Baryt, Baryterde, BaO, von Scheele 1774 entdeckt, wird erhalten, indem man salpetersaures
Baryum scharf
glüht. Es bildet eine lockere, scheinbar geschmolzen gewesene graueMasse, die sich mit Wasser unter
Bildung von
Barythydrat sehr stark erhitzt. In seinen Eigenschaften steht es dem
Calciumoxyd sehr nahe.
Dies wird gewöhnlich aus schwefelsaurem Baryt (Schwerspat) dargestellt, indem man denselben fein gepulvert mit Kohle glüht,
die Masse, welche im wesentlichen aus Schwefelbaryum besteht, mit Wasser behandelt und die Lösung mit Zink- oder Kupferoxyd zersetzt,
um den Schwefel an das Zink oder Kupfer
[* 3] zu binden. Man kann auch das Schwefelbaryum in Thonretorten erhitzen,
durch Einleiten von feuchter Kohlensäure in kohlensauren und diesen durch Wasserdampf bei Rotglut in Baryumhydroxyd verwandeln.
Witherit
[* 4] (kohlensaurer Baryt) kann mit Kohle geglüht und dann mit Wasser ausgekocht oder ebenfalls bei Rotglut mit Wasserdampf
behandelt werden. Aus der hinreichend konzentrierten Lösung kristallisiert beim Erkalten das Baryumhydroxyd
in farblosen Kristallen mit 8 MolekülenKristallwasser. Es reagiert und schmeckt alkalisch, wirkt ätzend, aber nicht so stark
wie Natronhydrat und löst sich in Wasser und Alkohol. 100 Teile gesättigte wässerige Lösung enthalten an B.:
bei 0°
1.5 Teile
- 20°
3.5 -
- 40°
7.4 -
- 60°
18.8 -
- 70°
31.9 -
- 77°
70.0 -
- 80°
90.8 -
Baryumhydroxyd verwittert an der Luft, schmilzt bei 78,5,° verliert leicht 7 MoleküleKristallwasser, das letzte erst bei Rotglut,
schmilzt dann von neuem, zersetzt sich aber nicht bei heftigstem Glühen. Es zieht begierig Kohlensäure an. Die Lösung,
das Barytwasser, dient in der analytischen Chemie zur Bestimmung der Kohlensäure; in der Technik ist es für die Zuckerfabrikation
empfohlen worden, da es aus unreiner Zuckerlösung (Melasse) unlöslichen Zuckerbaryt fällt, welcher, gewaschen und dann durch
Kohlensäure wieder zersetzt, eine reine Zuckerlösung liefert. Da BarytwasserFette verseift und mit GlaubersalzÄtznatron
und schwefelsauren Baryt gibt, hat man auch vorgeschlagen, Baryt zur Stearinsäure- u. Sodafabrikation zu benutzen.