Bange
(spr. bangsch), Balérand de, franz.
Oberst der
Artillerie und Schöpfer des gegenwärtigen franz. Geschützsystems, geb. zu
Balignicourt
(Aube), wurde 1873 als Direktor des
Atelier de précision im Depot central zu
Paris
[* 2] beauftragt, ein leichtes und
ein schweres Feldgeschütz zu konstruieren. Die von Bange
als Major 1876 vorgelegten Feldgeschütze von 80 und 90
mm
Kaliber wurden 1879 in die franz. Feldartillerie eingestellt. Eigentümlich ist die von
Bange
konstruierte plastische Liderung, aus Fett und
Asbest bestehend, sowie die Eisencentrierung der
Geschosse.
[* 3]
Von 1882 bis 1890 war Bange
Generaldirektor der frühern Etablissements
Cail, deren Werkstätten in
Grenelle (bei
Paris), in
Denain
und in
Douai liegen, und wandelte den größten
Teil derselben zur Geschützfabrikation um. Im Nov. 1884 trat
Bange
mit seinem Feldgeschützsystem in
Wettbewerb mit
Krupp, bei Gelegenheit der Neuausrüstung der serb. Feldartillerie mit
Feld- und Gebirgsgeschützen. Die serb. Regierung entschied sich für die
Geschütze
[* 4] von Bange.
Bei Gelegenheit der Schießversuche
in
Bukarest
[* 5] 1885/86 mit franz. und deutschen Panzertürmen haben auch schwere
Geschütze von
Krupp und in
Wettbewerb gestanden; die
Entscheidung der rumän. Regierung ist zu Gunsten des erstern gefallen.
Der Schraubenverschluß mit Bange
-Liderung wird in einzelnen
Beziehungen dem Kruppschen Rundkeilverschluß vorgezogen und
ist von England für die neuen
Geschütze wie von
Italien
[* 6] für schwere
Geschütze angenommen worden. Auch
in
Schweden
[* 7] wurde das
System in der Feldartillerie angenommen. Auf der Weltausstellung zu
Antwerpen
[* 8] von. 1885 hatte Bange
eine
Riesenkanone ausgestellt; dieselbe bestand aus
Stahl mit Beringung, hatte ein
Kaliber von 34 cm, ein Rohrgewicht von 37000 kg,
eine Rohrlänge von 11,20 m (33
Kaliber), feuerte
Geschosse von 420 bis 6000 kg mit Pulverladungen von 180 bis 200 kg
und sollte damit Geschoßgeschwindigkeiten bis 650 m und eine Schußweite bis 18000 m erreichen, doch hatte diese
Kanone das
Unglück, daß sie 1887 beim dritten Schuß, der aus ihr überhaupt gemacht wurde, zersprang.
Auch auf der
Pariser Weltausstellung von 1889 war Bange
mit seinen Konstruktionen reich vertreten; die Fabrik
Cail geriet aber
in derartige Zahlungsschwierigkeiten, daß in der Kammer über eine staatliche Unterstützung des Werks, als Gegengewicht
gegen
Krupp, verhandelt wurde. Eine erneute Konkurrenz, in die sich Bange
mit
Krupp 1890 in
Chile
[* 9] in
Bezug auf
Feldgeschütze einließ, fiel kläglich aus. Seit der Zeit ist Bange
von der Leitung der Fabrik wieder zurückgetreten.
Vgl.
Mariotti,
Canons français et canons allemands (Par. 1880): Hennebert, L'artillerie
Krupp et l'artilelrie de Bange
(ebd. 1886);
ders., Les canons de Bange
(Essen
[* 10] 1885);
Monthaye,
Krupp und de Bange
(deutsch von Bieberstein, Berl. 1887).