[* 1] (lat., v. griech.
ballein, »werfen«; deutsch Blyde), Wurfmaschine der alten Römer, unter der man je nach der Zeit zwei sehr verschiedene Geschütze
sich vorstellen muß. Bis etwa 200 n. Chr. bezeichnete Balliste die ihrer schräger Spannung wegen von den Griechen
Palintona (s. d.) genannte Art der Katapulte (s. d.), also ein zweiarmiges Geschütz, dessen Schleuderkraft auf der starken
Torsion zweier Sehnenbündel beruhte, und mit welchem vorzugsweise Steine, große Bleikugeln und balkenähnliche Pfeile in einem
Winkel von 45° geschleudert wurden (s. Abbildung). Im 4. Jahrh.
unsrer Zeitrechnung bezeichnet bei den Römern ein eisernes Bogengeschütz, ganz nach Art unsrer Armbrust
konstruiert, dessen Kraft auf der Elastizität der beiden eisernen Bügel beruhte.
Das Geschoß dieser Ballisten waren eisenbeschlagene Pfeile, die auf einer durch eine Richtschraube vertikal beweglichen Rinne
ruhten und so einen sehr verschiedenen Elevationswinkel erhalten konnten. Die Ballisten waren natürlich von verschiedener
Größe; kleinere konnten von einem einzelnen Soldaten bedient werden und wurden deshalb nach Art der spätern Wallbüchsen
oft im offenen Feld verwandt. Größere verlangten zur Spannung ihrer Sehnen eine zahlreichere Mannschaft und die Zuhilfenahme
von Maschinen.
Über die Wirkung eines solchen Geschützes wird berichtet, daß es bis über die Donau reichte; leider
ist jedoch nicht gesagt, an welcher Stelle. Marquardt hat auch diese Art der Ballisten als ein Torsionsgeschütz auffassen
wollen, doch streiten damit die Berichte der Alten (s. Köchly und Rüstow, Griechische Kriegsschriftsteller, Bd. 1, S. 408 ff.)
wie auch der Umstand, daß in einigen Gegenden Bayerns bis heute sich der Name Ballester für Armbrust erhalten
hat.
Vgl. Marquardt-Mommsen, Handbuch der römischen Altertümer, Bd. 5 (Leipz. 1876).
[* 1]
^[Abb.: Balliste.]
[* 1] (lat. ballista, vom grch. bállein, d.h. werfen),
Bezeichnung von Wurfgeschützen, die zum Werfen von Steinen oder steinernen Kugeln bestimmt waren. Bis ungefähr 200 v. Chr.
waren die Balliste (von den Griechen Palintonen oder Lithobolen genannt) aus starken Holzgerüsten gebildet,
bei denen zur Führung des zu schleudernden Geschosses, ähnlich wie bei der Armbrust, eine Rinne angebracht war, die oft unter
einem Winkel bis zu 45° stand. Als bewegende Kraft für das Geschoß dienten Zwei voneinander unabhängige Arme, die in senkrecht
angebrachten, aus starken, zusammengedrehten Sehnen gebildeten Cylindern steckten, und deren freie Enden
durch eine starke Sehne verbunden waren. Spannte man letztere, unmittelbar auf das Geschoß wirkende Sehne an, bog man also
die Arme zurück, so drehten diese die senkrechten Sehnencylinder
mehr
zusammen, so daß, wenn man zum Fortschleudern des Geschosses die Verbindungssehne losließ, deren natürliche Schnellkraft
sich mit der Gewalt der beim Vorschnellender Arme sich zurückdrehenden senkrechten Sehnencylinder vereinigte.
Eine den Römern eigentümliche Art von Balliste war der Onager (s. nachstehende
[* ]
Figur).
[* ]
^[Abb.]
Er hatte nur einen Arm, der mit dem einen Ende zwischen starken, zusammengedrehten, horizontal im Gerüst
liegenden Sehnen steckte, während das andere freie Ende in Form eines kolossalen Löffels, zur Aufnahme des Geschosses, gestaltet
war. Zum Laden des Geschützes zog man das freie Ende des in einer vertikalen Ebene sich bewegenden Arms mittels eines Windewerks
nieder, hielt den Arm mit einem Haken fest und belastete den Löffel. Der horizontale Sehnenstrang war
durch das Niederziehen des Arms gespannt, also zur Kraftentwicklung bereit. Wollte man schleudern, so schlug man den Haken
heraus; der Arm wurde nun von der sich aufdrehenden Sehne in die Höhe gerissen und schleuderte dabei den Inhalt des
Löffels im hohen Bogen fort.
Die Balliste wurden den Römern durch die Griechen bekannt. Sie bedienten sich ihrer bereits in den Punischen Kriegen, und diese Maschinen
bildeten wahrscheinlich bis in den Anfang des 3. Jahrh. n. Ehr.
die einzigen Wurfgeschütze der Römer. Von da ab ward der Önager als Wurfgeschütz und neben ihm ein
Bogengeschütz mit einem eisernen Bogen, welches nun den Namen Balliste erhielt, als Horizontalgeschütz im Sinne der Katapulten (s. d.)
verwendet. Erst in der spätesten Kaiserzeit kommen vierräderige auch Carroballisten genannt, als Horizontalgeschütze im
Feldkrieg vor. Die schwersten Balliste warfen Körper von 2 bis 6 Ctr. Gewicht auf Entfernungen
von etwa 1000 Schritt.
Vgl. Rüstow und Köchly, Geschichte des griech. Kriegswesens (Aarau 1852);
Jähns, Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens
(Berl. 1880);
Droysen, Heerwesen und Kriegführung der Griechen, in Hermanns «Lehrbuch der griech. Antiquitäten», Bd. 2 (Freiburg
1888).