Barmen
[* 2] (vgl.
Plan
»Elberfeld und Barmen«
),
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, [* 3] im Thal [* 4] der Wupper (160 m ü. M.) zwischen anmutigen Höhen in einer Ausdehnung [* 5] von 6 km von Elberfeld bis zum westfälischen Ort Langerfeld gelegen, an den Linien Aachen-Düsseldorf-Holzminden und Düsseldorf-Dortmund der Preußischen Staatsbahn, macht durch seine schönen Straßen, darunter die Alleestraße und mehrere in der Neuzeit entstandene, durch das frische Aussehen der Häuser, das bewegte Leben, die Ordnung und Reinlichkeit, die herrlichen Parkanlagen einen wohlthuenden Eindruck.
Sie zerfällt in drei Hauptteile:
Ober-,
Mittel- (Gemark-) und Unterbarmen
, die einst räumlich getrennt
waren, und von denen sich Oberbarmen
aus
Rittershausen, Wichlinghausen und Wupperfeld zusammengesetzt hat. An öffentlichen
Bauten bestehen 4 evang. und 1 kath.
Pfarrkirche, wozu neuerdings einige kleinere evangelische
Kirchen hinzugekommen sind,
und mehrere Gotteshäuser der
Dissidenten. Im letzten Jahrzehnt sind das
Rathaus, das Stadttheater, das Bankgebäude
neu entstanden.
Die Einwohnerzahl betrug 1816: 19,030, 1880: 95,941
Seelen, darunter 79,731
Evangelische, 15,165 Katholiken und 239
Juden. Barmen
ist
eine der bedeutendsten Industriestädte des
Deutschen
Reichs (»das deutsche
Manchester«),
[* 6]
beschäftigt über 20,000 Arbeiter und erzeugt jährlich Produkte im Wert von etwa 120 Mill. Mk. Obenan in der Industrie steht die Fabrikation der sogen. Barmer Artikel: Bänder, Kordeln und Besätze, welche den Weltmarkt beherrschen. Außerdem sind von Bedeutung: die Knopffabriken, die mechanischen Webereien, die chemische und die Mühlenindustrie, die Türkischrotgarn- und andre Färbereien, die Appreturanstalten und die Näh- und Eisengarnfabriken. Ferner fabriziert man gummielastische Waren, Wagengurte und Posamente, Seiden- und Halbseidenwaren, Zanella und Rockstoffe, Lasting, Knopf- und Konfektionsstoffe, Teppiche, Seife, gold-, silber-
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 7] von Barmen.]
¶
mehr
und platinaplattierte Kupferbleche, Zündhütchen, Maschinen, Dampfkessel, [* 9] Orgeln und Pianofortes, Buntpapier, Glaceekarton etc.; hat 1 ansehnliche Bierbrauerei, [* 10] 1 Wasser- und 2 Gasleitungen und Pferdebahnverbindung mit Elberfeld. Der Warenexport erstreckt sich über alle zivilisierten Länder der Erde und ist besonders wichtig nach Nordamerika, [* 11] leidet in einzelnen Artikeln freilich durch die Ungunst der Verhältnisse, welchen der Barmer aber durch Einführung neuer Artikel zu begegnen weiß (zur Zeit spitzenähnliche Agrements).
Der jährliche Import von roher Baumwolle
[* 12] und baumwollenen Garnen beträgt über 1½ Mill. kg. Barmen
besitzt an Bildungsinstituten 1 Gymnasium, 1 Realgymnasium, 1 Gewerbe-, 1 Realschule, 3 höhere
Töchterschulen, ferner die Rheinische Missionsgesellschaft mit Missionshaus und Missionsseminar und ethnographischer
Sammlung, einen Verein für Kunst mit Gemäldegalerie, für Kunst und Gewerbe mit Fortbildungsschulen. Mit dem anstoßenden Elberfeld
zählte Barmen
1880: 189,479 Einw. Barmen
bildet einen Stadtkreis, ist Sitz eines Amtsgerichts nebst Kammer für Handelssachen, einer
Handelskammer, einer Reichsbankstelle, des Barmer Bankvereins und andrer Bankinstitute, eines amerikanischen
Konsuls;
die städtischen Behörden bestehen aus 1 Oberbürgermeister, 4 Beigeordneten und 30 Stadtverordneten. - Barmen
ist eine
junge Stadt, die zwar schon im 11. Jahrh. in einem Heberegister des Klosters Werden genannt wird, aber erst durch die Industrie
zur Größe gelangte. 1450 legte daselbst Wichelhaus die erste Bleiche an, das Privilegium für Garnbleicherei
in und Elberfeld datiert von 1527, die erste Schule entstand 1579, die erste Kirche (Gemarke) 1702;
die Fabrikation von Bettbezügen wurde 1750, die der Baumwollzeuge 1763, der Spitzen 1770 und der Seidenwaren 1775 eingeführt.
Stadtrechte erhielt Barmen
durch
den Großherzog von Berg