Bartsch,
rechter Nebenfluß der Oder in Posen und Schlesien, entspringt in sumpfiger Gegend östlich von Odenau, ist 165 km lang, hat ein schwaches Gefälle und mündet bei Schwusen; ihr Thal ist reich an Teichen.
2 Seiten, 1'685 Wörter, 12'118 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
rechter Nebenfluß der Oder in Posen und Schlesien, entspringt in sumpfiger Gegend östlich von Odenau, ist 165 km lang, hat ein schwaches Gefälle und mündet bei Schwusen; ihr Thal ist reich an Teichen.
1) Adam, Ritter von, Kupferstecher und Kunstschriftsteller, geb. 17. Aug. 1757 zu Wien, bildete sich unter Domaneck und Schmutzer zum Kupferstecher aus und erhielt bald nachher eine Anstellung an der k. k. Bibliothek und bei der von Eugen von Savoyen gestifteten Kupferstichsammlung. Er ward 1816 zum ersten Kustos derselben ernannt, 1812 in den Ritterstand erhoben und starb 21. Aug. 1821 in Hietzing bei Wien. Sein Hauptwerk ist der »Peintre-graveur« (Wien 1802-1821, 21 Bde.; neue Ausg., Leipz. 1866), womit Bartsch der Begründer der neuern Kupferstichwissenschaft wurde. Trotz großer Lücken genießt das Werk noch heutzutage klassisches Ansehen. Außerdem gab er kritische Verzeichnisse (»Catalogues raisonnés«) der Werke von Guido Reni (Wien 1795), Rembrandt (das. 1797), Lukas van Leiden (das. 1798), Molitor (Nürnb. 1813) u. a. heraus und besorgte auch Neudrucke von vier alten Holzschnittwerken Dürers (»Ehrenpforte«), Hans Burgkmairs u. a., welche die Person und Familie Kaiser Maximilians I. verherrlichen. Seine letzte Schrift war die »Anleitung zur Kupferstichkunde« (Wien 1820, 2 Bde.). Seine in Kupfer gestochenen Blätter belaufen sich auf 505, sie sind teils nach Originalzeichnungen berühmter Meister, teils nach eigner Erfindung in verschiedenen Methoden gefertigt. Er verband mit Sicherheit und Geschmack die Nadel mit dem Grabstichel und verstand in hohem Grade, den Geist seiner Originale klar aufzufassen und treu wiederzugeben. Zu Bartsch' besten Platten gehören zwölf Tierstücke nach den Zeichnungen von H. Roos. Ein Verzeichnis seiner Werke lieferte sein Sohn Friedrich Jos. Adam, Ritter von Bartsch, geb. 12. Juli 1798 zu Wien, seit 1827 Kustos der Wiener Hofbibliothek, gest. 12. Mai 1873, im »Catalogue des estampes de J. A. de Bartsch« (Wien 1818). Er schrieb auch: »Chronologie der griechischen und römischen Künstler« (Wien 1835) und »Die Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek« (das. 1854).
