Bari
delle
Puglie
(Terra di Bari delle Puglie
),
Provinz des
Königreichs
Italien,
[* 2] zur
Landschaft
Apulien gehörig, wird im
NW. von der
Provinz
Foggia, im
SW. von
Potenza, im SO. von
Lecce und im
NO. vom Adriatischen
Meer begrenzt und umfaßt, in
drei
Kreise
[* 3] (Bari delle Puglie
,
Barletta und
Altamura) eingeteilt, ein
Areal von 5930 qkm (107,8 QM.). Die südliche Hälfte der
Provinz durchzieht eine sich vom
Apennin abzweigende
Hochebene, Murgie genannt (Murgie di
Minervino, di Garignone, di
Gravina,
di
Altamura), eine wasserarme Kalkplatte; im O. gibt es nur unbedeutende
Hügel.
Der einzige größere Fluß ist der Ofanto an der Westgrenze, sonst fehlen Flüsse, [* 4] Bäche, ja auch Quellen fast ganz. Das Klima [* 5] ist angenehm und gesund, im Sommer sehr heiß. Die Bevölkerung, [* 6] welche 1881: 678,148 Seelen zählte, ist eigentümlich in große Städte verteilt, die sich in zwei Reihen, die eine am Meer, die andre ihr parallel auf dem Ostrand der Kalkplatte, hinziehen. Der Kalkboden liefert bei guter Behandlung treffliches Öl, Mandeln, Feigen, Wein (Muskateller von Trani, Zagerese von Bitonto, weißen Wein von Terlizzi), auch Getreide [* 7] in Fülle; namentlich die Küstenzone gleicht einem herrlichen Garten. [* 8]
Die
Viehzucht
[* 9] erstreckt sich auf kleine, aber treffliche
Pferde,
[* 10]
Esel und
Büffel (am
Ofanto). Allgemein sind
Herden von
Rindvieh und
Schafen, deren feine
Wolle schon bei den Alten berühmt war, von
Ziegen,
Schweinen und
Federvieh.
Jagd und
Fischerei
[* 11] am
Strand sind ergiebig. Die großen
Salinen bei
Barletta gewähren eine reiche
Ausbeute an
Salz;
[* 12] bei
Molfetta gewinnt
man viel
Salpeter; bei
Terlizzi und andern
Orten sind
Steinbrüche. In der Hauptstadt Bari delle Puglie
fabriziert man ausgezeichneten
Rosoglio und
Konfitüren,
Pianofortes,
Orgeln,
Spiegel,
[* 13]
Seife und
Kerzen; in andern
Städten
(Terlizzi,
Molfetta,
Bisceglie,
Monopoli
etc.) verfertigt man
Möbel,
[* 14]
Teigwaren,
Seife, chemische
Produkte; auch Dampfmühlen gibt es sowie
Tücher- und Teppichwebereien.
Die Bareser sind bessere und kühnere Seeleute als die übrigen Süditaliener und führen die
Produkte
ihres
Landes in eignen
Schiffen aus, namentlich nach
Venedig,
[* 15]
Triest
[* 16] und
Dalmatien. Haupthandelsartikel ist
Olivenöl, das bis
nach
Deutschland,
[* 17]
Frankreich und weitergeht. Die natürlichen
Märkte für die
Produkte der
Provinz sind die
Städte
Barletta und
Bari delle Puglie
1883 verkehrten in den Häfen der
Provinz 2933
Schiffe
[* 18] (darunter 13 deutsche) mit 676,497
Ton.
Die Hauptstadt Bari delle Puglie
liegt sehr schön auf einer
Landzunge am Adriatischen
Meer und an der Küsteneisenbahn und nimmt seit 1860 lebhaften
Aufschwung. Unter den Gebäuden sind ausgezeichnet: die alte
Kirche
San Nicola (1087 gegründet, mit einem prachtvollen Hauptaltar,
altem Bischofstuhl und schönem Tabernakel und einer Unterkirche, in welcher der Leib des
Heiligen ruht)
und die
Kathedrale
San Sabino, 1034 erbaut, 1750 leider unglücklich restauriert, mit Gemälden von P.
Veronese und
Tintoretto.
Das
Kastell von Bari delle Puglie
, von
Friedrich II. gebaut und noch in gutem Zustand, dient gegenwärtig zum Teil als Gefängnis. Die
Stadt zählte 1862 erst 33,177, 1881 aber schon 58,266 Einw., welche rege
Industrie (s.
oben) und schwunghaften Handelsverkehr
mit
Ancona,
[* 19]
Triest,
Korfu,
[* 20]
Messina,
[* 21]
Neapel
[* 22] und dem
Orient betreiben.
In dem kleinen, durch zwei
Molen gebildeten
Hafen sind 1883: 937
Schiffe
mit 464,408
Ton. eingelaufen. Der
Wert der Ausfuhr belief sich auf 54 Mill., derjenige der Einfuhr auf
50,3 Mill. Lire. Bari
delle Puglie
ist Sitz der Provinzialbehörden, eines
Erzbischofs sowie eines deutschen
Konsuls, hat ein Gymnasiallyceum,
einige Universitätslehrkanzeln, eine nautische
Schule, ein erzbischöfliches
Seminar, ein
Athenäum und ein
Theater
[* 23] (dem hier
gebornen
Komponisten
Piccini gewidmet). - Bari
delle Puglie
hieß
¶
mehr
zur Römerzeit Barium und wurde vom Kaiser Nero zu einem Munizipium erhoben. 690 entriß es Romuald von Benevent den Griechen,
die es 720 wiedererhielten. Im 9. Jahrh. nahmen es die Sarazenen, von denen es nach langer Belagerung 871 die Griechen wieder
zurückeroberten. Letztere verteidigten die Stadt erfolgreich 988, 998 und 1003 gegen die Sarazenen und
gegen Otto I. und II.; endlich 1071 erlag sie nach dreijähriger Belagerung dem Normannen Robert Guiscard. Als Bari
delle Puglie
später wieder
mit den Byzantinern unterhandelte, wurde es 1156 vom König Wilhelm dem Bösen erstürmt und fast völlig zerstört.
Erst 1166 ward die Wiederherstellung erlaubt. Nach Heinrichs VI. Tod kam Bari
delle Puglie
eine Zeitlang unter päpstliche
Herrschaft, empörte sich aber 1228, als gegen Kaiser Friedrich II. der Bann ausgesprochen war. Dieser ließ 1233 das Kastell
errichten, schenkte 1234 der Stadt Marktgerechtigkeit und begann 1239 einen großartigen Hafenbau bei San Cataldo, von dem
jedoch keine Spur mehr vorhanden ist. Robert von Anjou schenkte Bari
delle Puglie
als Fürstentum seinem Günstling Amelio
del Balzo; im 15. Jahrh. kam es als Herzogtum an die Sforza und wurde 1558 dem Königreich Neapel einverleibt.