griech. Basilianermönch, geb. Ende des 13. Jahrh.,
wurde 1331
Abt des
KlostersSanSalvator in
Konstantinopel.
[* 2] Der
KaiserAndronikos Paläologos schickte ihn 1339 nach
Avignon zu Papst
Benedikt XII., um für eine
Vereinigung der griech. mit der röm.
Kirche zu wirken. Nach seiner Rückkehr
geriet er mit den
Hesychasten (s. d.) in Streit, mußte 1341 auf einer
Synode zu
Konstantinopel widerrufen, ging dann nach Neapel,
[* 3] trat 1342 zur röm.
Kirche über und erhielt von Clemens VI. das
Bistum Geraci in Unteritalien, wo er 1348 (oder
1358) starb. Barlaam war ein großer Gelehrter, Astronom, Mathematiker und
Philosoph und hat sich um die Verpflanzung griech. Wissenschaft
nach
Italien
[* 4] Verdienste erworben; unter andern war auch Petrarca sein
Schüler. Sein Hauptwerk ist «Ethica secundum stiocos».
ein in alle
europ.
Litteraturen übergegangener
Roman des Mittelalters, die Bekehrungsgeschichte des ind. Prinzen
Josaphat (Joasaph) durch
den ascetischen Einsiedler Barlaam enthaltend. Liebrecht («Die
Quellen des
u. J.», «Jahrbuch für roman. Litteratur»
1862; neuer
Abdruck in «Zur
Volkskunde», Heilbr. 1879) wies nach, daß der
Roman eine Bearbeitung einer
Episode aus der Lebensgeschichte des Königssohns Siddharta ist, der später unter dem
NamenBuddha (der «Erleuchtete»)
Stifter
des Buddhismus wurde (vgl. Foucaux'
Übersetzung des Lalitavistara).
Die
Ähnlichkeit
[* 5] zwischen der ind. Erzählung und der christl. Legende
ist sehr groß. Hinzugekommen ist in der letztern der dogmatische
Teil, die
BekehrungJosaphats durch Barlaam,
vor allem die
[* 1]
Figur Barlaams selbst. Früher meinte man irrtümlich, daß der Legende histor.
Thatsachen zu
Grunde lägen.
Die
NamenBarlaam und
Josaphat sind sowohl in griech.
Menologien als in das röm. Martyrologium übergegangen. Einen histor.
Barlaam giebt es; er lebte im 3. oder 4. Jahrh., hat aber mit dem Barlaam
der Legende nichts gemein. Das griech. Original verfaßte ein Mönch
Johannes um 630 im Sabaskloster bei
Jerusalem
[* 6] oder der
Kirchenvater
Johannes von Damaskus im 8. Jahrh.; die griech. Handschriften
(älteste aus dem 11. Jahrh.) und deren slaw. Bearbeitungen weisen
auf zwei ver-[^folgende Seite]
¶
mehr
schiedene Fassungen. Die Wirkung des Romans beruhte wesentlich auf den eingelegten Parabeln, worunter die von Rückert bearbeitete
vom Mann im Syrerland, die von den drei Lehren
[* 8] des Vögleins, vor allem die vom Freunde in der Not.
Den westeurop. Bearbeitungen liegt eine lat. Übersetzung aus dem Griechischen zu Grunde (älteste Handschrift
aus dem 12. Jahrh.). Es sind dies u. a. drei französische in
Versen aus dem 13. Jahrh.: eine anonyme, eine anglo-normannische von Chardri (hg. vonKoch, Heidelb. 1879) und eine von Gui
de Cambrai (hg. von P. Meyeru. Zotenberg, Stuttg. 1864);
außerdem franz. Prosabearbeitungen des 16. und 17. Jahrh.
Die ital. «Storia de S. Barlaam»
(Anfang des 14. Jahrh., gedruckt zuletzt Rom
[* 9] 1816) fußt auf nordfranz. oder provencal.
Vorlage. Drei mittelhochdeutsche Bearbeitungen
stammen aus dem 13.Jahrh.: von Rudolf von Ems
[* 10] (hg. von Pfeiffer, Lpz. 1843);
eine anonyme (hg. von Pfeiffer in Haupts «Zeitschrift
für deutsches Altertum», Bd. 1) und eine dritte,
ungedruckte, von einem BischofOtto (auf der gräfl. Solmsschen Bibliothek zu Laubach);
außerdem eine deutsche Prosaübersetzung
(Augsburg,
[* 11] Günther Zainer, um 1478).
Auf der deutschen Bearbeitung fußt die isländ. «Barlaams-Saga» und das
schwed. Volksbuch «Barlaam och Josaphat» (Krist. 1851). Auch in die niederländ. Litteratur drang der Stoff ein. Aus dem
Lateinischen sind ferner übertragen: die span. «Historia de Barlaam y Josaphat», von Juan de Arze Solorcanos (Madr. 1608);
die
westslaw. Versionen, eine czechische (um 1470, gedruckt z. B. Prag
[* 12] 1593) und eine polnische in Versen von Kuligowski (Krakau
[* 13] 1688), und endlich eine Übersetzung in die Tagalasprache (Manila 1712).
Aus dem griech. Original ging
ferner hervor eine syr. Übersetzung, aus dieser zwei arabische (deren eine einer dritten arabischen und einer äthiopischen
zu Grunde lag). Die arab. Version wurde dann vom Mohammed. Standpunkte bearbeitet und diese
wieder vom jüdischen. Eine ältere arab. Gestalt geht nicht auf das griech.,
sondern auf ein Pehlevi-Original zurück. Aus dem Griechischen stammen andererseits die süd- und die
ostslaw. Versionen, ebenso die rumänische. Endlich wurde direkt aus dem Griechischen eine franz. Übersetzung von einem im 13. Jahrh,
in Griechenland
[* 14] lebenden Franzosen gemacht (vgl. Bibliothèque de l'Ecole des Chartes, 6e Série, 1866, II, 313). Motive der
Legende gingen in andere Legenden, in die Predigt, ins Volkslied (russisch und rumänisch) über, einzelne
Parabeln wurden in der Kunst verwendet (Miniaturen, Thor des Baptisteriums zu Parma,
[* 15] Thor der Sophienkirche zu Nowgorod).
Vgl. Krumbacher, Geschichte der byzant.
Litteratur (Münch. 1891), wo die einschlägige Litteratur verzeichnet ist;Kuhn, u.
J. Bibliogr.-litterargeschichtliche Studie (ebd. 1893).
"Zeitschrift für deutsches Altertum" 1841 und in "Forschung und Kritik", Wien 1863); "Barlaams-Saga" sowie das schwedische Volksbuch "Barlaam och Josaphat"
(15. Jahrh.; bearbeitet von Keyser und Unger, Christiania 1851)
Aus jener lateinischen Übersetzung flossen zunächst drei französische Bearbeitungen in Versen, vom anglonormännischen Trouvère Chardry im 13. Jahrh. (hrsg. von Koch, Heilbr. 1879)
etwa zwischen 1225 und 1230 nach einer aus dem Griechischen ins Lateinische übertragenen Bearbeitung der Sage von der Bekehrung eines indischen Königssohns zum Christentum verfaßt (hrsg. von Köpke, Berl. 1818; besser von Pfeiffer, Leipz. 1843)