Gewerbtreibender, dessen Thätigkeit das Rasieren, Haarschneiden, Kopfwalzen, Kopfwaschen,
Frisieren und Perückenmachen umfaßt; auch kann der Barbier nach Ablegung einer besondern Prüfung, die für
Preußen
[* 2] durch die
Verordnung von 1856 bestimmt wird, die Berechtigung zur Außübung der kleinen
Chirurgie und zur
Beihilfe bei großen
Operationen
(s.
Heilgehilfe.) erlangen. Das
Gewerbe ist aus dem der
Bader (s. d. und
Bart) hervorgegangen und ging jahrhundertelang
neben demselben her, bis beide in
Preußen 1779 (in den habsburg.
Landen 1773) zu einer Zunft vereinigt wurden. 1808 (endgültig
1811) wurde es freigegeben.
Auf
Grund der preuß. Gewerbeordnung von 1845, die die
Annahme von Lehrlingen wieder von einer
Meisterprüfung abhängig machte,
bildeten sich neue
Innungen. Diese traten 1872 zuerst mit
Leipzig,
[* 3] dann mit
Berlin
[* 4] (seit 1874) als
Vorort
zu einem
«Bunde deutscher Barbier-, Friseur- und Perückenmacherinnungen» zusammen, der 1884 bestätigt wurde und Korporationsrechte
erhielt (Präsident Fritz Wollschläger). Der
Bund umfaßt (1891) 298
Innungen mit 19889 Mitgliedern (8778 Barbierherren oder
Meister, 5656
Gehilfen, 5455 Lehrlinge), besitzt 171 Fachschulen (s. Friseur- und Barbierschulen)
und veranstaltet alljährlich Wanderkongresse (der erste 1872 in
Leipzig) mit
Ausstellungen der
Arbeiten der Fachschulen.
Sein
Organ ist «Der deutsche Barbier und Friseur » (halbmonatlich seit
1872).
In den nichtpreuß.
StaatenDeutschlands
[* 5] erfolgte die Freigabe des Barbiergewerbes meist erst durch die Gewerbeordnung
von 1869, worauf sich neue
Innungen nach Art der preußischen bildeten und mit diesen in
Verbindung traten. In
Österreich
[* 6] unterstehen
die Barbier der Gewerbeordnung von 1859 und der Novelle dazu von 1883. In
Frankreich giebt es keine besondern Bestimmungen und
in England sind sie denen des
DeutschenReichs ähnlich. Neben den Barbier-, Friseur- und Perückenmacherinnungen
bestehen an manchen Orten noch besondere Friseur- und Perückenmacherinnungen (s. Friseur).
Vgl. Pattky, Leitfaden für Haarschneiden und Frisieren (Berl. 1884);
(spr. -ieh),AntoineAlexandre, franz. Bibliograph, geb. zu
Coulommiers, war beim
Ausbruch der Revolution Pfarrer, ging 1794 nach
Paris,
[* 7] wo er Mitglied der
Kommission wurde, die alle in
den aufgehobenen
Klöstern befindlichen Gegenstände der Litteratur und Kunst sammeln sollte. 1798 ward er Aufseher der von
ihm gebildeten
Bibliothek des
Staatsrats (1798), und als diese 1807 auf Schloß
Fontainebleau kam, deren
Bibliothekar. Nach der Restauration erhielt er die
Aufsicht über die Privatbibliothek des Königs. Erstarb 6. Dez. 1825. Von
seinen bibliogr.
Arbeiten ist sein Hauptwerk: «Dictionnaire des ouvrages anonymes et pseudonymes»
(4 Bde., Par. 1806-8; 3. Aufl.
1872-79; s.
Anonym). Erwähnung verdienen noch
«Nouvelle bibliothèque d'un homme de goût » (5 Bde.,
Par. 1808-10, mit Desessarts) und
«Examen critique et complément des dictionnaires historiques» (2 Bde.,
ebd. 1820).
HenriAuguste, franz. Dichter, geb. zu
Paris, wo er als vermögender
Mann in Unabhängigkeit
lebte, gest. zu Nizza.
[* 8]Barbier veröffentlichte nach der
Julirevolution Satiren in der
«Revue de
Paris», die später gesammelt als «Les
Iambes» (Par. 1831; 31. Aufl. 1882; deutsch von
Förster, Quedlinb. 1832, zum
Teil auch bei Geibel, «Fünf
Bücher franz.
Lyrik») herauskamen und zu kraftvollen, oft aber rauhen
und cynischen Versen die franz. Gesellschaft mit poet.
Glut und jugendlicher Übertreibung schilderten.
Größere Mäßigung zeigen «Il Pianto» (1833 u. ö.),
poetisch-polit. Gemälde,
das eine erfüllt vom Zorn über
Italiens
[* 9] Erniedrigung, das andere von dem über das Elend des engl. Proletariers. Was Barbier später
schrieb (die Satiren «Érostrate» und «Pot-de-vin»,
1837; «Chants civils et relegieux», 1841, die Novellen «Trois
passions», 1867 u. a.) ist wertlos und blieb unbeachtet. In seinen Jugenddichtungen
hatte er einen glühenden Haß gegen Napoleon I. geäußert. 1869 wurde in die
Französische Akademie gewählt. Aus dem Nachlaß
erschien: «Chez les poètes, études, traductions et imitations
en vers» (1882),
«Souvenirs personnels
et silhouettes contemporaines» (1883),
«Tablettes d'Umbriano», «Promenades au Louvre» (1884),
Paul Jules, franz. Dramatiker, geb. 1822 zu Paris, trat 1847 mit dem Drama «Un poete» auf, dessen
Erfolg ihn zu weiterm dramat. Schaffen ermutigte: «L'ombre de Molière» (1847),
ein auch in Deutschland
[* 11] oft aufgeführtes wirksames Drama, «La loterie
du mariage» (1868) u. s. w. Barbier wurde im Verein mit Carré einer der beliebtesten Textdichter der komischen Oper, die ihm besonders
«Galathée» (1852) verdankte. Andere Operntexte von ihm sind: «Les noces de Jeanette» (1853),
«BiancaCapello» (1886, für Salomon). 1879 erschien B.s «Théàtreen vers» (2 Bde.). Nach 1870-71 gab er
«Le franc-tireur, chants de guerre» (1871)
heraus, später die Sammlung «La Gerbe» (1882).
Barbier war viele Jahre Vorsitzender der «Société des auteurs dramatiques»; Okt. 1887 übernahm er die vorläufige Leitung der
PariserOpéra Comique. 1890 erschien «Fleur blessée. Tableau-mosaique».