Baptisten
(d. h. Täufer, vom grch. Baptizein, taufen), eine vielverzweigte christl. Sekte, die die in den großen christl. Kirchengemeinschaften übliche Kindertaufe als ungültig verwirft. Mit den deutschen Wiedertäufern (s. d.) der Reformationszeit stehen sie ebensowenig wie mit den Mennoniten oder Taufgesinnten (s. d.) in Zusammenhang, obwohl eine innere Verwandtschaft mit den erstern namentlich in der neuesten Entwicklung des Baptismus immer unverhohlener zu Tage tritt.
Die Forderung, die
Taufe nicht durch
Besprengung, sondern durch Untertauchen in fließendes Wasser zu vollziehen, war nicht
allen baptistischen Parteien gemeinsam und wird noch jetzt von einem
Teil der amerikanischen Baptisten
nicht anerkannt. Die Gewohnheit,
solche, die zu der Sekte übertreten, noch einmal zu taufen, scheint sich dagegen bei allen Baptisten
(im
Unterschied von den
Mennoniten) vorzufinden. Der
Baptismus in England entsprang (um 1618) aus den engl. Puritanern und
Independenten
(s. d.). Er bildet das starre Festhalten des Bibelbuchstabens, namentlich auch
die Vermischung der Unterschiede zwischen Altem und Neuem
Testament, bis zum äußersten aus.
Die erste baptistische Gemeinde in England wurde 1633 gegründet; 1639 verpflanzte Roger Williams den
Baptismus nach
Amerika
[* 3] und gestaltete den
Staat
Rhode-Island nach baptistischen Grundsätzen. In England nach vorübergehender Duldung durch Cromwell
als eifrige Revolutionäre verfolgt, wurden die Baptisten
erst unter Wilhelm III. zugleich mit den
übrigen Dissenters (s. d.) in die Toleranzakte von 1689 mit einbegriffen. Sie
genießen seitdem gleiche
Rechte mit den
Kongregationalisten und Presbyterianern.
Die beiden Hauptparteien, die
bis in die Ursprünge des engl.
Baptismus hinaufreichen, sind die Particular-Baptists und die
General-Baptists
(Universal-Baptists oder
Free-Will-Baptists, auch arminianische Baptisten
genannt), von denen jene, die bei
weitem zahlreichern, an der calvin. Prädestinationslehre festhalten, diese sie verwerfen. Unter den
Free-Will-Baptists haben
liberale theol. Meinungen Eingang gefunden, auch die
Abneigung gegen die wissenschaftliche
Theologie ist bei ihnen überwunden.
Dafür trennte sich aber 1770 der orthodoxere
Teil ab und bildete als
General-Baptists-New-Connexion eine selbständige
Kirchengemeinschaft
mit einem 1798 gegründeten theol. Seminar
(Evangelical
Academy), jetzt zu Longborough.
Im Lauf der Zeit hat sich eine Menge kleiner Parteien ausgeschieden. So die Sabbatarier oder Seventh-Day-Baptists, 1731 von Franz Bampfield gestiftet, die statt des Sonntags den Sonnabend feiern, die Tunker (s. d.), die Weinbrennerianer (s. d.) und die Peyßelianer (von Konrad Peyßel, einem Deutschen, 1724 gestiftet), die ebenfalls den Sabbat feiern, von den «Vollkommenen» die Ehelosigkeit fordern und zu Neu-Ephrata am Flusse Cocaldio ein großes Wiedertäuferkloster errichtet haben. Ferner sind zu nennen die Hard-Shell-Baptists oder Anti-Mission-Baptists, eine Fraktion der ¶
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Partikularbaptisten
, die alle kirchlichen Vereine, Missionen u. s. w. verwirft, die Seed-Baptists (Samenbaptisten
) oder Snake-Baptists
(Schlangenbaptisten
), die die Nichtprädestinierten für Nachkommen des Teufels und der Eva halten, und die von einem Müllerknecht
Albrecht 1803 gestifteten Jumpers (Springer), eine Mischung von und Methodisten, die den Namen von den deftigen Zuckungen der
methodistischen Wiedergeburt haben und sich ihrer Sündlosigkeit rühmen.
Die Reformed-Baptists oder «Jünger Christi» (Disciples),
nach ihrem Stifter auch Camphelliten genannt, erkennen nichts als Glaubensvorschrift an, wofür sich nicht ein ausdrückliches «So spricht der Herr» anführen läßt. Die aus und Presbyterianern hervorgegangenen Christen (Christian-Connexion) verwerfen die Lehren [* 5] von der Dreieinigkeit, Hölle und Teufel, die Fest- und Sonntage als schriftwidrig. Die Sir-Principles-Baptists finden ihr Bekenntnis in den Hebräer 6, 1, 2 aufgeführten sechs Punkten ausgesprochen.
