Barnave,
Pierre Joseph Marie, einer der eifrigsten Anhänger der französischen Revolution, geb. zu Grenoble, Protestant, ward Advokat bei dem Parlament zu Grenoble und erfreute sich eines großen Ansehens. Beim Ausbruch der Revolution befürwortete er in einer Schrift die Einführung der englischen Verfassung in Frankreich. 1789 Abgeordneter für Grenoble, spielte er in der Nationalversammlung durch seine Beredsamkeit und seine schwärmerische Begeisterung für die Freiheit bald eine bedeutende Rolle und wurde sehr populär. Er stand an der Spitze der Linken und betrieb mit Eifer die Erklärung der Menschenrechte. Am 23. Juli beantragte er die Einführung der Munizipalitäten und die Organisation der Nationalgarden. Am 13. Sept. erklärte er sich für die Einziehung der geistlichen Güter.
Bei der Debatte über Ausübung der politischen Rechte 26. Dez. forderte Barnave nicht nur für die Protestanten, sondern auch für die Juden, ja sogar für die Schauspieler und Scharfrichter das volle Staatsbürgerrecht. Als die gemäßigten Mitglieder der Nationalversammlung 1789 einen Klub errichteten, gründete Barnave dagegen den Jakobinerklub. Das königliche Veto bei der Gesetzgebung bestritt er bereits und ebenso bestritt er dem König das Recht über Krieg und Frieden. Er bekämpfte hierbei vorzugsweise den damals schon von dem Hof gewonnenen Mirabeau.
Als Mitglied des Kolonialkomitees forderte er die völlige Freiheit der Schwarzen und Farbigen und riet sogar, eher die Kolonien als das Prinzip der Menschenrechte aufzugeben. Nach der Flucht des Königs 1791 wurde Barnave mit Péthion und Latour-Maubourg beauftragt, die königliche Familie nach Paris zurückzuführen. Er that dies mit schonendster Rücksicht gegen den König, auf dessen Seite ihn die antimonarchische, radikale Wendung der Revolution von da an brachte. So setzte er unter anderm die Ernennung des Komitees durch, welches das konstitutionelle Königtum vertreten sollte; auch sprach er sich für die Unverletzlichkeit des Königs aus, verteidigte die Priester, welche den Dekreten der Versammlung den Gehorsam verweigerten, und trug bei der Verhandlung über das Recht der Versammlung, die Minister abzusetzen, auf Übergang zur Tagesordnung an. Er hoffte, Frankreich durch das konstitutionelle Königtum zu retten, und gab in diesem Sinn dem König seine Ratschläge, zog sich aber, als er kein Gehör fand, 1791 nach Grenoble zurück.
Wegen seiner Korrespondenz mit dem Hof, die in den Tuilerien gefunden wurde, angeklagt, wurde er verhaftet, nach 15 Monaten trotz glänzender Selbstverteidigung zum Tod verurteilt und guillotiniert. Unter dem Konsulat wurde ihm als ausgezeichnetem Redner im Senat an der Seite Vergniauds eine Statue errichtet, die man aber bei der Restauration der Bourbonen wieder entfernte. Seine Werke (Par. 1843, 4 Bde.) wurden von seiner Schwester (Mad. Saint-Germain) und M. Bérenger herausgegeben.
Vgl. Janin, Barnave (2. Aufl. 1860).