[* 2] ehemaliges reichsunmittelbares deutsches
Bistum, hatte
vor derSäkularisation 3580 qkm (65 QM.) mit 207,000
Einw., kaum die Hälfte der
Bevölkerung,
[* 3] die es
vor derReformation besaß. Von
KaiserHeinrich II. gestiftet, wurde das
Bistum 1007 von
PapstJohann VIII. bestätigt. In weltlichen
Dingen stand es unter dem besondern
Schutz des deutschen
Königs,
in geistlichen unter dem
Papst. Von den 62
Bischöfen war der 1.
Heinrichs II.
KanzlerEberhard, 1007-40, die bedeutenden folgende:
Der 2., Suidger, wurde 1046 als
Clemens II.
Papst. Der 6.,
Hermann, beförderte die
Stiftung der Benediktinerabtei
Banz durch
die Gräfin Alberada (1071), gründete 1073 das Augustinerstift St.
Jakob zu Bamberg, wurde später wegen
Simonie und
Verschwendung beim
Papst angeklagt und 1075 abgesetzt.
Sein Nachfolger
Rupert (gest. 1102) ward,
weil er sich 1076 aus
der Reichsversammlung zu
Worms
[* 4] gegen
Gregor VII. erklärte, mit dem
Bann belegt, später aber losgesprochen und wieder eingesetzt.
[* 2] unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, sonst die Hauptstadt des Fürstbistums
Bamberg, liegt (242 m ü. M.) an der Regnitz, die 3,5 km unterhalb in den Main geht,
in einer der fruchtbarsten, anmutigsten Gegenden
Deutschlands,
[* 25] an den LinienMünchen-Ingolstadt-Bamberg-Hof und Bamberg-Würzburg der Bayrischen Staatsbahn. Die Stadt selbst liegt der
Hauptmasse nach in der Thalebene, ein großer Teil derselben aber (auf dem linken Ufer der Regnitz) zieht
sich amphitheatralisch über fünf Hügel hinan; der Stadtteil jenseit des rechten Arms der Regnitz, mit der lebhaften Königs-
und der neuen Eisenbahnstraße, steht mit der Stadt durch die Ludwigs-Kettenbrücke (1828-29 erbaut) und die Sophienbrücke
(Gitterbrücke, 1867 erbaut) in Verbindung.
Unter den übrigen acht Brücken
[* 26] ist die in der Mitte der Stadt liegende Obere Brücke
[* 27] beachtenswert, die schon 1452-56 von
HansForchheimer errichtet wurde. ÖffentlichePlätze sind der Domplatz, der Maximiliansplatz mit einem monumentalen Brunnen,
[* 28] der Schönleinsplatz mit Büste des ArztesSchönlein und der Schillerplatz. Unter den Gebäuden nimmt der
auf einer Anhöhe in majestätischer Pracht sich erhebende Dom (s. Tafel »Baukunst
[* 29] IX«,
[* 30] Fig. 3-5), eins der ausgezeichnetsten
Werke der spätromanischen Architektur, die oberste Stelle ein.
Derselbe wurde um 1004 von KaiserHeinrich II. gegründet und 1012 vom Patriarchen von Aquileja eingeweiht, brannte dann 1081 und
später nieder, wurde im 13. Jahrh. wieder aufgebaut und 1828-1837 durch
König Ludwig I. vollständig restauriert. Er hat ein von N. nach S. gerichtetes, verkürztes Hauptschiff; die Länge beträgt
105,3, die Breite
[* 31] 30,7 m. An den beiden Enden des Hauptschiffs schließen sich zwei Chöre an: das Georgenchor gegen O. und
das Peterschor gegen W. Unter dem erstern Chor liegt eine große, auf Säulen
[* 32] ruhende Krypte (mit einem
Ziehbrunnen und dem Sarkophag
[* 33] des deutschen KönigsKonrad III.).