2) Karl, Philolog, besonders im Fach der ältern deutschen und romanischen Litteratur ausgezeichnet, geb. 25. Febr. 1832 zu Sprottau, studierte seit 1849 in Breslau anfänglich klassische Philologie, wandte sich aber bald, unter Weinholds Leitung, dem Studium der germanischen und romanischen Sprachen zu und setzte dasselbe 1851-52 in Berlin unter Maßmann, Aufrecht, W. Grimm u. a. fort. Nachdem er seit 1853 in London, Paris und Oxford die provençalischen Handschriften der dortigen Bibliotheken durchforscht, ward er 1855 Kustos der Bibliothek des Germanischen Museums in Nürnberg, 1858 Professor der deutschen und romanischen Philologie in Rostock und 1871 Holtzmanns Nachfolger an der Universität zu Heidelberg, wo er noch gegenwärtig lehrt und seit 1873 zugleich das Seminar für neuere Sprachen leitet. Bartsch' Leistungen bestehen zunächst in Ausgaben von ältern deutschen Gedichten; es erschienen von ihm z. B. Strickers »Karl d. Gr.« (Quedlinb. 1857); »Berthold von Holle« (Nürnb. 1858); »Mittelhochdeutsche Gedichte« (Stuttg. 1860); »Meleranz von dem Pleier« (das. 1861); die »Meisterlieder der Kolmarer Handschrift« (das. 1862); die »Deutschen Liederdichter des 12.-14. Jahrhunderts« (2. Aufl., das. 1879); »Herzog Ernst« (Wien 1869); Konrad von Würzburgs »Partonopier und Meliur« (das. 1871); »Reinfried von Braunschweig« (Stuttg. 1872); »Hugo von Montfort« (Tübing., Litterar. Verein, 1879) u. a. Daran reihen sich die Schriften: »Über Karlmeinet« (Nürnb. 1861); »Albrecht von Halberstadt und Ovid im Mittelalter« (Quedlinb. 1861); »Beiträge zur Geschichte und Kritik der Kudrun« (Wien 1865) und »Untersuchungen über das Nibelungenlied« (das. 1865), sein bedeutendstes Werk, wodurch die Nibelungenfrage in ein neues Stadium gerückt ward (s. Nibelungenlied). Eine Ergänzung dieses Werks bildet seine große Ausgabe von »Der Nibelunge nôt«, mit Lesarten und Wörterbuch (Leipz. 1870-80, 3 Bde.), und der »Klage« (das. 1875) sowie eine kleinere Ausgabe des Nibelungenliedes (5. Aufl. 1879), die er für Pfeiffers »Klassiker des deutschen Mittelalters« lieferte. An diesem Sammelwerk, dessen Leitung er nach dem Tod Pfeiffers
selbst übernahm, beteiligte er sich außerdem durch Ausgaben der »Kudrun« (4. Aufl. 1881), des »Wolfram von Eschenbach« (2. Aufl. 1875-77, 3 Bde.) etc. und stellte denselben eine zweite Sammlung an die Seite: »Deutsche Dichtungen des Mittelalters« (bis jetzt 5 Bde.), für die er 1874 die Ausgabe des »Rolandsliedes« lieferte. Außerdem veröffentlichte Bartsch: »Denkmäler der provençalischen Litteratur« (Stuttg. 1856); »Peire Vidals Lieder« (Berl. 1857); »Chrestomathie provençale« (4. Aufl., Elberf. 1882); eine Ausgabe des geistlichen Schauspiels »Sancta Agnes« (Berl. 1869); »Grundriß zur Geschichte der provençalischen Litteratur« (Elberf. 1872); eine »Chrestomathie de l'ancien français« (5. Aufl., Leipz. 1884); »Altfranzösische Romanzen und Pastourellen« (das. 1870); »Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg« (Wien 1879-80, 2 Bde.). Als Übersetzer bewährte er sich durch seine Übertragungen von Rob. Burns' »Liedern und Balladen« (Hildburgh. 1865) und des »Nibelungenliedes« (2. Aufl., Leipz. 1880) sowie die im Versmaß des Originals gehaltene Übertragung von Dantes »Göttlicher Komödie« (das. 1876) und »Alte französische Volkslieder« (Heidelb. 1882). Einem Nachbargebiet der deutschen Philologie angehörig sind dagegen: »Der saturninische Vers und die altdeutsche Langzeile« (Leipz. 1867) und »Die lateinischen Sequenzen des Mittelalters« (Rostock 1868). Endlich besorgte Bartsch die Bearbeitung der fünften Auflage von Kobersteins »Grundriß der deutschen Litteraturgeschichte« (Leipz. 1872-73; Bd. 1 in 6. Aufl., das. 1884) wie auch die Fortführung der fünften Auflage von Gervinus' »Geschichte der deutschen Nationallitteratur« und 1883 die zweite Auflage von Diez' »Poesie der Troubadours«. Vor andern Zeitschriften verdankt Bartsch besonders Pfeiffers »Germania«, deren Leitung er 1869 ganz übernahm, reiche Beiträge, z. B. die so nützlichen »Bibliographischen Übersichten der Erscheinungen auf dem Gebiet der germanischen Philologie« für jedes Jahr. Als Supplement zur »Germania« gab er »Germanistische Studien« (Wien 1872-75, 2 Bde.) heraus. Auch hat er einen Band Gedichte (»Wanderungen und Einkehr«, Leipz. 1874) und »Gesammelte Vorträge und Aufsätze« (Freib. 1883) veröffentlicht.
