ein Werk umfassender und gründlicher Forschung, in dem nicht sowohl die Geschichte
des deutschen Volks als vielmehr die des deutschen Landes erzählt wird. Außerdem schrieb er: »Über die Druiden der Kelten«
(Erlang. 1826);
Juli wieder in Kuka an, unternahm sodann mit Overweg vereint eine Reise nach Kanem und vom bis Ende Januar 1852 nach
dem Reich Musgo im S. Kukas. Von da zurückgekehrt, reiste er nach Bagirmi, im SO. des Tsadsees, und verweilte längere Zeit
in dessen Hauptstadt Massenja, wo er eine große kartographische Arbeit über die Negerländer und einen
ausführlichen Bericht über Geschichte, Geographie und ArchäologieBagirmis, Wadais und der benachbarten Landschaften verfaßte,
zugleich auch reichhaltige Vokabularien der Loggene-, Bagirmi- und Wadaisprachen nebst einigen minder reichen von noch acht
in jenen Gegenden geredeten Sprachen anfertigte.
Gleichzeitig stellte er sorgfältige Untersuchungen über den großen, von S. kommenden Zufluß des Tsadsees,
den Schari, an. Als auch Overweg bei Maduari am Tsad gestorben war, rettete Barth dessen Papiere ebenfalls und sandte
sie nach London; darauf reiste er über Kano, Katsena, Wurno nach Sokoto, dessen mächtiger Herrscher Aliu ihn freundlich
aufnahm. Unter mannigfachen Gefahren erreichte er Say, einen wichtigen Handelsplatz am Niger, und überschritt hier
diesen Strom, durchwanderte dann die noch von keinem Europäer durchschrittenen LandschaftenGurma, Libthako und Dalla und gelangte 7. Sept. nach
Timbuktu, wo er trotz Krankheit und körperlicher Schwäche eine Karte von den westlichen Negerländern anfertigte
und astronomische Beobachtungen anstellte, durch welche die vielbestrittene Lage des Orts festgestellt wurde.
Bei seinem Einzug in Timbuktu galt er der großen Menge als ein Abgesandter des Sultans von Stambul; als es aber bekannt wurde,
daß er ein Christ war, geriet er in große Lebensgefahr, vermochte jedoch erst nach achtmonatlichem Aufenthalt die
Rückreise anzutreten. In Gago, wo er zwölf Tage verweilte, schloß er mit den angesehensten Tuaregfürsten als Abgesandter
Englands feierliche Verträge ab, laut deren sie die Befahrung des Niger durch englische Schiffe
[* 52] gestatteten. Am 30. Aug. kam er
wieder nach Wurno, wo er die Herstellung seiner Gesundheit abwartete, verließ diese Stadt 5. Okt. und erreichte
am 18. die Handelsstadt Kano, die er aus Mangel an Mitteln erst Mitte November verlassen konnte, um sich nach Bornu zu wenden.
Barths Reisen bilden eine neue Ära in der Entdeckungsgeschichte Afrikas. Er hat zuerst das höchst interessante Land Aïr (Asben)
mit der Hauptstadt Agades gründlich erforscht, den mächtigen Tschaddastrom in seinem Oberlauf überschritten
und das ganze große, reiche, von ihm bewässerte Land Adamáua auf der Karte niedergelegt, die erste genaue Beschreibung von
den zwei wichtigen KönigreichenBagirmi und Wadai geliefert und die zwei großen ReicheGando und Hamd-Allahi entdeckt.
Seine Erfolge erweckten ein neues reges Interesse für Afrika.
[* 55] Barth beschrieb seine Reise in »Reisen und Entdeckungen
in Nord- und Zentralafrika« (Gotha
[* 56] 1857-59, 5 Bde.; im
Auszug, das. 1859-60, 2 Bde.).
Die geographischen Gesellschaften von London und Paris
[* 57]
verliehen ihm die große goldene Medaille, die UniversitätOxford
[* 58] ernannte
ihn zum Ehrendoktor; er selbst aber nahm seine akademische Thätigkeit in Berlin wieder auf und trat 1858,
nachdem er sein großes Reisewerk in unglaublich kurzer Zeit vollendet, eine Reise nach Kleinasien an, auf welcher ihn Mordtmann
begleitete.
Die Resultate dieser in archäologischer Beziehung fruchtbaren Tour sind niedergelegt in dem Werk »Reise von Trapezunt durch
die nördliche Hälfte Kleinasiens nach Skutari« (Gotha 1860). Nach seiner Rückkehr erhielt Barth 1863 die
Professur seines 1859 gestorbenen LehrersKarlRitter, dessen Andenken er durch die von ihm begründete »Ritter-Stiftung«
ehrte. Alljährlich unternahm er Reisen, so 1861 in die Pyrenäen und nach Spanien;
[* 59] 1862 galt es die Erforschung der östlichen
Türkei,
[* 60] die er von Rustschuk ab, den Balkan übersteigend, die Höhe des Olymps zum erstenmal richtig bestimmend,
bis Salonichi durchzog (»Reise quer durch das Innere der europäischen Türkei«, in der Berliner
[* 61] »Zeitschrift für allgemeine
Erdkunde«
[* 62] 1863 u. 1864; auch selbständig herausgegeben). Im J. 1864 besuchte er
abermals Italien, 1865 Dalmatien und Montenegro.
[* 63] Bei der Ausarbeitung des Berichts über diese letzte Reise
ereilte ihn in Berlin allzufrüh der Tod. Eine philologische Frucht seiner großen afrikanischen Reise war noch die
»Sammlung und Bearbeitung zentralafrikanischer Vokabularien« (Gotha 1862-66, 3 Tle.).
6) (Barth-Harmating) Hermann von, Naturforscher und Reisender, geb. auf Schloß Eurasburg in Oberbayern,
studierte zu MünchenJurisprudenz, widmete sich dann als Rechtspraktikant mit großem Eifer naturwissenschaftlichen, besonders
geologischen und paläontologischen, Studien und erhielt 1876 von der portugiesischen Regierung den ehrenvollen Auftrag, als
Landesgeolog nach Angola und Benguela zu gehen. Er landete im Juni 1876 in São Paolo de Loanda, trat Ende
Juli seine Reise ins Innere an und gelangte durch das Bengothal nach Golungo Alto und über Duque de Braganza nach Mambulu.
Hier aber erkrankte er heftig, und obschon es ihm gelang, die Küste wieder zu erreichen, vermochte er sich
doch nicht wieder zu erholen und machte in einem Anfall von Fieberwahnsinn in São Paolo de Loanda seinem Leben ein
Ende. Außer vielen wertvollen Aufsätzen in Fachzeitschriften, namentlich im »Ausland«, publizierte Barth:. »Aus den nördlichen
Kalkalpen« (Gera
[* 64] 1874) und »DavidLivingstone der Afrikareisende. Ostafrika von Limpopo bis zum Somaliland«
(Leipz. 1875).