Banat
(ungar. Bánság, s. Karte »Ungarn«), [* 2]
bei den
Ungarn im allgemeinen jene Grenzprovinz, über die ein
Ban (s. d.)
herrschte. Nach den Türkenkriegen bestand nur noch ein Banat
, das
Temesvárer, welches diese Benennung nach dem
Passarowitzer
Frieden erhielt, ohne je einen
Ban gehabt zu haben. Es umfaßte die frühern
Komitate
Torontál,
Temes und
Krassó, wozu noch die
Banater
Militärgrenze mit drei Regimentsbezirken (dem
Deutsch-,
Serbisch- und Romanisch-Banater
) kam. Es bildete ein unregelmäßiges
Viereck,
[* 3] das im N. durch die
Maros, im W. durch die
Theiß, im O. durch die
Ausläufer der
Karpathen und Transsilvanischen
Alpen,
[* 4] im S. durch die
Donau begrenzt wurde und einen Flächeninhalt von 28,040 qkm (509 QM.) hatte.
Das Banat
war im
Altertum ein Teil
Daciens und teilte dessen
Geschicke in der Völkerwanderungsepoche und nach derselben. Zur Zeit
der Begründung der ungarischen
Monarchie durch
Stephan den
Heiligen erscheint der
Kern des nachmaligen Banats
als
Fürstentum Chanád unter dem
Fürsten Achtum, der an die
Arpaden seine Herrschaft verlor. Im
Mittelalter selbst
gab es kein
unter diesem
Namen, sondern vier
Komitate:
Temes,
Torontál,
Krassó und Chanád.
Schon durch die Einfälle der
Mongolen und
Tataren
wurde das sogen. Banat
schrecklich verwüstet, weshalb die
Städte
Mehadia,
Orsova u. a. befestigt wurden.
Eine noch traurigere Zeit für das Banat
begann Ende des 14. Jahrh. mit dem
Einbruch der
Türken, bei deren fast 300 Jahre dauerndem
Ansturm gegen
Ungarn und
Österreich
[* 5] das Banat
als Grenzland immer am schwersten zu leiden hatte. Dazu kam
der Bauernaufstand unter
Georg
Dósa, der 1514 in vier
Monaten 40-60,000 Menschenleben kostete. 1521 verwüstete
Mehemed
Hyde
mit 40,000 Mann beinahe das ganze Banat.
Mit
¶
mehr
der Eroberung Temesvárs wurden die Türken Herren des Banats
, das nun zu einem Sandschak unter einem Pascha mit zwei
Roßschweifen (Beglerbeg) erhoben ward. Infolge des türkischen Despotismus, besonders des Steuerdruckes, floh ein großer Teil
der Bewohner nach der Moldau, Walachei und Siebenbürgen. Die christlichen Kirchen wurden durch Moscheen ersetzt,
die Christen an der Ausübung ihrer Religion verhindert. Nach 164 Jahren endlich befreite Prinz Eugen das Banat
vom türkischen Joch.
Im Oktober 1716 zog er in Temesvár ein, und nach dem Fall Belgrads (1717) erreichte die Herrschaft der Türken ihr Ende. Um die
Wiedergeburt des Banats
erwarb sich besonders Graf Mercy hohe Verdienste.
Temesvár wurde befestigt, Handel und Industrie wurden durch neue Straßen, Kanäle, deutsche Ansiedler, Künstler und Manufakturisten
gehoben, die Sümpfe der Donau und Theiß größtenteils ausgetrocknet. Auch Maria Theresia nahm sich des Banats
an, förderte
den Bergbau,
[* 7] legte neue Dörfer an, zog deutsche Handwerker und Manufakturisten herbei und machte den von
Mercy angelegten Begakanal schiffbar. 1779 wurde das Banat
Ungarn wieder einverleibt, nur die Militärgrenze blieb davon getrennt.
Unter Kaiser Franz I. erwarb sich Baron Wenkstein um das Krassóer Komitat, das unsicherste des Banats
, bedeutende Verdienste.
Wenkstein ließ die vereinzelten Häuser und Dörfer vereinigen und legte treffliche Straßen an. 1848 entspann
sich der Bürgerkrieg unter den verschiedenen Nationalitäten des Banats
, wobei Deutsche
[* 8] und Magyaren Hand
[* 9] in Hand gingen, die
Rumänen sich neutral verhielten. Die Aufwiegler waren meist Serben, ihr Ziel Plünderung. Monatelang verteidigten sich die deutschen
Bewohner Weißkirchens gegen dieselben und vereitelten dadurch großenteils ihre Pläne. Bei Temesvár wurde
die letzte blutige Schlacht des österreichisch-ungarischen Kriegs geliefert, nach der Görgei bei Világos die Waffen
[* 10] streckte. Die Neugestaltung Österreichs schied das Banat
gleichwie die serbische Woiwodschaft von dem übrigen Ungarn.
Vgl. Böhm,
Geschichte des Temeser Banats
(Leipz. 1861, 2 Bde.);