(Barbierer), ein Mann, der ein Geschäft daraus macht, andern den Bart abzunehmen, und daneben
in der Regel noch niedere Chirurgie (Schröpfen, Aderlassen, Operieren von Hühneraugen, Ausziehen von Zähnen etc.) ausübt.
Die
heutigen Barbiere entsprechen den Tonsores der alten Römer, den Kureis der Griechen, welche zugleich und vornehmlich Haarscherer
waren. Vgl. Bader.
(spr. -bjeh), 1) Antoine Alexandre, franz. Bibliograph, geb. zu Coulommiers, war
seit 1791 Pfarrer in La Ferté sous Jouarre, legte aber 1793 sein Amt nieder, wurde 1794 Mitglied der Kommission für
Künste und
Wissenschaften und beauftragt, die während der ersten Jahre der Revolution zusammengeworfenen Bücher unter die verschiedenen
Bibliotheken von Paris zu verteilen. Er bildete die Bibliothek für das Direktorium, welche die des Staatsrats
wurde, zu deren Bibliothekar man ihn 1800 ernannte, begründete als Privatbibliothekar des Kaisers (seit 1807) die Bibliotheken
von Fontainebleau, Compiègne, St.-Cloud und des Louvre, wurde unter der Restauration Verwalter der Kronbibliothek, 1822 aber
seiner Stelle entsetzt und starb Ein für die Bibliographie äußerst wichtiges Werk ist sein
»Dictionnaire des ouvrages anonymes et pseudonymes« (Par. 1806-1809, 3. Aufl.
1872-79, 4 Bde.). Außerdem sind zu erwähnen: »Nouvelle bibliothèque d'un homme de goût« (Par. 1808-10, 5 Bde.)
und das »Examen critique et complément des dictionnaires historiques les pas répandus« (1820)
2) Auguste, franz. Satiriker, geb. zu Paris, studierte Rechtswissenschaft und erlangte sogar einen Grad, folgte dann
aber ganz seiner Neigung zu litterarischen Arbeiten und schrieb zunächst einen Roman: »Les mauvais garçons« (1830, mit Royer),
der ein Gemälde der französischen Gesellschaft im Mittelalter entwirft. Die Julirevolution führte ihn
sodann auf sein eigenstes Feld, das der poetischen Satire, auf dem er sich mit glänzendem Erfolg bethätigte. Barbier lebte seitdem
in unabhängiger Stellung zu Paris und ward 1869 zum Mitglied der französischen Akademie erwählt. Er starb in Nizza.
Sein Hauptwerk führt den Titel: »Iambes« (1831, 31. Aufl. 1882) und geißelt in einer Reihe beißender Satiren
die Sittenverderbnis, die Ehr- und Habsucht, den schamlosen Materialismus der höhern Klassen, der Frankreich um die Früchte der
Julirevolution brachte, die sinnlose Vergötterung Napoleons I. etc. Es erschien deutsch von Förster unter dem Titel: »Geißelhiebe
für die große Nation« (Quedlinb. 1832) und ist zum Teil auch trefflich übersetzt in Geibels »Fünf Büchern
französischer Lyrik«. Die zunächst folgenden Werke: »Il Pianto« (1833),
dem Unglück Italiens gewidmet, und »Lazare« (1837),
worin das Elend der englischen und irischen Arbeiter geschildert wird, schlagen schon weniger energische Töne an, und in den
spätern: »Érostrate« und »Pot de vin« (1840),
wie in dem letzten Band »Satires« (1865) ist der Dichter
der »Iambes« kaum mehr zu erkennen. Andre Gedichte von Barbier erschienen gesammelt unter den Titeln: »Chants civils et religieux«
(1841),
»Rimes héroiques« (1843) und »Silves, poésies di verses« (1864). Noch später erschien ein Band Novellen:
»Trois passions« (1867) u. als nachgelassene Werke: »Souvenirs personnels et silhouettes contemporaines« (1883) u.
»Poésies posthumes« (1884).
3) Jules, franz. Theaterdichter, geb. zu Paris, debütierte, noch ziemlich jung, mit dem verifizierten Drama »Un
poète« (1847) nicht ohne Glück. Nachdem er verschiedene andre Stücke hatte nachfolgen lassen, associierte
er sich nach der Sitte der französischen Dramatiker mit andern Dichtern und schuf in Verbindung mit diesen eine Menge von Dramen,
Lustspielen, Vaudevilles, von denen wir als die bekanntesten erwähnen: »Les derniers adieux« (1851);
»Graziella« (1849);
»Jenny
l'ouvrière« (1850);
»Les marionettes du docteur« (1852);
»La loterie du mariage« (Lustspiel in Versen,
1868);
die Vaudevilles: »L'amour mouillé« (1850),
»Voyage autour d'une jolie femme« (1852) u. a. Später
mehr
wurde er mit seinem Mitarbeiter M. Carré der gewöhnliche Librettist der Opéra-Comique, auf welcher Bühne er das sogen. griechische
Genre mit seinem Stück »Galathée« (1852, Musik von Massé) einführte. Die bekanntesten seiner sonstigen Librettos sind: »Deucalion
et Pyrrha« (1855);
»Le roman de la rose« (1854, Musik von Pascal);
»Psyché« (1857, Musik von Thomas);
»Le pardon
de Ploërmel« (1859, von Meyerbeer komponiert);
»Philémon et Baucis«, »Faust«, »Roméo et Juliette«, »La
reine de Saba« und »La Colombe« (sämtlich von Gounod komponiert);
»Hamlet« und »Mignon« (Musik von A. Thomas);
»Les noces de Jeannette«
(komponiert von Massé);
»La fille d'Égypte« (Musik von Jul. Beer) u. a. Ein Drama: »Jeanne d'Arc«, mit Musik
von Gounod, hatte 1873 im Gaité-Theater einen ehrenvollen Erfolg.
Die Ereignisse von 1870/71 begeisterten auch zu lyrischen
Ergüssen, die unter dem Titel: »Le Franctireur« (1871) erschienen.