Bantingkur
,
nach dem Engländer William Banting (spr.
bännt-, geb.
1797, gest. 1878) benannt, gegen die
Fettsucht (s. d.) gerichtete Kurmethode, welche die mannigfachen
Beschwerden, die mit
der übermäßigen Fettbildung verbunden sind, dadurch zu beseitigen sucht, daß aus der Diät alle fetten,
zucker- und stärkemehlhaltigen
Speisen möglichst verbannt werden. Bei der Bantingdiät genießt also der Patient vorzugsweise
Fleischspeisen, mit Zusatz von nur wenig
Brot
[* 2] oder
Zwieback, dazu etwas grünes Gemüse oder
Kompott, vermeidet aber Mehlspeisen,
Kartoffeln,
Milch, Zucker,
[* 3] alle fetten Gerichte, ebenso
Bier, Portwein und Champagner, während gewöhnlicher
Wein, namentlich Rotwein, gestattet ist. Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß die Bantingkur
im allgemeinen
auf richtige physiol. Grundsätze sich stützt, wie sie sich denn auch in vielen Fällen
als wirksam erwiesen hat.
Das Körperfett bildet sich nämlich teils aus den Fetten der Nahrung, teils aus den stärkemehl- und
zuckerhaltigen
Substanzen. Nichtsdestoweniger ist es niemand zu raten, sein
Heil in der Bantingkur
suchen zu wollen, ohne mit einem
Arzte zuvor über seinen Leibeszustand Rücksprache genommen zu haben. Namentlich bei schwächlichen und bejahrten
Personen
kann ein plötzlicher Wechsel der Diät geradezu gefährlich werden, überhaupt ist eine übertriebene
Anwendung der Bantingdiät, also die strengste
Ausschließung von allem Zucker-,
Stärke- und Fetthaltigen aus der Nahrung,
durchaus zu widerraten, da jene
Substanzen, in mäßigen Mengen zugeführt, ebenso notwendige Nahrungsmittel
[* 4] für den
Menschen
sind wie die das Fleisch vorzugsweise zusammensetzenden Eiweißkörper.
Wohl aber kann es jedem, der zur
Fettleibigkeit einige Neigung hat, nur nützlich sein, wenn er sich in
dem Genuß jener «Fettbildner» eine weise
Beschränkung auferlegt. J.
Vogel schlägt folgende Modifikation der Bantingkur
vor: Als
Frühstück
Kaffee ohne
Milch und Zucker mit wenig trocknem, geröstetem
Brot oder
Zwieback;
als zweites Frühstück ein paar weiche Eier [* 5] oder etwas kaltes Fleisch, auch roher, magerer Schinken mit etwas Thee oder leichtem Wein, als Mittagessen dünne Fleischbrühsuppe, magerem Fleisch gekocht oder gebraten, leichtes Gemüse oder Kompott, einige Kartoffeln und etwas Brot;
nachmittags schwarzer Kaffee;
abends Fleischbrühsuppe oder
Thee mit kaltem Fleisch, magerm Schinken, weichen
Eiern,
Salat und etwas
Brot. Der Erfinder der Bantingkur
ist nicht Banting selbst, sondern dieser, ein
Kaufmann
in
Kensington, hat sie nur auf den
Rat seines
Arztes, des Dr. William Harvey (gest. Jan. 1877 in
London),
[* 6] mit großem Erfolge
an sich erprobt.
Bestrebt, seinen Leidensgefährten hilfreich zu sein, hat dann Banting die Kurmethode in einem offenen
Briefe
(«Letter on corpulence, addressed to the public», Lond. 1863) näher beschrieben.
Dieser
Brief erlebte in kurzer Zeit mehrere
Auflagen und machte den
Namen Bantings und die Bantingkur
schnell berühmt. –
Ihre Ursachen, Verhütung und Heilung (21. Aufl., Berl. 1889).