Barock
,
ein Wort von dunkelm Ursprung, frz. baroque;
es wird abgeleitet vom lat. verruca, Warze, Höcker, kleiner Fehler, und bedeutet nach Roland de Virloys: unregelmäßig in der Form;
im Portugiesischen heißt barroco unregelmäßig geformte Perle;
mit roc, Felsen, hängt es wohl nicht zusammen, noch weniger mit dein Maler Baroccio.
Das Wort
wurde zunächst in
Frankreich auf die
Architektur angewendet, und bezeichnet den
Baustil, in den sich der
ital. Renaissancestil auflöst. Er kennzeichnet sich durch den Übergang vom
Strengen zum
Freien und Malerischen, vom Geformten
zum Formlosen. Als
Vater des Barock
stils gilt
Michelangelo
Buonarroti, als Geburtsstätte
Rom;
[* 2] Hauptmeister des Barock
stils sind
ferner
Antonio da Sangallo,
Vignola, Giacomo della
Porta, Maderna,
Bernini,
Borromini. Zur Entstehungszeit
hieß der
Stil in
Italien
[* 3] die moderne
Manier.
Merkmale des Barock
stils: man komponiert nach
Massen von Licht
[* 4] und Schatten
[* 5] auf den Eindruck der
Bewegung hin, zieht die kleinern
Glieder
[* 6] zu größern zusammen, sucht durch kolossale
Größe im ganzen und einzelnen, durch weite
Ausladungen,
durch breite, schwere, nicht voll durchgegliederte Massenhaftigkeit zu wirken; die Formen werden abgestumpft, erweicht, gerundet,
wulstig, der Pfeiler herrscht vor, die
Glieder werden vervielfacht (Pilasterbündel), die horizontale Linie wird aufgelöst,
die Formen werden gebrochen (verkröpfte Pfeiler und
Architrave, gebrochene und geschweifte Giebel, gedrückte
Bogen,
[* 7] gewundene
Säulen),
[* 8] die Linien des
Grund- und des
Aufrisses werden durch Schwingungen belebt. Ruhe,
Harmonie und schöne
Verhältnisse gehen dem ab; er ist großartig und ruhelos, mehr dekorativ als konstruktiv, aber der echte
Ausdruck seiner
Zeit. Ähnliche Eigenschaften zeigen die
Maler des Barock
stils:
Luca
Giordano,
Rubens, der Bildhauer
Bernini u. a. Neuerdings
wird auch eine Epoche der antiken Kunst mit
Recht als römischer Barockstil
bezeichnet (von
Sybel, Weltgeschichte
der Kunst,
Marburg
[* 9] 1888). - Im übertragenen
Sinne heißt Barock
soviel wie wunderlich, verschroben, bizarr, durch seine unangemessene
Form im
Widerspruch mit seinem Wesen stehend.
Vgl. P. Schumann, und Rokoko (Lpz. 1885);
Ebe, Die Spätrenaissance (Berl. 1886);
Gurlitt, Geschichte des
Barock
, Rokoko und Klassicismus (Stuttg. 1887-89);