Bandello
,
Matteo, ital. Novellendichter, geb. gegen 1480 zu Castelnuovo in Piemont, trat in den Dominikanerorden und gehörte dem Kloster Sta. Maria delle Grazie in Mailand [* 2] an, lebte aber an verschiedenen Höfen, so bei Pirro Gonzaga in Gazzuolo, dessen Tochter Lucrezia er unterrichtete. 1525 verbrannten die Spanier sein Haus in Mailand; er floh und folgte Cesare Fregoso nach Frankreich. 1550 machte ihn Heinrich II. zum Bischof von Agen (bis 1555). 1561 lebte er noch.
Drei
Bände «Novelle», viel früher abgefaßt, erschienen Lucca
[* 3] 1551; ein
vierter folgte
Lyon
[* 4] 1573. Im ganzen sind es 214
Geschichten. Nachlässig in der
Sprache,
[* 5] erzählt Bandello
breit,
oft seicht uud schlüpfrig. Wo er wirtliche Vorkommnisse, besonders kurz vergangene darstellt, entwirft er lebendige
Schilderungen
der laxen
Sitten jener Zeit. Er wurde vielfach die
Quelle
[* 6] für Novellisten (besonders französische und deutsche des 16. und 17. Jahrh.)
und Dramatiker, mittelbar auch für
Shakespeare.
Nach mehrern verstümmelten erschienen vollständige
Ausgaben (4 Bde., Lond. 1740; 9 Bde.,
ebd. 1791-93; 9 Bde., Mail. 1813-14; 4 Bde.,
Turin
[* 7] 1853). Die Verdeutschung von
Adrian (3 Bde., Frankf. 1818-19) giebt nur das Unanstößige;
eine Auswahl deutsch in A.
Kellers «Ital. Novellenschatz», Bd. 3
u. 4. Bandello
schrieb auch
«Canti delle lodi
della S. Lucrezia Gonzaga» (1545),
heute selten, «Rime» (hg. von Costa, Turin 1816) und eine Nachahmung von Euripides' «Hekabe» (hg. Von Manzi, Rom [* 8] 1813).