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
2) Karl, Germanist, starb 20. Febr. 1888 in Heidelberg. Von seinen Schriften sind noch zu nennen: »Beiträge zur Quellenkunde der altdeutschen Litteratur« (Straßb. 1885) und die Ausgabe der »Schweizer Minnesänger« (Frauenf. 1886).
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
rechter Nebenfluß der Oder, entspringt südöstlich von Ostrowo in der preuß. Provinz Posen, fließt in westl. Richtung immer in einem breiten sumpfigen Thale an Militsch vorüber, wo er flößbar wird, wendet sich bei Trachenberg nordwestlich, nimmt rechts die Orla auf und mündet 14 km oberhalb Groß-Glogau nach einem Laufe von 165 km.
Joh. Adam Bernh., Ritter von, Kupferstecher, geb. 17. Aug. 1757 zu Wien, bildete sich unter Domanek und Schmutzer zum Kupferstecher aus und erhielt 1781 die Aufsicht über die Kupferstichsammlung der Hofbibliothek. Seit 1797 Mitglied der Akademie, ward er 1812 in den Ritterstand erhoben und 1816 zum ersten Kustos ernannt; er starb 21. Aug. 1821 bei Wien. hat sich sowohl als Kupferstecher wie durch mehrere Werke zur Kupferstichkunde Verdienst erworben. Zu letztern gehören sein «Peintre-Graveur» (21 Bde., Wien 1802-21; neue Ausg. Lpz. 1866-70) und die «Anleitung zur Kupferstichkunde» (2 Bde., Wien 1821). Außerdem sind zu nennen die «Catalogues raisonnès» der Werke des Guido Reni und von dessen Schülern (ebd. 1795), des Rembrandt (2 Bde., ebd. 1797), des Lukas van Leiden (ebd. 1798), des Molitor (Nürnb. 1813). In dem Kataloge der von ihm ausgeführten Kupferstiche werden 505 Blätter angeführt. Geschätzt sind namentlich seine Radierungen nach 12 Tierzeichnungen des H. Roos sowie die nach Rugendas, Potter und Kobell. Ein Verzeichnis seiner Werke lieferte sein Sohn Friedrich Joseph Adam, Ritter von Bartsch (geb. 1798, seit 1827 Kustos der Kupferstichsammlung, gest. 12. Mai 1873), im «Catalogue d'estampes de A. de Bartsch» (Wien 1818); dieser veröffentlichte auch «Chronologie der griech. und röm. Künstler» (ebd. 1835) und «Die Kupferstichsammlung der k. k. Hofbibliothek zu Wien» (ebd. 1854).
