Barrikaden
(franz.), im allgemeinen
Abschnitte, Sperrungen, namentlich solche, welche durch zusammengehäufte
Möbel,
[* 2] Kisten,
Tonnen,
Wagen ohne
Räder, Pflastersteine, Baumstämme etc. in
Straßen, an Ortseingängen,
Brücken
[* 3] etc. errichtet werden, um gegen andringende Feinde zu schützen. Von regulären
Truppen selten angewendet, dienen sie vorzugsweise
der bewaffneten
Revolution als Verteidigungsstellung gegen die
Angriffe der
Truppen. Grundsätzlich läßt man die Barrikaden
beim
Angriff
durch
Artillerie zerstören, da ein Frontangriff durch
Infanterie bei hartnäckiger
Verteidigung große
Opfer fordert; steht
Artillerie nicht zur
Verfügung, so läßt man
Infanterie deshalb die zu seiten der Barrikaden
liegenden
Häuser
nehmen und innerhalb derselben vordringen, um die Verteidiger der Barrikaden
von hier möglichst im
Rücken zu fassen.
Als Geburtsstätte der Barrikaden
muß
Paris
[* 4] betrachtet werden, wo dieselben bereits im
Mittelalter zur Anwendung
kamen und seitdem fast bei jeder
Revolution eine hervorragende
Rolle gespielt haben; so 1358, als die üble Aufführung der
Günstlinge des
Dauphins, nachherigen
Königs
Karl V., die
Pariser zum
Aufstand trieb.
Etienne
Marcel ließ die
Straßen durch
Ketten
sperren, die den vor ihnen errichteten Barrikaden
Halt gaben und die bis 1383, zu welcher Zeit
die
Herzöge von
Anjou,
Burgund und
Berry sie forträumen ließen, bestanden.
Als
Heinrich III. in
Paris 4000
Schweizer einrücken lassen wollte, wurden von den
Bürgern Barrikaden
errichtet und so mutig
verteidigt, daß sich die
Schweizer zurückziehen mußten. Am als Broussel, Anführer der
Fronde, gefangen genommen, wurden von dem hierdurch aufgeregten
Volk gegen 2000 in den
Straßen von
Paris errichtet. Dieser
Tag
wurde deshalb der Barrikadentag
(journée des barricades) genannt. Selten waren die Barrikaden während der ersten
Revolution, weil hier das
Volk mehr angriffs- als verteidigungsweise auftrat; dagegen spielten sie in der
Revolution von 1830 eine große
Rolle.
In der
Nacht vom 27. zum 28. Juli wurden mehr als 4000 Barrikaden
errichtet, so daß die Wiederherstellung des aufgerissenen
Pflasters nachher gegen 250,000
Fr. kostete. Mit der
Revolution von 1848 machten auch die Barrikaden
ihren Rundgang
durch die Hauptstädte
Europas, sie wurden im
Februar in
Paris (mehr als 1500), im März in
Wien
[* 5] und
Berlin,
[* 6] im
Juni in
Paris, im
September in
Frankfurt
[* 7] a. M. und im Mai 1849 in
Dresden
[* 8] in großer Zahl errichtet, so daß sie die eigentlichen Schlüsselpunkte
des Straßenkampfes bildeten und bei ihrer hartnäckigen
Verteidigung zum Teil große, blutige
Opfer forderten.
Während der Belagerung von
Paris 1870-71 war das damalige Regierungsmitglied
Rochefort Vorsitzender einer besondern Barrikaden
kommission.
Die Barrikaden
wurden in
Paris zum Teil schon im
Oktober 1870 erbaut oder vorbereitet, kamen aber erst im Kommuneaufstand zur Verwendung.
Auch die
Deutschen sperrten die nach
Paris führenden
Straßen in ihrer Einschließungslinie durch Barrikaden.
Vgl. Vitat, Les Barricades (Par. 1826; neuer Abdruck in »La Ligue, scènes historiques«, 2. Aufl. 1861);
Alix, Bataille de Paris en julliet 1830 (das.);
»Der Straßenkampf mit Barrikaden«
(Berl.
1849);
Graf Waldersee, Der Maiaufstand in Dresden (das. 1852);
»Guerre des communaux« (Brüss. 1871);
v. Meerheimb, Geschichte der Pariser Kommune vom Jahr 1871 (Berl. 1878).