Die Kirchenverfassung ist bei allen Baptisten
die kongrenationalistische oder independentistische, wonach jede Einzelgemeinde
vollkommen souverän ist und nur zu freien Beratungen mit den andern Gemeinden zeitweilig die Bundesversammlungen
beschickt. In England wurde 1813 die Baptist-Union gegründet, um alle Partikular- und Universalbaptisten
zu gemeinsamer Arbeit
an der «Förderung des Reiches Gottes» zu vereinigen. Die engl. und amerikanischen Baptisten
haben für Unterdrückung
des Sklavenhandels, äußere und innere Mission, Bibelverbreitung u. s. w. stets eifrig
gewirkt. Die kirchliche Engherzigkeit des ältern Baptismus hat sich mit der Zeit gemildert, und namentlich
unter dem Einflusse Robert Halls (s. d.) hat neuerdings die Abendmahlsgemeinschaft mit gläubigen Gliedern anderer Kirchengemeinschaften
(open communion, offene Kommunion) bei einem großen Teile der Baptisten
Eingang gefunden.
Die «offene» Kommunion ist einer der Hauptstreitpunkte zwischen dem ältern anglo-amerik. Baptismus und den Neutäufern,
die auf der «geschlossenen» Abendmahlsfeier (strict oder close communion) bestehen. Diese Richtung ist hauptsächlich aus der
kirchlichen Reaktionsstimmung der fünfziger Jahre hervorgegangen. Ihre Heimat ist Deutschland,
[* 6] namentlich die schon längst
pietistisch erregten Gegenden Westfalens, das Wupperthal und einzelne Striche von Hannover,
[* 7] Hessen,
[* 8] Nassau, Schleswig
[* 9] und Ostpreußen.
[* 10] Die erste Baptisten
gemeinde in Deutschland wurde 1834 vom Kaufmann Oncken in Hamburg
[* 11] (gest. 1884) gegründet,
der sich von der Verwerflichkeit der Kindertaufe überzeugt hatte und von einem nach Hamburg gekommenen amerikanischen Baptisten
die
Taufe erhielt. 1837 gründete er eine Gemeinde in Stuttgart.
[* 12]
Aber erst seit 1851 begann der Baptismus sich weiter zu verbreiten. Altluth. Separatistengemeinden und
pietistische Konventikel, wie der 1850 zu Elberfeld
[* 13] gegründete Brüderverein, schieden immer aufs neue baptistische Gemeinden
aus sich aus, die durch ihre Missionare neue Anhänger um sich scharten. Die meisten deutschen Baptisten
missionare sind Handwerker,
die kraft des allgemeinen Priestertums predigen, taufen, das Abendmahl reichen und durch Bibel- und Traktatverteilung,
Jünglingsvereine, Sonntagsschulen und erbauliches Bibellesen unter ihren Standesgenossen zahlreiche Anhänger werben.
Der Grundzug dieses deutschen Baptismus ist der Gegensatz gegen
die «Erbkirche» oder «Allerweltskirche»,
in der Wiedergeborene und Unwiedergeborene unterschiedslos durcheinandergewürfelt sind, gegen die privilegierte Staatskirche,
die sie als Babel bezeichnen. Schon ihr offizieller Name Gemeinde der getauften Christen und die Unterscheidung
zwischen «Christen» und «Welt» oder zwischen «Christen» und «Gottlosen», womit sie ihren Gegensatz zur Staatskirche
andeuten, beweist, daß der Mittelpunkt dieses Neubaptismus nicht die Taufe, sondern der pietistisch-independentistische Kirchenbegriff
ist. In der Lehre,
[* 14] abgesehen von Kirche und Taufe, sind sie orthodox. In den Reaktionsjahren wurden die Baptisten
namentlich
in Mecklenburg,
[* 15] Preußen,
[* 16] Kurhessen und Nassau verfolgt; seit 1854 nahm sich die Evangelische Allianz ihrer an und erwirkte von
König Friedrich Wilhelm IV. die Zusage milderer Behandlung. Wirkliche Duldung wurde ihnen aber in Preußen erst seit 1858 zuteil,
und seitdem schlug man auch anderwärts ein milderes Verfahren ein.
