Titel
Bareli
(engl. verderbt Bareilly).
1) Distrikt der Division Rohilkhand in der Lieutenant-Gouverneurschaft der Nordwestprovinzen von Britisch-Indien, hat auf dem östl. Gangesufer 4180 qkm reichbewässertes, zum Teil sehr fruchtbares, vorzüglich kultiviertes Flachland, das jährlich zwei Ernten von Weizen und Zuckerrohr hervorbringt, zum Teil sandiges Land, das nur einmal Leinsamen oder Melonen zur Reife bringt. Das Klima ist angenehm und im Winter kälter, als man von seiner geogr. Lage und seiner geringen Erhebung über das Meer (125-150 m) erwarten sollte.
Die Bevölkerung, hauptsächlich aus Rohilla-Pathanen (Afghanen), einem kräftigen, wohlgebauten,
dabei selbstbewußten Volksstamme bestehend, beläuft sich (1891) auf 1040691 E. (1881 auf 1030936 E., darunter 790309
Hindu, 237996
Mohammedaner, 2393
Christen, 207 Sikh u. s. w.). Haupterzeugnisse sind Weizen,
Reis,
Mais, Hirse,
[* 2] Gerste,
[* 3]
Tabak,
[* 4] Zucker,
[* 5]
Baumwolle,
[* 6] Datteln, Weintrauben, Walnüsse,
Erdbeeren,
Äpfel und
Birnen. Der Distrikt in seiner gegenwärtigen
Ausdehnung
[* 7] entstand 1842 aus der
Vereinigung von Bareli
mit dem Distrikt Pilibhit. Beide wurden 1801 von den Rohilla an die
Englisch-Ostindische
Compagnie abgetreten und 1846 den Nordwestprovinzen einverleibt. - 2) Hauptstadt des Distrikts Bareli
, 28°
22⅙' nördl.
Br., 79° 26⅔', östl. L., auf offener Ebene an einer Anhöhe, in 168 m
Höhe, an der Ram-Ganga, 154,5 km oberhalb deren Mündung in den
Ganges, 1268 km nordwestlich von Kalkutta,
[* 8] 244,5 km östlich
von Dehli, hat (1881) 113417 (ohne die des Kantonnements Bareli
103160) E., darunter 56550
Hindu, 45877 Mohammedaner, 720
Christen,
(1891) 121680 E. (Zuwachs: 7,28 Proz.) und ist durch seine
Lage von großer militär. Wichtigkeit und
deshalb das Hauptquartier des Militärdistrikts Rohilkhand.
Die
Stadt zeigt einen unregelmäßigen
Umfang; die meisten Häuser sind aus
Lehm gebaut (unter 22800 Häusern sind nur 6800 steinerne).
Als
Handels- oder Industrieplatz ist Bareli
nicht von hervorragender Bedeutung; die Haupthandelsartikel sind
Baumwolle und Getreide.
[* 9] Die hier angefertigten Möbel- und Polsterwaren sind besser und billiger als anderwärts in Nordindien.
Gute Eisenbahnverbindungen bestehen mit allen benachbarten
Industrie- und Handelscentren: Lakhnau,
Agra, Dehli,
Ambala u. s. w.
In dem Kantonnement garnisonieren je 1 Regiment europ. und ind.
Infanterie, 1 Regiment europ.
Artillerie und 1 Regiment ind.
Kavallerie (zusammen etwa 5000 Mann);
die
Gesamtbevölkerung des Kantonnements beträgt über 10000 E. - In älterer wie in neuerer Zeit war Bareli
oft der
Schauplatz heftiger, ja blutiger Streitigkeiten zwischen Mohammedanern und
Hindu, zuletzt noch 1871. Während des
Aufstandes
von 1857 bis 1858 war Bareli
der Hauptsitz der Aufständischen in Rohilkhand, bis es 6. und ihnen
von dem
General
Sir Colin
Campbell entrissen wurde. - Nordöstlich von Bareli
liegt Pilibhit (s. d.).