Ballontrain
,
Ballonfuhrpark, die Gesamtheit derjenigen transportablen Apparate, vermittelst deren die Anwendung der Luftschiffahrt [* 2] zu militär. Zwecken im Felde ermöglicht wird. (S. Luftschiffahrt.) Die Füllung des Ballons geschieht im Felde mit Wasserstoffgas; in der genügend schnellen Entwicklung desselben liegt eine der größten Schwierigkeiten für die Verwendung des Ballons im Feldkriege. Als geringstes Maß für einen Fesselballon sind 500 cbm Gas erforderlich, die, mit Zink oder Eisen [* 3] dargestellt, eine Mitnahme von etwa 1500 bis 1600 kg von einem dieser Metalle erfordern, außerdem aber die nötige Menge von Schwefelsäure [* 4] in flüssiger oder fester Form.
Die dem franz. Expeditionskorps in Tongking [* 5] 1884 beigegebene Luftschifferabteilung folgte, um stets sofort zum Aufstieg bereit zu sein, den Truppen mit einem gefüllten Ballon. [* 6] Da das Wasserstoffgas durch jede Hülle leicht entweicht (diffundiert), so erleiden ständig gefüllte Ballons beim Transport erhebliche Verluste an Gas und daher an Steigkraft; aus diesem Grunde wurde in dem angeführten Falle stets ein zweiter Ballon zum Nachfüllen des eigentlichen Gebrauchsballons mitgeführt; für längere Unternehmungen ist ein derartiges Mittel aber auf die Dauer nicht anwendbar.
Bei der engl.
Armee führte man zur Vermeidung dieser Schwierigkeiten das Wasserstoffgas in komprimiertem Zustande in eisernen
Cylindern mit und konnte so in verhältnismäßig kurzer Zeit den
Ballon füllen. Durch diese sehr schweren eisernen Behälter
(Recipienten) wird jedoch der
Train sehr vermehrt. Das 1885 nach
Ägypten
[* 7] gehende engl. Expeditionskorps
unter Lord Wolseley führte einen Ballontrain
mit 3
Ballons mit sich. Zur Füllung derselben diente komprimierter
Wasserstoff in starken
eisernen Cylindern
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mehr
von 3,5 m Länge, 0,3 m Durchmesser und 500 kg Gewicht. Außer diesen schweren Gasbehältern wurden noch 100 leichtere mitgenommen, die je 4 cbm komprimiertes Gas enthielten, von Mannschaften getragen wurden und so den Truppen unmittelbar folgen konnten. Ein Gaserzeuger mit allen nötigen Materialien, ein Gasometer und eine Kompressionsmaschine wurden dem Korps ebenfalls mitgegeben, um an einem Punkt der Operationsbasis aufgestellt zu werden; dorthin mussten die entleerten Recipienten zu neuer Füllung zurückgeschickt werden.
In den beiden französischen und englischen Ballontrain
war also kein transportabler Gaserzeuger vorhanden, wodurch
die ganze Einrichtung etwas Schwerfälliges hatte. 1886 wurden in Frankreich 4 Feldballontrains
und 4 Festungsballontrains
errichtet. Ein Feldtrain enthielt: 1 Dampfwinde und 1 verdeckten Ballonwagen mit je 6 Pferden, 1 Gaserzeuger, 1 Werkzeugwagen, 1 Packwagen, 1 Feldschmiede
mit je 4 Pferden;
beim Festungstrain fehlt der Ballonwagen und die Feldschmiede. - Der in Italien
[* 9] 1886 aufgestellte Ballontrain
bestand
aus 1 Dampfwinde, 1 Gaserzeuger, 1 Ballonwagen, 3 Schwefelsäurewagen und 3 Transportwagen.
Zur Verwendung bei dem abessin. Expeditionskorps 1887 wurde komprimiertes Gas (120 Atmosphären) in Stahlcylindern mitgeführt. Dieselben sind 2,4 m lang, haben 23 cm Durchmesser, 3 mm Metallstärke und 32 l Inhalt;
jeder Recipient wiegt 30 kg;
zu einer Ballonfüllung von 500 cbm Gas sind 125 Recipienten erforderlich. - Der russische hat dieselbe Ausrüstung wie der italienische;
ähnlich ist die Zusammensetzung des Trains auch in den andern Heeren. - Unter Berücksichtigung der verschiedenen technischen Anforderungen in dieser oder jener Richtung ist fast bei allen Heeren als Kriegsballon ein Kugelballon mit 500-600 cbm Gasinhalt eingeführt worden;
der kleine engl. Ballon von 250 cbm Gasinhalt hatte sich bei der Sudanexpedition seines geringen Auftriebes wegen nicht bewährt.
Die Gasbereitung und Füllung eines solchen Kriegsballons wird mit den notwendigen Vorbereitungen (Aufstellen des Gaserzeugers, Einbringen der Materialien, Auslegen und Montieren des Ballons) immerhin 3-4 Stunden Zeit erfordern.