Titel
Bandjermassin
1) Niederländ.-ostind. Residentschaft in
Borneo, auch Zuider- und
Oosterafdeeling (d. h.
Süd- und Ostabteilung) genannt, umfaßt
von W. nach O. das
Stromgebiet des Kahajan, des Murong und des
Barito, 374400 qkm mit insgesamt etwa 700000
E., darunter 671 Europäer, 3135
Chinesen und 1000
Araber. Zu dieser Residentschaft gehört jetzt das frühere Sultanat Bandjermassin
mit
etwa 130000 E. und der Hauptstadt Martapura. Bandjermassin
zerfällt in die 8
Abteilungen und Umgegend, Amuntei,
Martapura, Duson-Länder,
Dajak-Länder, Sampit,
Passir mit den Fanah-Bumbu-Ländern und Kutei mit der Nordostküste von
Borneo.
Die Bewohner des Innern sind
Dajaks, die der Flußufer hauptsächlich Malaien und
Bugi.
Bandjermassin
erscheint zuerst gegen Ende des 14. Jahrh, als Vasallenstaat des Hindureichs Madjapahit im östl.
Java und gelangte erst nach dem Zusammensturze des letztern (1478) zu polit. Unabhängigkeit unter dem
javan. Prinzen Surija Nata. Der siebente Nachfolger des letztern,
Sultan Surija Angro, führte 1600 zuerst in Bandjermassin
den
Islam
ein. Ihm folgten 12 mohammed. Fürsten, deren letzter
Sultan
Adam (1825-57) war. Die
Holländer stifteten schon 1606 und 1608 in
Bandjermassin
Handelsniederlassungen, zogen diese aber 1669 wieder ein.
Von 1698 bis 1707 bestand dort eine engl.
Faktorei. Die
Holländer schlossen erst 1733 wieder neue Handelsverbindungen mit
Bandjermassin
, wo sie später (1746 und 1756) durch neue
Traktate mit den
Sultanen zu immer größerm Einfluß gelangten, bis der Panumbahan
Batu, den sie in einem Streite um die Erbfolge unterstützt hatten, sich (1787) zu ihrem
Vasallen erklärte
und ihnen einen nicht unbeträchtlichen
Teil seines Grundgebietes als
unmittelbares Eigentum abtrat. Nach dem
Tode von
Sultan
Adam (1857) gaben Streit um die Erbfolge,
Aufstände der
Bevölkerung,
[* 2] die Ermordung von Europäern zu Kalangan zur
Annexion
des Sultanats Veranlassung und 1860 zur
Bildung einer neuen, dessen Besitzungen im
Süden und
Osten
Borneos
umfassenden Residentschaft.
2) Hauptstadt der Residentschaft Bandjermassin
, auf dem linken Ufer des
Barito, 38 km oberhalb seiner Mündung in die See, ist Sitz des
Residenten und Militärkommandanten und hat gegen 25000 E. (darunter etwa 220 Europäer, 1600
Chinesen, 300
Araber,
der Rest Malaien,
Bugis und
Dajaks), das
Fort
van Thuyle, das befestigte
Campement
Tatas, eine Schule, die Gouvernementsmagazine
u. s. w. Der bedeutende
Handel wird namentlich durch
Araber und
Chinesen betrieben. Die Einfuhr besteht hauptsächlich in
Salz,
[* 3] europ. Kattunstoffen, Gerätschaften aus
Eisen
[* 4] und andern Metallen, Glasgeschirr, grobem chines. Porzellan,
die Ausfuhr in
Steinkohlen, Diamanten, Goldstaub, Rotang,
Bauholz,
Wachs, Guttapercha, verschiedenen Harzen und einigen inländischen
Arzneistoffen, wie der Rinde von
Guru und Sintok.