(spr. beh-),SirFrancis,
Gründer des weltberühmten
Londoner Bankierhauses Baring Brothers and
Co. (1770), ward zu
Exeter geboren, wohin sein
VaterJohannBaring aus
Bremen
[* 2] ausgewandert war. In
Handel und
Politik übte
er bei
Pitt und im
Parlament einen großen Einfluß aus; auf seinen Betrieb wurden die Privilegien der
OstindischenKompanie,
in deren
Rat er saß, erneuert. Für die
Dienste,
[* 3] welche seine
Guineen dem
Staat in dem amerikanisch-französischen
Krieg leisteten, ernannte ihn
Georg III. 1793 zum
Baronet. Er starb Auch als Schriftsteller hat sich Baring die
Anerkennung
der Zeitgenossen erworben; er schrieb: »The principle of the commutation act established by facts« (Lond.
1786);
»Observations on the establishment of the
bank of
England« (das. 1797) und »Observations
on the publication of
WalterBoyd on the influence of stoppage etc.« (das. 1801).
Das englische Bankhaus Baring Brothers geriet Ende 1890 infolge unvorsichtiger Anleihen
an südamerikanische Staaten (in 6 Jahren brachte es 95 Mill. Pfd. Sterl. auf den Geldmarkt) in eine bedenkliche Krisis, aus
welcher es nur durch die Bank von England und andre Banken gerettet wurde;
Die FamilieBaring ist übrigens im Besitz einer dritten Baronetie, indem 1885 der ehemalige ägyptische Finanzkontrolleur
E. Ch. Baring zum Lord Revelstoke erhoben wurde.
(spr. bähring), eine nach England ausgewanderte deutsche Familie, welche zu London
[* 8] eins der größten Bankhäuser
der Welt, die Firma Baring Brothers+Comp. begründete, und deren Mitglieder sich vielfach als Parlamentsabgeordnete
und Inhaber höherer Staatsämter bekannt gemacht haben. JohannBaring, Sohn eines Pastors in Bremen, ließ sich in der ersten
Hälfte des 18. Jahrh. zu Exeter in Devonshire nieder und begann dort ein kleines Geschäft. Von dessen
vier Söhnen begründeten John (geb. 1730) und Francis (geb. 1740) 1770 in
London das genannte Bankhaus. Francis wurde ins Unterhaus gewählt, wo er zu den Anhängern Pitts zählte, saß im Rat der Ostindischen
Compagnie und wurde 1793 zum Baronet erhoben. Er starb nachdem er sich auch als Schriftsteller
einen Namen gemacht hatte. Er schrieb: «The Principle of the CommutationActestablished by Facts» (Lond. 1786),
für Minderung
der Thee- und anderer Verbrauchszölle;
«Observations on the Establishment of theBank of England» (ebd.
1797) und «FurtherObservations»;
«Observations on the Publications ofWalterBoyd,M. P. » (ebd. 1801).
Francis Baring hinterließ
fünf Töchter und vier Söhne, von denen der älteste, SirThomasBaring (geb. 1772, gest. 1848), den Titel erbte. Bedeutender war
der zweite Sohn, AlexanderBaring, als Finanzmann und Politiker. Er war geboren, verlebte seine
Lehrjahre in Amerika,
[* 9] war seit 1810 Chef des Hauses und saß 1806–35 im Unterhaus, wo er immer das Interesse freien Handelsverkehrs
zwischen den Nationen vertrat. Er schrieb, um den Krieg mit Amerika abzuwenden, «Inquiry into the causes and consequences ofthe ordersin Council» (Lond. 1808). Peel ernannte ihn 1834 zum Münzmeister
und Präsidenten des Handelsamtes; beim Sturz des Ministeriums Peel im April 1835 legte er seine Ämter nieder und wurde als
Lord Ashburton ins Oberhaus berufen, wo er als eifriger Tory sich auch von seinen frühern freihändlerischen Anschauungen abwandte
und aufs entschiedenste Peels große Zollreformen bekämpfte. Mit glücklichem Erfolg löste er 1842 auf
einer außerordentlichen Sendung nach Amerika die Streitigkeiten zwischen England und den Vereinigten Staaten in Bezug auf das
Gebiet von Maine. Er starb zu Longleath. Ihm folgte als zweiter Lord Ashburton sein Sohn William Bingham Baring, geb. Er
gehörte im Unterhause zu den Anhängern Peels, in dessen Ministerium er die Stellen eines Sekretärs des IndischenAmtes und
des
¶
mehr
Kriegszahl-415 meisters versah. Er starb worauf ihm in der Peerswürde sein Bruder Francis (geb. gest.
folgte. Vierter Lord Ashburton war dessen ältester Sohn Alexander Hugh Baring, geb. 1835), dem als fünfter sein Sohn Francis
Denzil Edward Baring, geb. der jetzige Träger
[* 11] des Titels, folgte. Der Sohn des SirThomas Baring, der
dritte Baronet, Sir Francis ThornhillBaring, geb. vertrat 1826–65 die Stadt Portsmouth im Parlament.
In seiner Politik schloß er sich den Whigs an. Von 1830 bis 1834 war er Lord des Schatzes und unter dem
Ministerium Melbourne
[* 12] bis 1839 Schatzsekretär, dann bis 1841 Schatzkanzler, welchem Posten er sich jedoch wenig gewachsen
zeigte. 1849–52 bekleidete er das Amt eines ersten Lords der Admiralität. Bei Gelegenheit der Bildung des Ministeriums Russell-Gladstone mit
dem Titel eines Lord Northbrook zum Peer erhoben, starb er (S. Northbrook.)
Thomas ein Bruder des ersten Lords Northbrook, geb. beteiligte sich mit Vorliebe an den großen kommerziellen Unternehmungen
seiner Familie. Im Gegensatz zu den meisten andern Familienmitgliedern war er entschiedener Tory und saß 1835–37, 1844–73
im Unterhaus. Er blieb erster Chef des Handelshauses bis zu seinem Tode Der jetzige Chef, sein
Vetter Edward Charles Baring, geb. wurde 1885 zum Baron Revelstoke, ein anderer Baring, Sir Evelyn, 1892 zum BaronCromer
erhoben.
Das Haus Baring ist in allen Hauptgeschäftszweigen stark interessiert, bei Vermittelung von Staatsanleihen, in Wechsel- und
Geldhandel, Produktenhandel, eigener Kolonialproduktion (z. B. auf Ceylon),
[* 13] Einfuhr und Ausfuhr auf eigene und fremde Rechnung
u.s.w. Im Nov. 1890 hatte es infolge seiner starken Beteiligung bei argentin. Anleihen eine schwere Krisis zu bestehen, aus
der es sich nur mit Hilfe der Banken von England und Frankreich retten konnte; das Bankhaus wurde in eine
Aktiengesellschaft verwandelt.