Bara
,
Jules, belg. Staatsmann, geb. zu Tournai, ward jung Advokat und dann nach Brüssel [* 2] als Professor an die Universität berufen. Im November 1862 von seiner Vaterstadt zum Abgeordneten gewählt, zeichnete er sich bald als einer der ersten Redner auf liberaler Seite aus. Nach dem Rücktritt des Justizministers Tesch wurde er auf diesen Posten berufen. Er brachte sofort eine Gesetzvorlage zur Abschaffung der Todesstrafe ein, die aber im Juni 1868 verworfen wurde; dagegen setzte er 1869 die Aufhebung der Schuldhaft durch.
Nachdem das
Ministerium
Frère-Orban gefallen war, nahm Bara
als Deputierter seinen Sitz in der
Kammer wieder
ein. Mit großer Heftigkeit leitete er im
November 1871 die
Angriffe seiner
Partei gegen das klerikale
Ministerium d'Anethan,
als dieses den in die berüchtigte
Langrand-Dumonceau-Affaire verwickelten
Klerikalen
Dedecker zum
Gouverneur von
Limburg
[* 3] ernannte,
und brachte es zum
Fall; auch das nun folgende klerikale
Ministerium
Malou bekämpfte er mit unermüdlicher
Ausdauer
wegen seiner
Schwäche gegen die Anmaßungen, Gesetzesübertretungen und verfassungswidrigen
Agitationen der Ultramontanen
und des
Klerus sowie wegen der Besetzung aller
Ämter, besonders aller Richterstellen, mit entschiedenen Anhängern der klerikalen
Partei. Als bei den
Wahlen die
Liberalen einen ebenso unerwarteten wie entschiedenen
Sieg erfochten und das
Ministerium
Malou entlassen wurde, übernahm Bara
wieder in dem von
Frère-Orban gebildeten
Kabinett das
Justizministerium,
das er bis 1884 behauptete.