Bangalur(u
)
(engl.
Bangalore, d. h. Bohnenstadt), Hauptstadt des Distrikts und des brit.
Vasallenstaates Maisur (s. d.) in
Ostindien,
[* 2] 12° 57' nördl.
Br., 77° 37' östl. L., in 914 m Höhe in einer sehr fruchtbaren
Gegend. Bangalur
hatte 1881: 155857 E. (13344 mehr als 1871), darunter 108669
Hindu, 29521 Mohammedaner, 17430
Christen und 224
Dschain,
1891: 180366 E. Im Südwesten der Stadt steht ein
Fort, nördlich davon liegt das alte Eingeborenenviertel
(der sog.
Pet), weiter nach Nordost das europäische und
das neue Eingeborenenviertel, die
Kasernen und
Bazare.
Der
Pet hat 62317, das engl. Viertel mit der neuen Eingeborenenstadt 93540 E. An der zwischen
den beiden Eingeborenenvierteln gelegenen Ebene, auf der Wettrennen, Paraden u. s. w. abgehalten
werden, liegen die Hauptregierungsgebäude, der Bahnhof und eine Reibe neuer öffentlicher
Gebäude in griech.
Stile. Sonstige
Gebäude sind: acht christl.
Kirchen, viele Hindutempel und mohammed. Moscheen, das
Central College (Hochschule) und im äußersten
Norden
[* 3] der neue
Palast des
Maharadscha von Maisur. 1,6 km östlich vom
Fort der Lal-Bagh, ein herrlicher
Park ans der Zeit Haidar
Alis, jetzt mit botan.
Garten.
[* 4] - Bangalur
ist ein lebhafter
Industrie- und Handelsplatz, besonders für Getreide
[* 5] und
Baumwolle.
[* 6]
Die früher sehr bedeutende Produktion von Rohseide hat jetzt abgenommen. Besonders bekannt ist Bangalur
durch seine
Teppiche. In der alten und in der neuen Stadt finden große Märkte statt. 29
Aktiengesellschaften befassen
sich mit
Handels- und Bankgeschäften.
Eisenbahnlinien führen nach
Madras
[* 7] im
Osten, Maisur im Südwesten und Tumkur im Nordwesten;
mittelbar, durch eine Zweiglinie von dem Knotenpunkt Dschollarpett, ist es mit Negapattan an der Ostküste und mit
Calicut
an der Westküste verbunden. Im
Bau begriffen ist die Linie über Tumkur zur
Verbindung mit Goa und
Bombay;
[* 8] geplant ist die Fortsetzung der Linie über Maisur direkt nach
Calicut.
Die Geschichte B.s reicht bis zur Gründung des Forts zurück, das 1537 von den Hindu angelegt wurde. 1638 kam an Bidschapur; Aurangseb, in dessen Besitz es 1687 gelangte, verkaufte es an den Radscha von Maisur. 1758 trat der damalige Radscha das Fort und die Umgebung als Dscha-gir (Landlehen) an Haidar Ali ab. Als dieser zur Regierung gelangte, vergrößerte er (1761) das Fort und machte es zur thatsächlichen Residenz, obwohl Srirangapattan die nominelle Hauptstadt blieb. Im ¶
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dritten Maisur-Kriege erstürmte Lord Cornwallis den Pet und 21. März das Fort. 1811 wurde das Militär von Srirangapattan
nach Bangalur
verlegt, und 1831, als Maisur (bis 1881) unter brit. Verwaltung kam, zogen auch die Civilbehörden hierher, so daß
Bangalur
seither die thatsächliche Hauptstadt ist.