Bandello,
Matteo, ital. Novellist, geboren um 1480 zu Castelnuovo in Piemont, ward zu Rom Dominikaner und trat in das Kloster Santa Maria delle Grazie in Mailand, führte aber ein ziemlich unstetes Leben und hielt sich in verschiedenen Städten Italiens, am längsten, wie es scheint, in Mantua, auf, wo er die berühmte Lucrezia Gonzaga im Lateinischen und Griechischen unterrichtete. Während der Kriege 1520-25 verlor er als Anhänger der französischen Partei sein väterliches Erbe und war genötigt, eine Zeitlang verkleidet umherzuirren. Hierauf ging er mit seinem Freund Cesare Fregoso nach Frankreich und wurde 1550 von Heinrich II. zum Bischof von Agen ernannt, trat jedoch das Bistum schon 1555 an Ettore Fregoso, den Sohn seines Freundes, ab. Sein Todesjahr ist unbekannt, muß aber nach 1561 fallen. Seine Novellen (214 an der Zahl) bieten viele interessante Kulturgemälde dar und zeichnen sich durch naive und drastisch wirkende Darstellung, aber zum Teil auch durch große Schlüpfrigkeit des Inhalts aus. Sie erschienen gesammelt zuerst Lucca 1554 in 3 Bänden, denen 1573 zu Lyon ein vierter folgte; sodann, nach mehreren verstümmelten Ausgaben, zuerst wieder vollständig London 1740, 4 Bde. (neuer Abdr. 1791-93, 9 Bde.), am besten Mailand 1813-14 in 9 Bänden; neuerlich Turin 1853, 4 Bde. Eine deutsche Übersetzung, mit Weglassung des Anstößigsten, lieferte Adrian (2. Aufl., Frankf. a. M. 1818, 3 Bde.); eine Auswahl enthält A. v. Kellers »Italienischer Novellenschatz«, Bd. 3 (Leipz. 1851). Bandello schrieb auch »Canti« zu Ehren der Lucrezia Gonzaga (Agen 1545), die jetzt ein seltenes und sehr gesuchtes Buch sind.