Barbādos
oder Barbadoes (spr. -béhdohs), die östlichste der Kleinen Antillen, unter 13°4' nördl. Br. und 59°37' westl. L. von Greenwich, etwa 150 km außerhalb der geschlossenen Reihe der Inseln über dem Winde gelegen, gehört zu der äußern flachen, geologisch jungen Zone der Antillen. Tertiäre, an fossilen Radiolarien reiche Mergel und Kalke mit bituminösen Quellen, ähnlich wie auf Trinidad, sowie quartäre und jüngere Korallenkalke bauen die Insel auf.
Salzquellen und
Kohlenlager lignitischer
Braunkohlen fehlen nicht. Von
Riffen umgeben steigt Barbados
terrassenförmig aus dem
Meere
auf zu einer Höhe von 250 m, über der sich einzelne Gipfel bis zu 354 m erheben, z. B.
der Hillaby.
Das Klima von Barbados
ist warm, wird aber durch beträchtlichen Regenfall gemäßigt. Im centralen Hochlande
fällt jährlich 160 cm
Regen; der Nordostpassat herrscht drei Vierteljahre hindurch, im vierten kommen
Winde
[* 2] aus
SW. und NW.
vor. Der
Boden ist überaus fruchtbar, in kleine
Parzellen geteilt und fast vollständig in Ausnutzung.
Besonders Zuckerrohr gedeiht vortrefflich, ferner Baumwolle, [* 3] Tabak, [* 4] Kaffee, Indigo, [* 5] Arrow-Root, Knollengewächse, wie Batate und Yams, aber nur wenig Getreide [* 6] (Mais). Die Volksdichte ist daher groß (455 auf 1 qkm), nämlich (1891) 182306 E. auf 430 qkm; darunter 10 Proz. Weiße, 25 Proz. Mischlinge, 65 Proz. Neger. Der Wert der Ausfuhr betrug 1892: 926572 Pfd. St., der der Einfuhr nur 469317 Pfd. St., gegen 1067617 Pfd. St. im Jahre 1891. Die Schuld ist 30000 Pfd. St. Den Einnahmen von 162663 standen Ausgaben von 199130 Pfd. St. gegenüber.
Die 202 Elementarschulen wurden im Durchschnitt von 11765
Kindern besucht. 1891 bestanden 38,4 km Eisenbahnen
auf der
Insel. Die feste Hauptstadt
Bridgetown an der
Bai von
Carlisle, auf der Südwestseite der
Insel, ist Sitz des Gouvernements
Barbados
, eines anglikan.
Bischofs, des aus 12 von der
Krone ernannten Mitgliedern bestehenden
Rats und der von
den Grundeigentümern erwählten
General-Assembly, hat Pferdebahn und (1891) 21001 E. Nördlicher liegt
Speightstown mit 1500 E.,
zwei Kastellen und
Reede; auf der Ostküste
Codrington College, das wichtigste Erziehungsinstitut Westindiens.
Auch befinden sich auf Barbados
vier
Stationen der
Brüdergemeine. (S. Karte:
Antillen.) Zum erstenmal wird Barbados
1518 erwähnt und während
des 17. Jahrh. von Portugiesen besucht und benannt,
die erste regelmäßige
Ansiedelung erfolgte erst 1625 durch
engl. Abenteurer unter Sanktion eines von
Jakob I. an den
Herzog von
Marlborough ausgestellten
Patents. Nach
Jakobs I.
Tode gelang
es dem
Herzoge von
Carlisle, an den
Marlborough die
Insel 1627 verkauft hatte, von
Karl I. ein
Patent auf alle
Antillen zu erhalten. Am wurden die
Inseln für die brit.
Krone in
Besitz genommen durch eine Kapitulation, die alle
Gesetze und
Freiheiten der Bewohner bestätigte. Seit der Thronbesteigung
Karls II., welcher den
Antillen eine
Charte gewährte,
zugleich aber eine erst 1838 aufgehobene drückende
Abgabe auf die Ausfuhr legte, begann auf Barbados
eine endlose
Reihe
¶
mehr
innerer Kämpfe zwischen den Gouverneuren und der Assembly. Hierzu gesellten sich große Verwüstungen durch Orkane, wie 1675 und 1694, und das Gelbe Fieber (1692), wodurch der Wohlstand der Kolonie schwer geschädigt wurde. Doch trugen diese Gefahren und Beschwerden auch viel dazu bei, die Volkseigentümlichkeit zu entwickeln und eine kräftigere Partei gegen die Regierung herzustellen als in irgend einer andern brit. Kolonie. Seit dem 18. Jahrh, nahm im allgemeinen die Bedeutung der Kolonie in hohem Grade zu, wenn auch wiederholte Orkane (namentlich 1780 und 1781), Erdbeben [* 8] und Sklavenaufstände sie heimsuchten und die plötzliche Freilassung der Sklaven (1834) einen zeitweiligen Rückgang verursachte.
Vgl. Schomburgk, The history of Barbados
(Lond. 1848);
«Globus», Bd. 60 (Braunschw. 1891).