Bambusa
Schreb.
(Bambus),
Gattung aus der
Familie der
Gramineen,
[* 2] in welcher diese letztere ihre höchste
Entwickelung erreicht,
baumartige
Gewächse mit schlanken, holzigen, nicht selten verzweigten
Halmen, luftigen, zierlichen Blätterkronen, grasartigen
Blättern und bisweilen riesigen Blütenrispen. Man kennt über 180
Arten in
Asien,
[* 3]
Amerika
[* 4] und
Afrika;
[* 5] sie gehören überall
den wärmern
Ländern an, doch bildet Bambusa
(Chusquea) aristata
Mart. in der östlichen Andenkette noch bei 4700 m
Höhe undurchdringliche Dickichte und geht selbst bis zur
Schneegrenze, auch im
Himalaja steigen einige
Arten bis 3800
m, und
Bambusa
Metake
Sieb. aus
Japan
[* 6] und mehrere chinesische
Arten gedeihen in
Frankreich und
Belgien.
[* 7]
Die Bambusen erreichen riesige
Dimensionen (Bambusa
Brandisii Shuttl.
wird 38 m hoch bei 80
cm Stammumfang). Sie gehören zu den nützlichsten
Gewächsen, und Bambusa
arundinacea
Willd. (das gemeine
Bambusrohr, s. Tafel
»Nahrungspflanzen
[* 8] III«)
[* 9] ist in dieser Hinsicht nur mit der
Kokospalme zu vergleichen. Seine eigentliche
Heimat ist unbekannt, man findet es in beiden
Hemisphären, und es gedeiht in
Algerien
[* 10] und in Südfrankreich
üppig. Aus dem
Rhizom
[* 11] schießen zahlreiche
Halme 18
m und höher mit großer
Schnelligkeit auf, die
Blätter sind 16
cm lang,
aber nur 1,3
cm breit, die
Blüten sollen erst im 25. Jahr und dann so reichlich erscheinen, daß die
Pflanzen
durch die große
Produktion von
Früchten erschöpft werden und ganz oder bis auf das
Rhizom absterben.
Bambusa
gigantea
Poir. blüht
erst im 30. Lebensjahr.
Bambusa
Tulda
Miq. in
Hinterindien
[* 12] erreicht in einem
Monat die
Höhe von 22 m. Im Gebiet des
Amazonenstroms
ist Bambusa
latifolia
Mart. ein hervorragender
Bestandteil der
Vegetation. Aus
China und
Japan sind buntblätterige
Bambusen eingeführt,
von denen besonders die japanische, niedrig bleibende Bambusa
Fortunei hort.
als hübsche
Zierpflanze empfehlenswert ist. Die jungen
Schößlinge des Bambusrohrs werden als
Gemüse genossen oder in
Essig
eingemacht und kommen als Achia in den
Handel; das haferähnliche
Korn hat als Brotfrucht eine große Bedeutung.
Aus dem zähen, leichten und sehr harten Holz [* 13] werden Häuser erbaut, und oft ist zu einem ganzen Dorf kein andres Material als Bambus verwendet;
fast die ganze Hauptstadt von Siam schwimmt auf Bambusflößen;
aus Bambus baut man Brücken [* 14] und Wasserleitungen, fertigt Möbel [* 15] und allerlei Hausgerät, auch zierliche Kunstsachen, wie Körbchen, Vorhänge, Dosen. etc.;
langes, krauses Geschabsel dient zum Polstern;
ein Span von keilförmigem Querschnitt, dessen scharfe Kante von der kieselreichen äußern, ungemein harten Schicht gebildet wird, gibt ein sehr scharfes Messer; [* 16]
dieselbe äußere Schicht dient als Wetzstein für eiserne Messer. In einer Bambusröhre, die dabei zwar verkohlt, aber nicht verbrennt, kocht der Javaner an einem Bambusfeuer junge Bambustriebe. In China wird das meiste Papier aus jungen Bambustrieben erzeugt und auf Jamaica sehr viel Bambusfaser für die nordamerikanische Papierfabrikation [* 17] gewonnen.
Aus schmalen Streifen flicht man Hüte, Körbe, Reusen; zerklopfter Bambussplint liefert Pinsel. Für den Krieg macht man aus Bambus Blasrohre, Pfeilschäfte und Pfeilspitzen, Lanzen, Palissaden.
Bambusa
spinosa
Ham. gibt undurchdringliche
Hecken, eine kletternde Art wird zu allerlei
Flechtwerk,
Säcken, selbst
Jacken verarbeitet; die Verwendung zu
Stöcken
(Pfefferrohr), Regenschirmstielen ist auch bei uns bekannt. In
Java,
China,
Tahiti
[* 18] liefert der
Bambus allerlei
Musikinstrumente.
In den
Knoten alter
Halme bildet sich eine
Kieselkonkretion, der
Bambuskampfer (Bambuszucker,
Tabascheer), welcher in der chinesischen
Medizin, auch als Poliermittel benutzt
und in großer
Menge nach
Arabien exportiert wird.
Vgl. Rivière, Les Bambous (Par. 1879).