1) Stadt im
Kreis
[* 3] Friedland des preuß. Reg.-Bez. Königsberg,
[* 4]
^[Abb.]
55 km südlich von Königsberg, in 42 m Höhe, rechts an der
Alle, an der Linie Königsberg-Prostken der Ostpreuß.
Südbahn,
Sitz eines Landgerichts (Oberlandesgericht Königsberg) mit 17
Amtsgerichten
(Barten, Bartenstein,
Bischofsburg, Bischofsstein,
Domnau,
Friedland, Gerdauen, Guttstadt,
Heilsberg, Kreuzburg, Landsberg,
[* 5] Nordenburg,
Preußisch-Eylau, Rastenburg, Rössel,
Schippenbeil,
Seeburg), eines Amtsgerichts,Kataster- und Zollamtes, Steueramtes erster
Klasse und einer Reichsbankstelle,
hat (1890) 6442 E., darunter 265 Katholiken und 65 Israeliten, Postamt erster
Klasse,
Telegraph,
[* 6] 2 evang., 1 kath.
Kirche, königl.
Gymnasium, städtische höhere Mädchenschule,
Bürger-,
Volksschule,
Krankenhaus,
[* 7] Freimaurerloge, 2
Vorschuß- und Kreditvereine;
große Dampfschneidemühle, Ziegelei, Eisengießerei
[* 8] und Maschinenbauanstalt, große Wagenfabrik, bedeutende Mühlenwerke,
Brauerei, Gerberei,
Töpferei, lebhaften Getreidehandel, 5 Vieh- und
Pferde- sowie 2 Krammärkte. Vom April bis Juni 1807 war
Bartenstein das Hauptquartier der verbündeten
Preußen
[* 9] und
Russen, und wurde hier der
BartensteinerVertrag zwischen
Preußen
und
Rußland abgeschlossen.
2) Stadt im Oberamt Gerabronn des württemb.
Jagstkreises, an der rechts zur Jagst gehenden Ette, hat
(1890) 823 E., Post,
Telegraph, schönes Residenzschloß des Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein, 2 kath. und 1 evang.
Schule.
[* 1] Joh.
Christoph,
Freiherr von, Staatsmann, geb. 1689 zu
Straßburg,
[* 10] legte den
Grund zu seiner Berühmtheit 1709 durch
eine rechtshistor.
Schrift über den
Krieg des KurfürstenMoritz gegen
Karl V., in der er das
Recht der Kriegführung
seitens der Reichsstände gegen den
Kaiser verfocht, ein Grundsatz, den er in seiner eigenen polit. Thätigkeit aufs schärfste
bekämpft hat. Er trat 1715 in den Dienst des österr.
Staates und zum
Katholicismus über.
Seine große Laufbahn begann 1727, als er den erkrankten geheimen
Staatssekretär Buol als Substitut,
dann als Nachfolger ersetzte. Diese
Stellung brachte ihn in den vertrautesten Verkehr mit
KaiserKarl VI., dessen Gunst und
Vertrauen er in immer höherm
Maße gewann. Der Einfluß B.s dauerte auch unter Maria
Theresia ungeschwächt fort, bis 1753
Kaunitz
die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten erhielt. B.s langjährige Bemühungen,
Karl VI. die
Anerkennung
seiner
Pragmatischen Sanktion von Europa
[* 11] zu verschaffen, erwiesen sich unmittelbar mit dem
Tode dieses Fürsten als vergeblich,
und die Politik, die er unter Maria
Theresia verfolgte, und die in der
Abneigung gegen das engl.
Bündnis, der Zuneigung zu
Frankreich und dem bittersten Haß gegen
Preußen gipfelte, führte zu den für
Österreich
[* 12] so demütigenden
Friedensschlüssen von
Breslau,
[* 13]
Dresden
[* 14] und
Aachen.
[* 15] Trotzdem bewahrte sich auch nach der Entfernung aus dem auswärtigen Ministerium
(1753) die Zuneigung der Kaiserin, die ihn zum
Geh.
Rat und Vicekanzler im Ministerium des Innern ernannte und ihn auch
bei der Erziehung ihres Lohnes
Joseph zu
Rate zog. Bartenstein starb zu
Wien
[* 16]