigsten Teilen der Schweiz. Der Schwarzwald
im NO. und die letzten Ausläufer des Jura bilden gegen die rauhen Nord- und Ostwinde eine schützende
Mauer, und im S. ist der Wall des Jura von grosser Bedeutung für das Klima von Baselland. Die regenbringenden W.- und NW.-Winde
streifen an ihnen hin und über sie her und entladen reichliche Mengen von Niederschlägen. Die Bergzüge
sind aber nicht so hoch, um den Schnee so lange und so reichlich behalten zu können, dass er im Frühling im Stande wäre,
in ungünstiger Weise auf den Einfluss der Sonnenwärme einzuwirken. Sie sind aber hoch genug, um dem Nebelmeer den Eintritt
zu erschweren, das im Frühjahr das schweiz. Mittelland wochenlang bedeckt und den Sonnenstrahlen allen
Weg auf die Erde versperrt. So vereinigen sich eine Reihe von Umständen in der Weise, dass das Klima des Kantons Basel-Land
keine schroffen Gegensätze aufweist.
Natürlich bedingt verschiedene Höhenlage auch etwelche Verschiedenheit in der Temperatur, im Bewölkungsgrad und in der Niederschlagsmenge. Dies zeigen für die Temperatur leicht folgende Zahlen.
Die mittlere Temperatur (Tagesmittel) betrug:
Basel (270 m) | Buus (460 m) NO. d. Kts. | Langenbruck (715 m) S. d. Kts. | |
---|---|---|---|
Winter | 0,28° | 1,10° | 3,03° |
Frühling | 9,35° | 7,94° | 5,95° |
Sommer | 17,86° | 16,17° | 14,32° |
Herbst | 9,45° | 8,48° | 6,57° |
Jahr: | 9,10° | 7,88° | 5,95° |
Die Monatssummen des Niederschlags betrugen im Mittel der Jahre 1883-1897 in Basel 734 mm, Buus 1012 mm, Langenbruck 1103 mm. (Litt.: Die forstlichen Verhältnisse im Kanton Baselland; herausgeg. v. d. Direktion d. Innern. Liestal 1898.)
Bevölkerung.
Es ist klar, dass ein Land-Kanton, wie Baselland, ohne grosse Centren von Handel und Verkehr, nicht in dem Masse für die Bevölkerungsstatistik Interesse bietet, wie eine Stadt, wie Basel z. B., mit unaufhörlicher Einwanderung und raschem Wachstum. So bleibt denn auch die Bewegung in der basellandschaftlichen Bevölkerung ruhig und langsam, wie nachstehende Tabelle zeigt. Die Bevölkerung betrug:
Bezirke | Arlesheim | Liestal | Sissach | Waldenburg | Baselland |
---|---|---|---|---|---|
Zahl der Gem. | 16 | 14 | 29 | 15 | 74 |
1850 | 12003 | 11792 | 14331 | 9759 | 47885 |
1888 | 21903 | 14753 | 15701 | 9584 | 61941 |
% | 35.3 | 23.8 | 25.4 | 15.5 | 100 |
1900 | |||||
Haushaltungen | 5559 | 3200 | 3362 | 1829 | 13750 |
Einwohner | 26416 | 16092 | 16564 | 9379 | 68451 |
% | 38.4 | 23.6 | 24.2 | 13.8 | 100 |
Es ist leicht zu ersehen, von welcher Seite der Zuwachs kommt. Der bergige Bezirk Waldenburg geht zurück, während Sissach ziemlich stabil bleibt; kaum vermögen die Geburtenüberschüsse und die Einwanderung in grössere Dörfer den Ausfall an Todesfällen und Auswanderung zu decken. Auch Liestal ist im Jahrzehnt von 1870-80 und späterhin zurückgeblieben. Was in kräftiger Weise die Bevölkerung vermehrt, ist die Einwanderung oder die Ansiedelung in den grossen Gemeinden um die Stadt Basel im Bezirk Arlesheim. Die Vermehrung tritt in den relativen Zahlen noch deutlicher hervor.
Zunahme in ‰.
