Banāt
oder
Bánság, im
Ungarischen im allgemeinen Bezeichnung einer Grenzprovinz oder Gegend, über die ein
Ban (s. d.)
herrscht, in ähnlicher
Weise wie in
Deutschland
[* 2] das Wort
Mark. Die verschiedenen aber gingen in den langen Türkenkriegen ein,
und nur das Königreich Kroatien behielt seinen
Ban, ohne nach ihm genannt zu werden. – Umgekehrt erhielt
das
Temeser Banat
diese Benennung nach dem Passarowitzer Frieden (1718), ohne jemals einen
Ban gehabt zu haben. Dieses sog. Banat
umfaßt
die
Komitate
Torontal,
Temes und Krassó.
Infolge einer kaiserl. Bestimmung vom wurde dasselbe thatsächlich von
Ungarn
[* 3] getrennt und
ein neues österr. Kronland unter dem
Titel: die
Serbische Wojwodina und das
Temeser Banat
geschaffen, zu dem außer den drei genannten
Komitaten noch das
Bácser
Komitat (die Wojwodina) genommen wurde. Dieses Kronland bestand sodann aus den fünf
Kreisen
Temesvár,
Lugos, Großbecskerek, Zombor und Neusatz. An der
Spitze desselben stand die serbisch-banat
ische Statthalterei
in
Temesvár, die dem Ministerium in
Wien
[* 4] unmittelbar untergeben war.
Infolge des Oktoberdiploms von 1860 wurde dieses Kronland aufgehoben und das Banat
wieder mit
Ungarn vereinigt. Das alte
Temeser
Banat
enthält mit der
Banalgrenze (s. d.) 28040 qkm, ist im O. und SO.
gebirgig, im N., W. und
SW. flach und morastig, aber durchgehends stark bewässert und sehr fruchtbar.
Es grenzt im N. an die
Maros, im O. an das
Banatergebirge, das
Ungarn von der Walachei und Siebenbürgen trennt, im
S. an die
Donau und im
W. an die
Theiß. Anfangs stand das Banat
allein unter Militärverwaltung.
Maria
Theresia führte 1751 die Civilverwaltung ein und berief zur Kolonisierung der königl.
Kameralgüter deutsche Einwanderer aus den Rhein- und Moselgegenden und
Schwaben herbei (1763–65, 1768–71), die das Land
in
Blüte
[* 5] brachten. Die übrige
Bevölkerung
[* 6] besteht aus Magyaren, Rumänen (Walachen),
Serben (Raizen),
Bulgaren,
Zigeunern und
Juden. Das Banat
ist einer der reichsten
Teile
Ungarns. Weizen wächst überall in Fülle, ebenso
Tabak,
[* 7] Hirse,
[* 8] Gerste,
[* 9] Hafer,
[* 10] Raps,
Kukuruz,
Nüsse,
Kernobst.
Der Weinbau ist weniger ergiebig, liefert aber ein gutes Produkt; an Federwild findet sich Überfluß; die Flüsse [* 11] sind sehr fischreich. Die Bergwerke geben Ausbeute an Gold, [* 12] Silber, Zink, mehr an Eisen [* 13] und Kupfer; [* 14] doch der größte Schatz besteht in Steinkohlen (namentlich in Steyerdorf). Unter den Mineralquellen nehmen die berühmten Bäder von Mehadia (s. d.) den ersten Rang ein. Das heute nur noch einen geogr. Begriff und keinen Verwaltungsbezirk mehr darstellende hat 26382 qkm, (1890) 1433421 E., der Religion nach 533438 römische, 35171 griech.-unierte Katholiken, 790817 Griechisch-Orientalische, 32776 Lutheraner, 19826 Reformierte und 19501 Israeliten.
Der Nationalität nach waren 560229 Rumänen, 393341 Deutsche,
[* 15] 260906
Serben und Kroaten, 146984 Magyaren, 22352 Slowaken
und 26070
Bulgaren und
Zigeuner. Die Hauptstadt ist
Temesvár. Im letzten Jahrzehnt hat der Wohlstand des Banat
durch Mißwachs
und
Überschwemmungen viel gelitten; auch haben Seuchen
(Cholera,
Diphtheritis u.a.) und
Auswanderungen
die Bevölkerung
gemindert. Merkwürdige Punkte sind die Veterani-Höhle und das
Eiserne
Thor (s. d.). –
Vgl. Griselini, Versuch einer natürlichen und polit.
Geschichte des
Temeser Banat
(2
Tle.,
Wien 1779–80);
Böhm, Geschichte des
Temeser Banat
(2
Tle., Lpz. 1861); Schwicker,
Geschichte des
Temeser Banat
(2. Aufl.,
Pest 1872).