(Barmekiden), die Nachkommen des Arztes und Priesters Barmak aus Balch in Chorasan, ein altpersisches Geschlecht,
welches durch das Talent und die Bildung einiger Mitglieder am Hof der Abbassiden eine ähnliche Stellung gewann wie die Majordomus
am Hof der Merowinger. Der Barmakide Chalid leitete den Bau von Bagdad; sein Sohn Jahja wurde unter Harun al Raschid
Großwesir, eine Würde, die auch auf seine Söhne überging. Indessen wurden sie durch ihre hohe Stellung dem Kalifen verdächtig,
und
als der Barmakide Dschafar, der vertrauteste Günstling Harun al Raschids, sich heimlich mit dessen Schwester vermählte,
ließ der argwöhnische Kalif unvermutet Dschafar hinrichten (803) und stieß die ganze Familie in Armut
und Elend. Diese Härte erregte unter dem Volk solche Unzufriedenheit, daß Harun al Raschid eine Zeitlang seine Residenz von
Bagdad in die feste Stadt Rakka verlegte.
Vgl. Weil, Geschichte der Kalifen, Bd. 2 (Mannh. 1848).
oder Barmekiden, die Nachkommen Barmaks, des Abkömmlings eines alten pers. Priestergeschlechts aus Balch
in Chorassan, welche vom Beginn der Abbasidenherrschaft bis zur Zeit Harun al-Raschids im Besitze der höchsten Ämter unter
den Chalifen waren. Eine genealogische Fabel, welche den Zweck verfolgt, die Barmakiden der arab.
Rasse anzunähern, läßt dieselben von einem arab. Magnaten abstammen, in
dessen Gefangenschaft die Gattin des Barmak geraten sein soll.
Bereits unter dem ersten abbasidischen Herrscher, Abu l-'Abbas al-Saffah, findet sich Chalid, der Sohn des Barmak, in einem
der hervorragendsten Staatsämter; über fünfzig Jahre übten seine Nachkommen am Hofe der Chalifen den
größten Einfluß auf die Führung der Staatsangelegenheiten aus. Jahja, der Sohn des Chalid, wurde unter Al-Mahdi (775-785)
als Erzieher des Harun berufen, in dessen Namen er seit 780 die Westhälfte des Reichs, Aserbeidschan, Armenien, Syrien und Nordafrika
verwaltete.
Seiner Führung und seinem Rate verdankte Harun den Thron, von welchem ihn sein Bruder Hadi verdrängen wollte.
Nach seinem Regierungsantritt (786) nahmen Jahja und seine Söhne, Fadhl, der Milchbruder Haruns, und Dscha'far, die höchsten
Regierungsstellen ein. Hahja war als Wesir der Leiter sämtlicher Staatsgeschäfte, Fadhl wurde zum Statthalter in Armenien,
Aserbeidschan, Medien und den kaspischen Provinzen, später in Chorassan ernannt; Dscha'far war der vertrauteste
Freund und Gesellschafter des Chalifen.
Harun fand seine Gesellschaft so unentbehrlich, daß
er ihn selbst in den Abendstunden um sich haben wollte, die er mit seinen
Frauen und Sklavinnen bei Wein, Musik, Gesang und Tanz zubrachte. Auch wenn der Chalif von seiner geliebten Schwester 'Abbasah
besucht wurde, sollte Dscha'far in der Nähe bleiben. Um die orient. Sitten nicht zu verletzen, kam Harun
auf den Gedanken, sie formell miteinander zu vermählen, dabei jedoch dem Freunde zu bedeuten, daß er nur den Namen eines
Gatten seiner Schwester tragen, aber nicht auf die Rechte eines solchen Anspruch machen dürfe.
Sie begnügten sich jedoch mit dieser Scheinehe nicht, und als ihr lange im Verborgenen gepflegtes Verhältnis
von einer Sklavin verraten wurde, ließ der Chalif seinen Günstling enthaupten; die übrigen Barmakiden wurden in den Kerker geworfen.
Man erzählt, daß der auf das Verhältnis Dscha'fars und Abbasahs aufmerksam gemachte Chalif in Mekka das von
seiner Schwester geborene Zwillingspaar sich zeigen ließ und durch die Ähnlichkeit mit Dscha'far von der Richtigkeit seines
Verdachts überzeugt wurde. Da beschloß er den Untergang aller Barmakiden. Es läßt sich aber nicht bezweifeln, daß beim jähen Sturze
der auch andere Rücksichten mitwirkten: die argwöhnende Furcht des Chalifen vor ihrem übermäßigen
Ansehen, welches selbst die Macht des Chalifen zu verdunkeln drohte, die Intriguen der frommen Kreise gegen die ketzerischen
Tendenzen der pers. Familie, welche sich als die Beschützer der freisinnigen Regungen in der
mohammed. Theologie erwiesen.
Vgl. die Geschichte der in Weils «Geschichte der Chalifen», Bd. 2 (Mannh.
1848);
Aug. Müller, Der Islam im Morgen- und Abendlande, Bd. 1 (Berl. 1885),
IV. Buch, 2. Kap.