Barby
,
Stadt im
Kreis
[* 2]
Calbe des preuß.
Reg.
Bez.
Magdeburg,
[* 3] ehemals Hauptort einer
Grafschaft, am linken
Elbufer unweit der Saalemündung, an der Linie
Berlin-Güsten der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 4] hat (1890) 5471 E., Post,
Telegraph,
[* 5] Amtsgericht (Landgericht
Magdeburg),
Zoll- und Steueramt erster
Klasse, Personendampferstation; 2 evang.
Kirchen, 1 Schloß, in
das 1855 ein Schullehrerseminar verlegt wurde, königl.
Domäne (236 E.), Rübenzuckerfabrikation, Bierbrauerei
[* 6] und
Landwirtschaft.
Letztere war, wie verschiedene
Industrien, früher größtenteils im Betrieb der hier 1749 gegründeten Herrnhuterkolonie,
die das
Amt in
Erbpacht genommen, im Schloß ein
Pädagogium, eine Druckerei und Verlagshandlung hatte, aber diese Anstalten 1809 nach
Niesky in der Oberlausitz verlegte. - Barby
wurde 1635 von den
Schweden
[* 7] unter
Banér erstürmt.
In der Stadt liegt das Rittergut (ein Klosterhof) und 10 km entfernt die Herrnhuterkolonie
Gnadau. Die schon im 11. Jahrh.
als
Vasallen der
Abtei
Quedlinburg
[* 8] auftretenden, nachmals selbständigen, dann Kursachsens Lehnshoheit unterworfenen und 1497 in
den Grafenstand erhobenen edeln Herren von Barby
starben im Mannsstamme 1659 mit dem
Grafen
August
Ludwig aus.
Die Besitzungen bestanden damals aus der eigentlichen
Grafschaft und den Ämtern Rosenburg, Walternienburg (seit 1238), Mühlingen
(seit 1318) und Egeln (seit 1410). Doch war letzteres seit 1417 dem Erzstift
Magdeburg verpfändet.
Wegen der verschiedenen Lehnsansprüche wurden die Besitzungen verteilt: Walternienburg und Mühlingen kamen an Anhalt, [* 9] Rosenburg und Egeln an das Domstift Magdeburg und mit diesem 1680 an Brandenburg; [* 10]
Barby
fiel an den
Stifter der Linie
Sachsen-Weißenfels,
August,
Herzog von
Sachsen-Halle;
die
Grafschaft Barby
erhielt 1680
Augusts dritter Sohn
Heinrich, der 1689 zur reform.
Kirche überging
und die Linie
Sachsen-Barby stiftete.
Ihm folgte sein Sohn Georg Albrecht, welcher 1739 ohne Erben starb, weshalb an Weißenfels [* 11] zurückfiel und dann 1746, als mit Johann Adolf II. auch der Weißenfelser Zweig erlosch, nebst Weißenfels an Kursachsen zurückkam. Bei diesem blieb es bis 1807, wo es an das Königreich Westfalen [* 12] abgetreten wurde, 1815 kam es an Preußen. [* 13]