Bezirke | 1850/60 | 1860/70 | 1870/80 | 1880/88 | 1850/88 |
---|---|---|---|---|---|
Arlesheim | 16 | 8.9 | 25.4 | 11.6 | 15.7 |
Liestal | 3.4 | 7.6 | 9.3 | 2.4 | 5.8 |
Sissach | 5 | 2.1 | -0,9 | 3.3 | 2.4 |
Waldenburg | 2.4 | -1,5 | -4,4 | 1.9 | -0,5 |
Kanton: | 7 | 4.7 | 9.2 | 5.7 | 6.7 |
Schweiz | 3.7 | 5.1 |
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Der Bezirk Arlesheim ist auch von allen der am dichtesten bevölkerte; es kamen im Jahre 1888 auf den km2:
Ew. | |
---|---|
im Bezirk Arlesheim | 232 |
Liestal | 180 |
Sissach | 112 |
Waldenburg | 91 |
im ganzen Kanton: | 147 Ew. per km2 Ges.-Areal |
153 Ew. per km2 Prod.-Land. |
Die Gliederung nach dem Geschlecht ergab bei der Zählung vom Jahre 1888 folgende Resultate: Total 61941 Einwohner, 30297 männliche, 31644 weibliche, 48,9% von den erstern und 51,1% von den letztern;
also auch hier, wie überall, ein Ueberwiegen des weiblichen Geschlechtes;
1900: 34276 männliche, 34418 weibliche.
Konfessionen: ganzer Kanton 1900: Reform. 52617;
Kathol. 15775;
Israel. 135;
Andere 167;
Total 68694.
Die auffallend grosse Zahl von Katholiken im Bezirk Arlesheim gegenüber den andern Landesteilen rührt daher, dass 9 Gemeinden dieses Bezirks, wie oben erwähnt, bis 1815 zum Bistum Basel gehört hatten und als bischöfliche Unterthanen katholisch geblieben sind. Es waren von je 1000 Ew. im Kanton Baselland:
im Jahre | 1850 | 1888 | 1900 |
---|---|---|---|
Reformiert | 811 | 786 | 767 |
Katholisch | 186 | 209 | 230 |
Die reformierte Konfession ist demnach zu Gunsten der katholischen in der Zahl ihrer Bekenner zurückgegangen. Wie in der ganzen Schweiz (d. h. in den einzelnen Kantonen), hat die stärkere Partei abgenommen und ist die schwächere angewachsen.
Die Zahl der italienisch Redenden ist nun (1900) vermutlich bedeutend grösser; denn das Jahrzehnt 1890-1900 hat dem Kanton an der Grenze gegen Basel eine Menge von italienischen Arbeitern zugeführt.
Im ganzen Kanton waren: | 1888 | 1900 | Zu- od. Abnahme |
---|---|---|---|
Bürger der Ortsgemeinde | 29302 | 27593 | -1709 |
Bürger anderer Ktsgem. | 14737 | 17060 | +2323 |
Schweizer and. Kantone | 13087 | 16493 | +3406 |
Ausländer | 4815 | 7548 | +2733 |
Total | 61941 | 68694 | +6753 |
.
Der Geburtenüberschuss betrug: | 1871/75 | 1876/80 | 1881/85 | 1886/90 | 1891/95 | 1896 | 1897 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
. | 520 | 696 | 623 | 692 | 745 | 877 | 884 |
‰ | 8.7 | 9.9 | 8.9 | 9.9 | 11.8 | 13.5 | 13.6 |
Die Sterbefälle betrugen: | |||||||
1387 | 1377 | 1272 | 1262 | 1182 | 1075 | 1105 | |
‰ | 25 | 23.7 | 21.1 | 20.3 | 18.6 | 16.6 | 17 |
Industrie.
Der Kanton Baselland kann im allgemeinen ein Industriekanton genannt werden. 50% seiner Bevölkerung sind in der Industrie thätig (8421 männliche, 7319 weibliche, total 15740 Personen).
