Bartholomä
usnacht
oder
Pariser
Bluthochzeit, die Niedermetzelung der Hugenotten (s. d.) zu
Paris
[* 2] in der Nacht zum 24. Aug. (dem
Bartholomä
ustage) 1572. Seit dem Pacifikationsedikt von St. Germain-en-Laye vom 8. Ang. 1570 lenkte
Katharina von Medici sichtlich in die
Bahn einer
Annäherung an die Hugenotten und der
Abkehr von der kath.
Vormacht
Spanien
[* 3] ein. Bezeichnend war dafür auch die Heirat
Heinrichs von
Bearn, des jungen Hauptes der
Reformierten in
Frankreich,
mit Margarete, der Schwester König
Karls IX. Um daran teilzunehmen, waren die vornehmsten Hugenotten des
Reichs nach
Paris
gekommen, an ihrer spitze
Admiral
Coligny (s. d.). Im Laufe des
Augusts hatten über den
Plan eines span.
Krieges zwischen
Coligny und
Katharina heftige
Auseinandersetzungen stattgefunden;
Coligny, der den Krieg wünschte, hatte den König Karl IX. eine Zeit lang seiner Mutter abspenstig zu machen gewusst;
diese suchte deshalb Coligny zu beseitigen und ließ am 22. Aug. auf ihn schießen;
er kam mit einer Verwundung davon.
Die Hugenotten aber forderten Gerechtigkeit und Rache und drohten mit Aufstand. Nun ward von Katharina, nach einem Conseil am 23. Aug., an dem der König teilnahm, die Ermordung aller Hugenotten beschlossen, und in der Nacht um 3 Uhr [* 4] stürzte sich die kath. Bevölkerung [* 5] von Paris beim Läuten der Sturmglocken auf die ahnungslosen Glaubensfeinde. Zuerst fielen Coligny und seine Angehörigen, dann die Mehrzahl seiner Freunde und Anhänger der entfesselten Wut zum Opfer;
die Hefe [* 6] der Bevölkerung, die Bürger und die Gelehrten sowie die Vornehmsten im Staate wetteiferten im Morden;
der König selbst soll auf die Flüchtenden geschossen haben. An 2000 kamen in Paris um.
In den Provinzen setzten sich die Verfolgungen fort;
noch 20000 sollen hier ermordet worden sein.
In der kath. Welt, namentlich in Rom, [* 7] riefen diese Greuel den höchsten Jubel hervor; die nächste Folge aber war nur ein neuer Bürgerkrieg, der wieder mit einem Duldungsedikte für die Hugenotten endigte.
Die große Frage der Geschichtsforschung,
ob der
Schlag lange vorbereitet oder plötzlich erdacht und ausgeführt, und ob im
erstern Falle neben
Katharina, der Hauptanstifterin, ihr Sohn, der König, eingeweiht gewesen sei, ist namentlich durch
Baumgarten
(«Vor der Bartholomä
usnacht », Straßb.
1882) dahin gelöst, daß von einer kunstvoll gelegten
Schlinge für die Hugenotten keine
Spur zu finden
ist, daß alle so gedeuteten Äußerungen unbezeugt oder anders aufzufassen sind, daß erst
Colignys persönlich überwiegender
Einfluß auf
Karl und sein Drängen zum gefährlichen offenen
Bruche mit
Spanien
Katharina zum
Mordversuche, und als dieser mißlang,
aus
Furcht
vor der
Rache der Hugenotten zum allgemeinen
Morden getrieben hat.
Vgl. noch Soldan, ¶
mehr
Frankreich und die Bartholomä
usnacht (im «Histor. Taschenbuch», Jahrg. 1854); Ranke, Nochmalige Erörterung der Motive der (in der «Histor.-polit.
Zeitschrift», Jahrg. 1830) und Franz. Geschichte, Bd. 1 (Stuttg.
1852- dazu die Analekten in Bd. 5); Wuttke, Zur Vorgeschichte der Bartholomä
usnacht (Lpz. 1879); Bordier, La Saint
[* 9] Barthélemy et la critique
moderne (Genf
[* 10] 1879).