Die Hauptzierde des Doms sind seine vier Türme von denen je zwei sich neben den Chören erheben. Die Kirche hat vier Portale,
von welchen das Portal der nördlichen Langseite (die »Fürstenthür«,
mit dem JüngstenGericht) am reichsten verziert ist. Im Innern, das durch großartige Einfachheit und Majestät imponiert,
tragen zehn Hauptpfeiler das Gewölbe
[* 34] des Schiffs. Unter zahlreichen Grabmälern ist das ausgezeichnetste das des KaisersHeinrich
II. und seiner Gemahlin Kunigunde, im Schiff
[* 35] der Kirche, von Tillmann Riemschneider 1499-1513 aus weißem
SalzburgerMarmor gearbeitet. An trefflichen Bildhauerwerken sind vorhanden eine Reiterstatue (wohl Konrads III., nicht Stephans
des Heiligen von Ungarn), das prachtvolle, 8½ kg schwere Elfenbeinkruzifix auf dem Marienaltar (angeblich aus dem 4. Jahrh.
und vom KaiserHeinrich II. dem Dom geschenkt), das moderne eherne Christusbild auf dem Altar
[* 36] des Georgenchors
(nach Schwanthaler), die 22 Heiligen-Hautreliefs (von Schönlaub) und die alten Chorstühle ebendaselbst.
Der Domschatz enthält wertvolle Reliquien, namentlich von KaiserHeinrich II. und seiner Gemahlin (z. B. seinen Schädel, seine
Krone, sein Trinkhorn und Messer,
[* 37] ferner der KaiserinKamm etc.). Von den übrigen Kirchen hat im ganzen 14 Kirchen,
darunter 1 protestantische und 1 Synagoge) verdienen noch Erwähnung: die Jakobskirche, eine Säulenbasilika (zwischen 1073 und 1109 errichtet),
die St. Martinskirche, am Markt (1686-1720 von den Jesuiten erbaut), und die Obere Pfarr- oder Marienkirche, im reinsten gotischen
Stil (1320-87 errichtet). Von Klöstern besitzt Bamberg nur
Nördlich davon erhebt sich der Michelsberg mit dem ehemaligen, 1009 durch KaiserHeinrich II. gegründeten, 1803 säkularisierten
Benediktinerkloster St. Michaelis, das jetzt zum Bürgerhospital eingerichtet ist und die städtische Kunst- und Gemäldesammlung
enthält, sowie der dazu gehörigen zweigetürmten Kirche (mit dem Grabmal des heil. Otto). Andre bemerkenswerte
Gebäude sind: der sogen. alte Geyerswörth, auf einer von zwei Armen der Regnitz gebildeten Insel (über 100 Jahre lang bischöfliche
Residenz, jetzt Sitz des Oberlandesgerichts), das alte Rathaus, das erzbischöfliche Palais, das alte Mautgebäude am Markte,
das Lyceum, das Theater,
[* 41] die neue Fleischhalle etc.
Von großer Bedeutung ist die ausschließlich auf den Alluvionen des rechten Regnitzufers betriebene Kultur von Gemüsen, Gewürzpflanzen
[* 45] etc. Dieser Gemüsebau ist vielleicht der älteste in Deutschland
[* 46] und wird gegenwärtig von 600 Gärtnern
ausgeübt, welche bis 1862 eine Genossenschaft mit uralten Statuten und Privilegien bildeten und sich heute noch durch Sitte
und Gewohnheiten von den übrigen Bewohnern Bambergs nicht unwesentlich unterscheiden. Wahrscheinlich baute man zuerst überwiegend
Arzneipflanzen,
[* 47] und die Süßholzwurzel bildete einst einen wichtigen Handelsartikel.
Gegenwärtig betrifft die Kultur vorzüglich Stoppelrübensamen, Salatsamen, Meerrettich, Zwiebeln, Knoblauch,
Majoran, Spargel, Schwarzwurz, Gurken, Weißkohl (Zentnerkraut) und Wirsingkohl. Diese Früchte werden zu etwa ⅕ auf dem BambergerMarkt (wesentlich Engrosmarkt), zu ⅕ in der nähern Umgegend verkauft und zu ⅗ per Eisenbahn verschickt. Die Gesamtausfuhr
an Gärtnereiprodukten betrug 1883: 100,814 metr. Ztr. Der Weinbau
ist durch den ergiebigen Hopfenbau zurückgedrängt.
ferner
die Marquardsburg, auch Seehof genannt (sonst bischöfliche Sommerresidenz), die Ruine der historisch denkwürdigen Altenburg
(mit Kapelle und hohem Aussichtsturm).