Barèges
les Bains (spr. -rähsch läh bäng), Badeort im franz. Departement Oberpyrenäen, Arrondissement Argelès, am Fuß der Pyrenäen, 1232 m ü. M., in einem engen und wilden Thal am Gave de Bastan. Barèges gehört zu den berühmtesten und heilkräftigsten Heilquellen in Europa, ist aber an sich einer der traurigsten Orte, bestehend aus einer einzigen Straße von ungefähr 80 Wohnungen, die zum Teil über dem Gave de Bastan, am Fuß steiler, kahler, den Einsturz drohender Felsengebirge schweben und nur während der Badezeit ungefähr vier Monate lang (Juni bis September) bewohnt sind.
Anfang Oktober kehren die Einwohner wegen der Kälte und der drohenden Lawinen (die letzte überschüttete im Januar 1868 den Ort) in die niedern Thäler, wo sie eigentlich ansässig sind, nach Luz, Esquièze etc., zurück, und nur wenige Bergbewohner bewachen den im Winter tief verschneiten, von Bären und Wölfen heimgesuchten Ort. Die Quellen von Barèges (acht an der Zahl) gehören zu den stärksten Schwefelwässern, welche Frankreich besitzt. Sie variieren in ihrer Temperatur zwischen 31 und 45° C., weichen in betreff ihres Gehalts an Schwefel- und Chlornatrium wenig voneinander ab und sind sehr reich an Alkalien.
Die heißeste und berühmteste Quelle ist Le Tambour, die kühlste und zugleich ergiebigste La Chapelle. Der Reichtum an organischer Materie, die wie mit einem Häutchen die Oberfläche des Wassers bedeckt und sich an die Seiten und den Boden der Bäder ansetzt, hat dieser Substanz den besondern Namen Baregin (s. d.) gegeben. Das Wasser schmeckt ekelerregend und widerlich; die Wirkung ist eine entschieden stark excitierende. Es wird in Schwimmbassins und Douchen namentlich angewendet bei allen Blessuren, Gelenkrheumatismus, veralteter Syphilis u. dgl. hat ein großes Badeetablissement, ein Militärspital und ein Zivilhospiz. Die Zahl der Kurgäste beträgt jährlich 1000-1200. Das Klima ist sehr veränderlich und springt auch im Sommer von großer Hitze oft zu empfindlicher Kälte über. Obwohl schon den Römern bekannt, sind die Bäder von Barèges doch erst zur Berühmtheit gelangt, als der junge Herzog von Maine, Ludwigs XIV. Sohn, sie mit Erfolg gebrauchte.
Vgl. Armieux, Études médicales sur Barèges (1871).