Titel
Bamberger
,
1) Heinrich von, Mediziner, geb. zu Iwonarka bei Prag, [* 2] studierte in Prag und Wien, [* 3] trat dann in den Dienst des Wiener allgemeinen Krankenhauses, wurde 1849 Assistent an der medizinischen Klinik, seit 1851 bei Oppolzer, ging 1854 als Professor der medizinischen Klinik nach Würzburg, [* 4] 1872 als Nachfolger Oppolzers nach Wien. Er schrieb: »Krankheiten des chylopoetischen Systems« (Abt. 1 des 6. Bandes von Virchows »Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie« bildend, 2. Aufl., Erlang. 1864);
»Lehrbuch der Krankheiten des Herzens« (Wien 1857);
»Über Bacon von Verulam, besonders vom medizinischen Standpunkt« (Würzb. 1865);
»Über Morbus Brightii« (Leipz. 1875).
Bambergers
praktisch-medizinische Werke sind
von hervorragender Bedeutung durch die außerordentlich großen klinischen
Erfahrungen des Verfassers.
2) Ludwig, deutscher Nationalökonom, geb. zu Mainz, [* 5] studierte 1842-45 in Gießen, [* 6] Heidelberg [* 7] und Göttingen [* 8] Jurisprudenz, arbeitete zwei Jahre lang an den Gerichten seiner Vaterstadt, nahm 1848 an den politischen Bewegungen daselbst lebhaften Anteil und trat 1849 in die Reihen der Freischärler in der Pfalz. Das Mißlingen der Erhebung, welche er in seiner Schrift »Erlebnisse aus der pfälzischen Erhebung« (Frankf. 1849) schilderte, zwang ihn zur Flucht. Er lebte nacheinander in der Schweiz, [* 9] in England, Belgien, [* 10] Holland, meist in kaufmännischen Stellungen, seit 1853 in Paris [* 11] als Leiter des großen Bankhauses von Bischoffsheim u. Goldschmidt. 1859 nahm er seine publizistische Thätigkeit wieder auf und kehrte 1866 infolge der nach Beendigung des deutschen Kriegs erlassenen Amnestie in seine Vaterstadt zurück, die ihn 1868 in das Zollparlament und dann in den Reichstag wählte, in welchem er sich der nationalliberalen Partei anschloß und seine freihändlerischen Prinzipien mit großer rednerischer Gewandtheit zur Geltung brachte.
An der Münzreform hatte er hervorragenden Anteil. 1881 schied er aus der nationalliberalen Partei aus und begründete die Fraktion der Sezessionisten, 1884 in Gemeinschaft mit der Fortschrittspartei die der Deutschfreisinnigen. Er bekämpfte seitdem Bismarcks Politik, namentlich dessen Kolonialpläne. Seine wichtigsten Schriften sind: »Monsieur [* 12] de Bismarck« (Par. 1868; deutsch, Bresl. 1868);
»Vertrauliche Briefe aus dem Zollparlament« (das. 1870);
»Zur Naturgeschichte des französischen Kriegs« (Leipz. 1871);
»Die Aufhebung der indirekten Gemeindeabgaben in Belgien, Holland und Frankreich« (Berl. 1871);
»Zur deutschen Münzgesetzgebung« (das. 1873);
»Die Arbeiterfrage unter dem Gesichtspunkt des Vereinsrechts« (Stuttg. 1873);
»Die Zettelbank vor dem Reichstag« (2. Aufl., Leipz. 1874);
»Reichsgeld, Studien über Währung und Wechsel« (3. Aufl., das. 1876);
»Deutschland [* 13] und der Sozialismus« (das. 1878);
»Die Sezession« (Berl. 1881).