Ihr ältester und wichtigster Zweig ist die Seidenbandindustrie, die «Posamenterei». Sie steht und fällt mit der Bandindustrie der Stadt Basel, weil sie unter deren gleichen Konjunkturen arbeiten muss und wie diese hauptsächlich abhängig ist von der herrschenden Mode. - Die Seidenbandindustrie wird centralisiert betrieben in ca. 12 grössern und kleinern Fabriken des obern Kantonsteiles (Bezirk Sissach vor allem), die alle dem Fabrikgesetze unterstellt sind und sich meist im Besitze von Basler Fabrikanten befinden.
Dezentralisiert finden wir die Seidenbandweberei im obern Kantonsteile in grossem Masse als Hausindustrie. Der Weber oder «Posamenter» bezieht seine Waare aus den Fabriken in Baselland, oder sie wird ihm durch Boten aus Basler Etablissementen nach Hause gebracht. Den kontrolierenden Verkehr zwischen Posamenter und Fabrikant besorgt der «Stuhlläufer», der die Arbeitsstätten der Hausindustriellen aufsucht. Im allgemeinen ist die Lage dieser Bandweber keine besonders glänzende, entsprechend dem häufig flauen Gang der Bandindustrie.
Doch betreiben sie gewöhnlich neben der Weberei etwas Landwirtschaft, und dazu werden die Kinder (Knaben und Mädchen) bei Zeiten zur Mitarbeit angehalten. Wer die Dörfer der obern Bezirke bereist, hört oft aus jedem Hause das eintönige Geklapper der Webstühle. Dabei wird ihm auch auffallen, dass die Häuser (Stockwerke) hier im allgemeinen höher sind, als sie sonst auf dem Lande zu sein pflegen. Der Webstuhl erfordert eine ordentliche Zimmerhöhe, und die Bandindustrie wirkt dem entsprechend auf die Bauart der Häuser bedeutend ein.
Im Birseck finden wir sozusagen keine Hausindustriellen; bei der geringen, durch Eisenbahnen und Arbeiterzüge noch verringerten Entfernung des Arbeiters von der Fabrik in der Stadt, zieht dieser (hauptsächlich aber die Arbeiterin, denn diese kommen vor allem in Betracht) vor, direkt in der Fabrik zu arbeiten.
Die Zahl der dem Fabrikgesetz unterstellten Fabriken zur Herstellung von Gespinnsten und Geweben war im Jahr 1899 18. (Darunter auch eine Wollspinnerei und eine Wolltuchfabrik.) Die in dieser Industrie thätige Arbeiterzahl betrug im Jahre 1888 9761, 6182 weibliche und 3579 männliche; 15981 Personen lebten von dem Ertrag dieser Industrie.
Im ganzen befassten sich im Jahre 1888 62% aller in der Industrie Thätigen mit der Herstellung von Geweben und Gespinnsten.
Ein direkt an den Boden gefesselter Industriezweig ist derjenige der Thonwaren- und Ziegelfabrikation. Es eignet sich hiezu vor allem ein grosser Teil des Bodens im Birseck (vergl. Geologie), rechts und links des Birsig bis hinunter nach Neu Allschwil. So sind im Bezirk Arlesheim sechs grössere mechanische Ziegeleien dem Fabrikgesetz unterstellt. Daneben bestehen viele kleine Handziegeleien. Die letzten Jahre hindurch waren die Thonwarenfabrikanten nicht auf Rosen gebettet.
Zunächst sind infolge der starken Bauthätigkeit Basels Ziegeleien in Masse gegründet worden, darunter gewaltige Etablissemente; sodann entwickelte sich bald eine ganz intensive Konkurrenz, so dass man lange um Basel herum die billigsten Ziegel kaufen konnte. Im Jahre 1900 haben sich endlich die Fabrikanten zur Erhöhung der Preise zusammengeschlossen, doch haben sich die Preisvereinbarungen nicht halten können. In Laufen wird aus Huppererde feinere Thonware fabriziert, im Birseck Thongeschirr.
Zahlreich sind im Kanton die Sägereien und mechanischen Schreinereien (Holzbearbeitung). Sie nützen die Wasserkräfte aus, die leichthin aus Bächen und Flüssen gewonnen werden; der Waldreichtum des Kantons liefert ¶