Nach offiziellen Angaben bestanden 1893 in Deutschland 139 Gemeinden mit 277 Predigern, 27332 Gemeindegliedern
und 15834 Sonntagsschülern, und die Zahl der Getauften betrug 2956. Die wichtigsten und größten Stationen sind Königsberg,
[* 17] Elbing,
[* 18] Berlin,
[* 19] Altona.
[* 20] Hamburg ist der Sitz der Bundeskonferenz. Der Deutsche
[* 21] Baptistenbund
, zu dem übrigens nicht alle baptistischen
Gemeinden gehören, zerfällt in sechs Vereinigungen, von denen die ostpreußische, preußische und nordwestliche
die stärksten sind, während die Elb-Weser-Vereinigung, die oberrheinische, niederrheinische und hessische an Mitgliederzahl
zurückstehen.
Gering sind bis jetzt die Erfolge der Baptisten
mission in Finland, Norwegen,
[* 22] Dänemark,
[* 23] Rußland und Polen, dagegen sehr bedeutend
in Schweden, wo (1893) 539 Gemeinden mit 618 Pastoren, 36585 Mitgliedern und 35935 Sonntagsschülern
vorbanden waren und 2097 Taufen stattfanden. In Großbritannien
[* 24] waren zu derselben Zeit 2825 Gemeinden mit 1898 Pastoren, 342507
Mitgliedern und 487800 Sonntagsschülern vorhanden, Wales allein zählte 98000 und 5859 Neugetaufte. In Nordamerika
[* 25] ist der
Baptismus eine der größten kirchlichen Parteien.
Mit Einschluß der Inseln und Centralamerikas wurde seine Anhängerschaft 1893 auf 3624078 berechnet, die Zahl der Prediger auf 26022, der Gemeinden auf 39193, der Neubekehrten auf 183720, der Sonntagsschüler auf fast anderthalb Millionen. In den kath. und roman. Ländern, in der Schweiz, [* 26] Österreich-Ungarn [* 27] und Holland fand der Baptismus bisher weniger Verbreitung, desto mehr hat er in den Heidenländern geleistet. In Asien, [* 28] besonders in Birma und Indien, zählt er 845 Gemeinden, 500 Missionare, 101794 Gemeindeglieder. In Afrika, [* 29] besonders im Sudan, am Kongo und in Kamerun, hat er 148 Missionare, 82 Gemeinden, 4857 Bekehrte (1893: 1192 Taufen).
Auch Australien
[* 30] ist ein Missionsfeld mit 17223 Anhängern. Ende 1893 zählte man insgesamt 44000 Baptisten
gemeinden
mit 29832 Predigern und Missionaren und weit über 4 Mill. Gemeindegliedern, wobei die getrennten baptistischen Gemeinschaften
noch nicht mitgerechnet sind. Von der Leistungsfähigkeit der Baptisten geben die zahlreichen Missionsvereine einen
Begriff, von denen die große Missionsgesellschaft in Boston
[* 31] allein über 865000 Doll. Jahreseinnahmen
verfügt, der Frauenmissionsverein über 102629 Doll., sowie die zahlreichen
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1. Eisbär (Ursus maritimus). Länge 2,30 m, Höhe bis 1,20 m.
2. Brauner Bär (Ursus arctos). Länge bis 2 m, Höhe 1,15 m. ¶
1. Marderbär (Arctitis binturong). Körperlänge 0,60 m, Schwanzlänge 0,63 m.
2. Lippenbär (Ursus s. Prochilus labiatus). Körperlänge 1,20 m.
3. Katzenbär (Ailurus fulgens). Körperlänge 0,50 m, Schwanzlänge 0,35 m.
4. Nasenbär oder Coati (Nasua socialis). Körperlänge 0,55 m, Schwanzlänge 0,50 m.
5. Waschbär (Procyon lotor). Körperlänge 0,63 m, Schwanzlänge 0,25 m. ¶
mehr
theol. Seminare (7), Universitäten und Colleges (35), Akademien (47), Institute für weibliche Bildung (32), Erziehungsanstalten für Farbige (31), die Menge der Wohlthätigkeitseinrichtungen u. s. w.
Vgl. Cramp, Geschichte des Baptismus (3 Bde., deutsch, Hamb. 1873);
Vedder, A short history of the Baptists (Philad. 1891);
Nippold, Amerik. Kirchengeschichte (Berl. 1892), American Baptists Year-Book (Philad. 1894), Babtist Handbook (82. Jahrg., Lond. 1894).