Karl, Germanist und Romanist, geb. 25. Febr. 1832 zu Sprottau, widmete sich in Breslau und Berlin dem Studium der german. und roman. Sprachen, wurde 1858 ord. Professor der deutschen und roman. Philologie zu Rostock, 1871 zu Heidelberg. Er starb 19. Febr. 1888. Bartsch war vornehmlich Herausgeber und Metriker; es ist sein bleibendes Verdienst, daß er eine große Menge altdeutscher, altfranz. und provencal. Dichtungen, nicht ohne Flüchtigkeiten, aber doch mit guter Methode, reichem Wissen und kritischem Takt zuerst veröffentlicht und untersucht hat. Er begann mit provencal. Arbeiten: dem vielbenutzten und seiner Zeit sehr verdienstlichen «Provencal. Lesebuch» (Elberf. 1855), das später zu zwei Werken, einer «Chrestomathie» (5. Aufl., Berl. 1882) und einem «Grundriß zur Geschichte der provencal. Litteratur» (Elberf. 1862), auswuchs. Es folgten: «Peire Vidals Lieder» (Berl. 1857), eine der ersten wirklich kritischen Ausgaben roman. Dichtungen; die Ausgabe des geistlichen Schauspiels «Sancta Agnes» (ebd. 1869) u. a. Von B.s altfranz. Studien zeugen die «Chrestomathie de l'ancien francais» (Lpz. 1866; 5. Aufl. 1884), die «Altfranz. Romanzen und Pastourellen» (ebd. 1870) und «La langue et la literature francaises depuis le IXe siècle jusqu'au XIVe siècle» (Par. 1887). Viel zahlreicher sind die Arbeiten auf dem Gebiete der deutschen Sprache und Litteratur. Er gab neben vielen andern heraus des Strickers «Karl» (Quedlinb. 1857), «Berthold von Holle» (Nürnb. 1858), «Die Erlösung» (Quedlinb. 1858), «Albrecht von Halberstadt» (ebd. 1861), die «Meisterlieder der Colmarer Handschrift» (ebd. 1862), mehrere Dichtungen Konrads von Würzburg, «Die Schweizer Minnesänger» (Frauenf. 1886), die treffliche Auswahl «Deutsche Liederdichter des 12. bis 14. Jahrh. » (3. Aufl., von Golther, Stuttg. 1893) u. s. w. An Pfeiffers Sammlung erklärender Ausgaben der «Deutschen Klassiker des Mittelalters» beteiligte sich Bartsch durch «Kudrun» (4. Aufl., Lpz. 1880), «Nibelungenlied»
(6. Aufl., ebd. 1886) und Wolframs «Parzival und Titurel» (3 Bde., 2. Aufl., ebd. 1875-77); nach Franz Pfeiffers Tode führte er sie in den «Deutschen Dichtungen des Mittelalters» fort. Unter Bartsch' Einzelstudien über altdeutsche Dichtungen ragen hervor: «Über Karlmeinet» (Nürnb. 1861), «Herzog Ernst» (Wien 1869) und die trotz der fraglichen Ergebnisse fördernden «Untersuchungen über das Nibelungenlied» (ebd. 1865), an die sich eine große kritische Ausgabe vom «Nibelungenlied» (3 Bde., Lpz. 1870-80) schloß. Hier wie in den Schriften «Der saturnische Vers und die altdeutsche Langzeile» (ebd. 1867), «Die lat. Sequenzen des Mittelalters» (Rost. 1808) und in Aufsätzen der «Germania» zeigt sich Bartsch' metrische Begabung. Er lieferte auch Neubearbeitungen der litterarhistor. Werke von Gervinus (5. Aufl. 1871 - 74) und Koberstein (5. Aufl. 1872-73). Seit Pfeiffers Tode (1868) leitete Bartsch die Zeitschrift «Germania». Bibliographisch war Bartsch' letzte Arbeit «Die altdeutschen Handschriften der Universitätsbibliothek in Heidelberg» (Heidelb. 1887). Eine hübsche Sammlung der «Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg» (2 Bde., Wien 1879-80) erinnert noch an seine Rostocker Zeit. Seine «Vorträge und Aufsätze» sammelte er selbst (Freib. i. Br. 1883). Übertragungen von Burns (Hildburgh. 1865), des «Nibelungenliedes» (2. Aufl., Lpz. 1880), von Dantes «Göttlicher Komödie» (3 Bde., ebd. 1877) und «Alten franz. Volksliedern» (Heidelb. 1882) zeigen Bartsch' Formtalent günstiger als eigene Dichtungen (z. B. «Wanderung und Heimkehr», Lpz. 1874) und die Novellen der letzten Jahre.